Faschingszeit ist Kostümzeit. Ob private Feier, Prunksitzung oder Faschingsparty im Vereinsheim – wer etwas auf sich hält, der kommt verkleidet. Und wer sich für die närrische Zeit kein Kostüm kaufen möchte, ist bei Julia Meyer richtig. In ihrem Verleih stehen 400 Kostüme zur Auswahl – auch Übergrößen.
Prinzessin, Troll oder Dschingis Khan: Wer nach einem Faschingskostüm sucht, ist bei Julia Meyer richtig. Fotos: J. Fiedler
Von Silke Latzel
BACKNANG. Einhörner sind nach wie vor ein Renner – auch bei den Kostümen für Erwachsene. Julia Meyer weiß, was ihre Kunden möchten. Doch wer jetzt denkt, er bekommt bei ihr Ganzkörperkostüme aus Fell, in die man am besten nur in Unterwäsche schlüpft, der täuscht sich: „So etwas gibt es bei mir nicht. In dieser Art von Kostüm wird es sehr heiß und wenn dann jemand sechs, sieben Stunden in der Verkleidung steckt, vielleicht auch noch tanzt oder sich sonst wie körperlich anstrengt, wird darin sehr schnell schwitzen. Und den Schweiß bekommt man aus diesen Kostümen kaum mehr heraus“, erklärt Julia Meyer, Inhaberin des Backnanger Kostümverleihs „Showwoman“.
Kostüme kommen aus dem Theaterfundus oder vom Flohmarkt
Wer trotzdem als Einhorn auf die Party möchte, der findet bei Meyer andere Möglichkeiten. „Oft kommt es vor allem auf die Accessoires an“, erklärt sie. Eine weiße Strumpfhose mit weißem Oberteil, dazu ein bunter Rock aus Tüll, Glitzer im Gesicht und einen Haarreif mit dem für Einhörner typischen Horn samt Ohren und voilà – schon wird die Faschingsparty zum regenbogen-fröhlichen Ereignis.
Seit Januar 2017 gibt es den kleinen, aber feinen Kostümverleih in der Backnanger Hegelstraße. Entstanden ist er eigentlich aus Meyers Beruf heraus – und war zunächst gar nicht als kommerzieller Verleih geplant. „Ich bin studierte Theaterpädagogin, arbeite hauptsächlich an Projekten in Stuttgart und Ludwigsburg“, so Meyer. „Und ich habe privat eine Theatergruppe mit Profischauspielern aus Russland gegründet, die hier in Deutschland aufgrund der Sprachbarriere oder auch ihres Alters nicht Fuß fassen können. Für unsere Theaterstücke haben wir natürlich Kostüme gebraucht und so habe ich angefangen, sie zu kaufen.“ Die meisten der Kostüme sind gebraucht, entweder direkt bei Theaterhäusern gekauft oder auf Flohmärkten und in Secondhand-Geschäften entdeckt. „Und plötzlich waren es fast 100 Verkleidungen, die ich hatte“, erzählt Meyer lachend.
„Immer wieder kamen Freunde und Bekannte und haben sich die Kostüme ausgeliehen. Und irgendwann hat mein Mann gesagt, dass ich das doch als offiziellen Verleih aufziehen könnte.“ Gesagt, getan. Meyer kauft weitere Kostüme, spezialisiert sich dabei auf Erwachsene und ist nicht nur auf der Suche nach „echten“ Faschingskostümen wie Erdbeere, Pirat oder Prinzessin. Nein, Authentizität spielt bei ihr eine große Rolle. So finden sich in ihrem Fundus viele Kleidungsstücke aus den 20er-, 30er- und 40er-Jahren, auch die Hippiezeit der 70er, die New-Wave-Welle der 80er und die techno-bunten 90er sind vertreten. Das Hintergrundwissen zu den verschiedenen Stilrichtungen eignete sie sich über die Jahre durch Fachliteratur an. „Ich verleihe ja nicht nur zu Fasching Verkleidungen, die Menschen kommen sehr oft zu mir, wenn sie Mottopartys feiern“, erzählt Meyer. Und sie verspricht, für jeden Geschmack etwas zu haben, versucht jeden Wunsch zu erfüllen. „Neulich wollte ein Dame ein mittelalterliches Gewand mit einem Stoffkranz mit Schleier für die Haare. Ich hatte nur einen in Rot vorrätig, sie wollte ihn aber in Grün haben. Also habe ich ihr einen grünen organisiert.“
Kleinere Näharbeiten kann sie selbst durchführen, Schneidern gelernt hat sie allerdings nicht. „Ich versuche immer sehr individuell auf meine Kunden einzugehen und ändere dann auch mal Kleider, mache sie zum Beispiel etwas kürzer.“ Zu den Kostümen gibt es bei Julia Meyer auch alle erdenklichen Accessoires: von der Halskette über Handschuhe und Strumpfhose, bis hin zu Schuhen, Hüten und Ohrringen. „Die vermeintlichen Kleinigkeiten sind oft das i-Tüpfelchen, die eine Verkleidung zu etwas Besonderem machen“, sagt sie und setzt sich schnell einen Hut auf, zieht Handschuhe an und „raucht“ eine Zigarette – mit dem richtigen Kleid befindet sie sich so quasi direkt wieder in den 20er-Jahren.
Eine weitere Besonderheit der „Showwoman“: Bei ihr finden sich auch zahlreiche Kostüme in Übergrößen. „Das ist ein Problem, das nicht zu unterschätzen ist. Kostüme bekommt man vor Fasching natürlich überall, egal ob im Kaufhaus oder in der Drogerie. Aber es gibt immer nur Standardgrößen, meistens für schlanke Menschen.“ So habe sie beispielsweise schon Kundinnen mit sehr breiten Schultern und sehr schmaler Taille gehabt, die mit diesen Proportionen keine passende Verkleidung finden konnten – bis sie zu Julia Meyer kamen.
„Es kommt immer auf die richtigen Accessoires an“, sagt die Besitzerin des Kostümverleihs.
Ob für eine Piratenhochzeit, ein Mittelalterspektakel, zum Oktoberfest oder zur Faschingsparty: Wer auf der Suche nach einem Kostüm ist, wird in aller Regel bei Julia Meyer fündig. Weitere Infos zu ihrem Verleih gibt es online unter www.showwoman.de oder unter Telefon 0174/2347997. Termine werden nach Vereinbarung vergeben. Pro Tag und Kostüm werden 20 Euro verlangt, die Reinigung ist im Preis inbegriffen.