Seit etwas über zwei Monaten haben die Hotels nach dem langen zweiten Lockdown wieder geöffnet. Doch gerade am Anfang lief alles nur sehr schleppend.
Langsam steigt die Zahl der Übernachtungsgäste in Hotels wie dem Aspacher Sonnenhof zwar an, aber die Gästezahlen liegen noch deutlich unter einer Saison vor Corona. Die Verluste aus der Zeit im Lockdown können die Hoteliers nicht aufholen. Foto: A. Becher
Von Kristin Doberer
Rems-Murr. Langsam wird der Sommer etwas wärmer, die Ferien haben begonnen und die Inzidenz ist vergleichsweise niedrig, die Menschen sind in Urlaubsstimmung – gleichzeitig ist die Lage in verschiedenen beliebten Urlaubsländern wie Spanien, Italien oder Griechenland schon wieder deutlich angespannter. Da müsste der Ansturm auf die innerdeutschen Hotels, die nun seit etwas über zwei Monaten wieder geöffnet haben, doch riesig sein, oder? Nicht ganz, berichten einige Hoteliers aus der Gegend. Die Gäste seien noch etwas zögerlich, die Besucherzahlen sind noch lange nicht wie in der Zeit vor Corona. Seit etwas über zwei Monaten haben die Hotels nach dem langen zweiten Lockdown wieder geöffnet. Doch gerade am Anfang lief alles nur sehr schleppend. „Im Juni war es noch sehr schwach, da gab es aber auch noch sehr viele und strenge Auflagen“, sagt Michael Ferber vom Erlebnishotel Sonnenhof in Aspach. Im Juli habe sich die Lage etwas entspannt, die Gästezahlen hätten deutlich angezogen. „Seitdem steigen die Gästezahlen stetig an, sie sind aber noch bei Weitem nicht wie vor Corona.“ Zwar kommen immer mehr Urlauber und Wochenendtouristen wieder zum Sonnenhof, doch wichtige Bereiche kann das Erlebnishotel noch immer nicht anbieten. So sind Tanzveranstaltungen und Konzerte – das Modellprojekt zu den vier Andrea-Berg-Konzerten mal ausgenommen – noch immer nicht erlaubt. Auch finden unter der Woche schon lange keine Seminare mehr statt, ausländische Gäste sind sehr selten geworden. „Mit der Saison von 2019 kann man das gar nicht vergleichen“, sagt Ferber. Die Erwartungen seien aber von vornherein nicht so hoch gewesen.
Die Personalsituation ist angespannt
Neben den Gästen fehlt es in so manchem Hotel auch an Mitarbeitern. Wie auch in der Gastronomie haben sich viele Servicekräfte in den sieben Monaten Lockdown umorientiert, manche haben in den Einzelhandel gewechselt, andere zu den Teststationen. „Die Personalsituation ist angespannt“, meint Ferber. Neues Personal finden sei schwer. Ein Problem dabei: Viele haben Angst, dass ein weiterer Lockdown kommt.
Dass unklar ist, in welche Richtung sich die Pandemie und mit ihr die Vorschriften entwickeln, macht auch die Planung von größeren Veranstaltungen schwer. Bei jeder Veranstaltung müsse man die Pandemie mit einplanen. „Aber man weiß ja nicht, wohin sich das entwickelt.“
Finanziell werden sich die vergangenen zwei Jahre und die lange Zeit ohne Gäste noch lange auf die Hotelbetreiber auswirken. „Das ist ja kein Autokauf, den ich einfach ein paar Wochen nach hinten verschiebe. Die weggefallenen Übernachtungen werden nicht neu generiert“, beschreibt Ferber. Die Gäste könnten die vielen Übernachtungen oder Restaurantbesuche, die während der Zeit der Schließungen nicht möglich waren, gar nicht nachholen. Für die Gastronomen und Hoteliers gebe es keine Möglichkeit, die weggefallenen Buchungen während der Zeit des Lockdowns nun wieder aufzufangen.
