Für Sandra und Thomas Häußer steht im Winter die Gutsleproduktion im größeren Stil an. Fotos: Alexander Becher
Von Annette Hohnerlein
Backnang. Haselnussmakronen, Zimtsterne, Spitzbuben und Vanillekipferl – einem Gutslesfan läuft bei diesen Namen das Wasser im Mund zusammen. Aber wer schon selbst in der Adventszeit mit Ausstechformen, Wellholz und Glasurpinsel hantiert hat, der weiß: Die Herstellung der leckeren kleinen Kalorienbomben erfordert viel Zeit und Geduld. Sandra und Thomas Häußer nehmen sich diese Zeit. „In den letzten drei Wochen war ich jeden Tag in der Backstube, auch an den Sonntagen“, erzählt Sandra Häußer und legt akkurat einen Zimtstern neben den anderen auf ein Blech. „Außerdem machen wir noch Quarkstollen und Schnitzbrot“, ergänzt ihr Mann Thomas.
„Backen braucht Zeit. Wenn man schnell macht, kriegt man ein schlechtes Ergebnis.“
Die beiden betreiben im Nebenerwerb die „Hobby-Backstube Häußer“, die jeden Samstag von 7 bis 11 Uhr in der Marbacher Straße in Heiningen geöffnet ist. Das ganze Jahr über verkaufen sie dort verschiedene Sorten Brot, Brötchen, Kuchen und Croissants. Und das in einer Auswahl, die sich hinter der von anderen Bäckereien nicht zu verstecken braucht. Die beiden haben einen professionellen Hintergrund, sind aber heute in anderen Berufen tätig. Sandra Häußer hat Bäckereifachverkäuferin gelernt, ihr Mann Bäcker. Aus seiner Lehrzeit stammen noch die Öfen, die in der Backstube im Untergeschoss von Thomas Häußers Elternhaus stehen.
Jeden Freitagabend zwischen 19 und 20 Uhr beginnen sie dort mit den Vorbereitungen – nach einer kompletten Arbeitswoche wohlgemerkt. Dann werden Zutaten abgewogen, Teig wird geknetet, es werden Brote geformt und Kuchen gebacken. Das dauert bis nach Mitternacht, dann fährt das Ehepaar heim nach Allmersbach im Tal und schläft ein paar Stunden. Aber gegen 5 Uhr am Samstagmorgen stehen sie schon wieder in der Backstube und backen Brötchen. „Da fällt das Aufstehen manchmal schon schwer“, gibt Thomas Häußer zu, der als Berufskraftfahrer auch unter der Woche manchmal um 3 Uhr nachts los muss.
Am Anfang gab es nur Brot für den Eigenbedarf
Bevor sie ihre Hobby-Backstube eröffneten, haben die Häußers ab und zu für den Eigenbedarf Brot gebacken, nach der handwerklichen Methode, bei der man den Teig und später den Brotlaib immer wieder ruhen lässt. „Backen braucht Zeit“, erläutert Thomas Häußer. „Wenn man schnell macht, kriegt man ein schlechtes Ergebnis.“
Bei ihm und seiner Frau schmeckte das Ergebnis so lecker, dass die Leute in ihrem Umfeld begeistert waren. So begannen sie, in etwas größerem Stil zu backen, es kamen Kuchen, Hefezopf, Brötchen und Brezeln dazu. 2005 eröffneten sie dann ihre Backstube und versorgen seither die Heininger Bürgerinnen und Bürger Woche für Woche mit frischen Backwaren. Die gibt es im Ort sonst nirgends zu kaufen, entsprechend dankbar ist die Kundschaft der Häußers, die aber nicht nur aus Heiningen, sondern auch aus Backnang, Waldrems und Maubach kommt.
Im Advent wird der Zeitaufwand deutlich größer
Und wie kommen die Häußers mit der Doppelbelastung aus Beruf und Nebenerwerb zurecht? „Wenn die Kunden sagen, es schmeckt, dann machen wir es gern“, sagt Sandra Häußer. Und wenn im Advent der Zeitaufwand größer wird, dann packen auch die Geschwister der beiden oder ihr 22jähriger Sohn mit an. „Der ist damit groß geworden, er war immer dabei und hat mitgeholfen“, sagt Sandra Häußer. Denn das Weihnachtsgebäck wird nicht nur samstags über die Theke in der Backstube verkauft, sondern auch auf Weihnachtsmärkten. In diesem Jahr hatte die Familie einen Stand auf dem Markt in Allmersbach im Tal, außerdem verkauften sie bei einer Firmenfeier Salzkuchen, Gutsle und Schokofrüchte. Und bevor die Coronapandemie das Backnanger Weindorf ausbremste, waren sie auch dort mit einem Stand vertreten.
Wenn Sandra und Thomas Häußer sich eine Auszeit von ihrem anstrengenden beruflichen Doppelleben nehmen und Urlaub machen, dann heißt es nach ihrer Rückkehr: „Gott sei Dank seid ihr wieder da.“ Und Thomas Häußer erzählt, dass er schon mit den Worten empfangen wurde: „In Zukunft ist euer Urlaub gestrichen.“