Freizeit ist Flugzeit, ist Freiheit in der Luft

Segelfliegergemeinschaft Backnang kann bei ihrem traditionellen Fliegerfest erst am Sonntag das volle Programm bieten

Freizeit ist Flugzeit, ist Freiheit in der Luft

Fluglehrer Tobias Kloiber (mit Warnweste) erklärt, was den Tragschrauber ausmacht. Foto: J. Fiedler

Von Carmen Warstat

ASPACH/OBERSTENFELD.Stolze 206 Vereinsmitglieder mit Familienangehörigen waren für die Organisation eingeteilt. Aber zumindest am Samstag wollte das Wetter nicht mitspielen, sodass zunächst nur einige Hundert Gäste zum traditionellen Fliegerfest nach Völkleshofen kamen. Hans-Jürgen Allendorf von der Segelfliegergemeinschaft (SFG) Backnang sagt es frei heraus: „Katastrophal war der Samstag“, denn die Wolken hingen so tief, dass die Maschinen lange am Boden bleiben mussten. Erst gegen 15.30 Uhr konnten Rundflüge starten. Die Motorflugkunstvorführungen waren gar erst ab 18.30 Uhr möglich. „Die wenigen Gäste haben wir vorher mit ferngesteuerten Vorführungen der Modellfluggruppe Backnang unterhalten, denn dafür wird nicht die große Höhe benötigt“, ergänzt der frühere Elektroingenieur, der selbst seit 62 Jahren fliegt und dabei die Freiheiten in der Luft, das Spiel mit den Aufwinden und das immer wieder reizvolle Auffinden der Thermik genießt.

Ein beeindruckender Maschinenpark steht der SFG zur Verfügung, darunter zwei doppelsitzige Segelflugzeuge, zwei Ultralight-Flieger und ein Motorsegler für die Rundflüge. Egal, ob man vorn neben dem Piloten sitzen kann oder hinter ihm – das Feeling ist immer einmalig. Denn entweder man hat mit dem vollen Panorama den einmaligen visuellen Genuss, oder aber man erfreut sich am erhebenden Gefühl des lautlosen Fliegens.

Mit ihren Rundflügen wollen die Vereinskameraden ihren Gästen die Schönheit der Landschaft zeigen, die Freude am Fliegen nahebringen und sie in das Element Luft eintauchen lassen. Bei allen handelt es sich um erfahrene Piloten, die mitnichten das Bestreben haben zu zeigen, was sie alles können. Sie möchten einfach ihre Begeisterung für den geliebten Sport teilen und mitteilen. „Wenn das Wetter es zulässt, gehen die Maschinen hier wie an einer Perlenschnur raus und landen auch so“, schwärmt Allendorf.

Ein Elfjähriger, der auf dem Flugplatz groß geworden ist

Beim sonntäglichen Rundgang über den Flugplatz fällt ein kleiner Junge auf. Es ist Lars Schäffler, der immer hilft, wo er kann. Der Elfjährige ist „auf dem Flugplatz groß geworden“, denn sein Vater ist dort Fluglehrer und Ausbildungsleiter und hat einen Wohnwagen auf dem Gelände. Letzte Vorbereitungen für seinen „Segelkunstflug auf Salto geflogen“ nimmt der Mosbacher Pilot Tobias Hackel, amtierender Vizeweltmeister in der Königsklasse („Unlimited“) des Segelkunstflugs, zusammen mit Eberhard Holl, ebenfalls Mitglied der Nationalmannschaft, vor. Sie bauen unter anderem noch eine Halterung für die Rauchpatrone an. Hackel fliegt seit seinem 15. Lebensjahr und hat vor allem Spaß an Wettbewerben. Vor dem obligatorischen Sicherheitsbriefing erklären Hackel und Holl die Regeln des Wettkampffliegens. Ihre Maschine, die Swift S I, wurde speziell für den Kunstflug entwickelt und gebaut. Entsprechend hoch sind ihre Rollrate und Stabilität, sie erreicht 287 Stundenkilometer und beschleunigt zwei bis drei Mal so schnell wie eine Achterbahn. Ebenfalls ein Hingucker ist der graue Tragschrauber, ein Zwitter zwischen Flugzeug und Hubschrauber mit langer Start- und kurzer Landebahn, der von Tobias Kloiber aus Speyer geflogen wird. Seine Fluggäste, darunter Wolfgang Behr aus Sulzbach und Gabriele Rohrberg aus dem Kochertal, sind vollauf begeistert. Es komme gleich nach dem Segelfliegen, findet Behr. Rohrberg bezeichnet es als ein „sehr direktes Erlebnis, weil man in Sekundenschnelle oben ist“. Das Ehepaar Bieniek aus Beilstein hat zusammen mit Sohn Patryk (9) einen Segelflug begleitet und ist ebenfalls beeindruckt. Besonders der Kleine ist angetan von dem Erlebnis.

Hans-Jürgen Allendorf weiß um die Begeisterungsfähigkeit der Jugend. „Wir haben keine Nachwuchssorgen“, erklärt er. Sechs ehrenamtliche Fluglehrer bilden Jugendliche aus. Zurzeit haben sie acht Schüler, darunter die 14-jährige Backnangerin Madeleine Schneider, aber auch zwei Lizenz-Anwärter, die die 60 bereits überschritten haben. Es freut Allendorf, wenn beim Fliegerfest neue Mitglieder gewonnen und Gutscheine für Rundflüge gekauft (oder auch jederzeit telefonisch bestellt) werden. Vor allem aber ist er überglücklich, dass am Sonntag das volle Programm geflogen werden kann. So gehen Uwe Schreyer mit seinen Loopings, Turns und Rollen im 360 Stundenkilometer schnellen Doppeldecker namens Pitts, Volker Fischer mit der 420 Stundenkilometer schnellen Yak 52 aus Russland, die über einen Neun-Zylinder-Sternmotor verfügt, sowie nicht zuletzt Tobias Hackel mit seinem „lautlosen Segelkunstflug“ an den Start und ernten bei der Landung den Applaus der zahlreich erschienen Gäste. „Full House haben wir heute“, sagt Allendorf zufrieden, „das (volle Haus) macht den traurigen Samstag wett.“

Weitere Informationen und Kontaktdaten auf www.sfgbacknang.de