„Die Verluste sind schlicht gegeben“, bestätigt auch Michael Matzke, der Vorsitzende der Kreisstelle Rems-Murr für den Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). „Ein Hotelzimmer kann man ja nicht doppelt belegen, um das wieder reinzuholen.“ Vor allem, da es auch jetzt in den Betrieben noch keine normale Auslastung gibt. Er schätzt, dass die Umsätze im Vergleich zum Jahr 2019 noch immer um etwa 30 Prozent zurückliegen. Nun müsse man sich vor allem auf die Zukunft konzentrieren. Hotels in Tourismushochburgen hätten es noch etwas leichter, so Matzke. Anders sehe es bei der Stadthotellerie aus, die hier in der Region vor allem Geschäftsreisende empfängt. „In den nächsten Jahren – vielleicht auch nie – wird es sicher nicht so werden wie vor Corona. Manche Unternehmen haben ja schon angekündigt, dass ein gewisser Teil im Homeoffice bleibt.“ Geschäftsreisen, Tagungen und Konferenzen werden vermutlich auch in der Zukunft seltener werden, vermutet er. Hier seien die Hotels stark von den Entscheidungen der Unternehmen abhängig. Dazu komme dann noch der Umweltschutzaspekt.
Das gibt auch Fabio Gomez zu bedenken. Er empfängt in dem Hotel Alte Vogtei am Backnanger Rathaus zu 90 Prozent Geschäftsreisende. Die Gästezahlen sind aktuell steigend, die Gäste aus dem Ausland fehlen deutlich. „Die Nachfrage ist noch lange nicht, wie vor der Pandemie. Und vermutlich bleibt es auch in Zukunft so“, meint der Hotelier. „Für ein Meeting von Hamburg oder Berlin nach Backnang zu fliegen, diese Art von Reisen wird es weniger geben.“ Seiner Meinung nach sei das für die Umwelt auch gut so. Eine Umstellung zum Beispiel mehr Richtung Tourismus sei für die Alte Vogtei aber nicht nötig. Als relativ kleines Hotel mit nur 13 Zimmern brauche es nicht so viel, damit die Zimmer voll werden.
Aber nicht nur die Geschäftsreisenden fehlen noch, auch viele Touristen sind noch immer zögerlich. „Es lief zumindest besser an als nach dem ersten Lockdown. Aber mit Normalzustand kann man die Lage noch lange nicht vergleichen“, sagt Vanessa Heps vom Hotel Sulzbacher Hof. Unter der Woche seien zwar Monteure und Geschäftsleute da, aber auch der Sulzbacher Hof merkt, dass noch immer viele Unternehmen auf Homeoffice setzen. Auch Reisende seien noch vorsichtig. Die Nachfrage von Wandergruppen zum Beispiel, die sonst viel an den Wochenenden gekommen sind, sei auch noch sehr zurückhaltend. Dafür kommen immer wieder spontane Buchungen zustande. „Auch gibt es kaum Familienfeiern, bei denen die Gäste dann hier übernachten“, meint Heps. Gerade im Restaurantbereich sei eine volle Auslastung aber ohnehin nicht möglich, ein Vergleich mit der Zeit vor Corona sei nur schwer zu ziehen. Denn noch immer ist die Personenzahl stark begrenzt, Tische müssen ganz anders gestellt werden. Die Gäste zumindest freuen sich laut Heps, dass sie überhaupt geöffnet haben.
Der Schutz der Gäste steht an erster Stelle
Ähnlich groß ist die Freude auf der anderen Seite: „Alle freuen sich über jeden Gast“, meint Dehoga-Vorsitzender im Rems-Murr-Kreis Michael Matzke. Dass dabei wegen Corona noch einige Vorschriften eingehalten werden müssen, erschwere zwar den Alltag, sei den Hoteliers und Gastronomen aber unglaublich wichtig. „Man tut alles, was nötig ist, damit sich niemand ansteckt“, sagt Matzke. Gerade wenn im Ausland die Coronazahlen steigen und immer wieder neue Urlaubsgebiete zu Risikogebieten erklärt werden, sei es wichtig, dass diese Gefahr in den inländischen Betrieben möglichst gering ist. Hygienekonzepte werden dafür immer wieder aktuell angepasst. „Trotzdem steht das Impfen sicher an erster Stelle“, meint Matzke.
„Die Verluste sind gegeben, die können nicht aufgearbeitet werden. Auch jetzt liegen die Umsätze noch etwa 30 Prozent zurück.“
Michael Matzke,
Vorsitzender Dehoga im Rems-Murr-Kreis