Am 6. Mai 1973 sagten sie „Ja“ zueinander.
Von Simone Schneider-Seebeck
Backnang. Es waren die 1970er, in Deutschland wurden händeringend Arbeitskräfte gesucht. Viele Menschen aus Griechenland zog es dabei nach Backnang. So fand auch Dimitrios Eleftheriadis hier seine zweite Heimat. Eine Bekannte von ihm lebte in Echterdingen. Sie fädelte eine „zufällige“ Begegnung ein – mit Kleio, einer Verwandten. Damals gerade 20 Jahre alt, lebte sie bei Onkel, Tante und Cousin in Bonlanden. Sie hatte Arbeit bei einer Firma gefunden, die Kühltechnik für Autos herstellte. Eines Sonntags im Januar 1973, so erinnert sich Kleio Eleftheriadou, besuchte sie mit ihrem Cousin und dessen Frau eine Kinovorstellung. Die Verwandte wusste davon und hatte den 23-jährigen Dimitrios zu sich eingeladen. Als der Film zu Ende war, platzierten sich die beiden unauffällig bei einer Bushaltestelle. So konnte der junge Mann seine mögliche Zukünftige aus einer gewissen Entfernung schon ins Auge fassen.
Zwei Wochen später fand die junge Kleio ihn im Wohnzimmer ihrer Familie vor. Sie sei komplett überrascht gewesen, erinnert sie sich lachend. Unsympathisch war ihr der Fremde jedoch nicht. An den folgenden Wochenenden kam er mit seiner Familie zu Besuch und während einem dieser Besuche „haben wir miteinander gesprochen“, so Kleio Eleftheriadou. Man war sich einig: Es wird geheiratet. Als Verlobungsgeschenk überreichte er ihr eine Brosche. Die gehört mittlerweile ihrer jüngeren Tochter.
Da ihre Eltern in Griechenland lebten, hielt Dimitrios Eleftheriadis beim Onkel um die Hand seiner Braut an. Und am 6. Mai 1973 gaben sich die beiden das Jawort. Die Hochzeit war klein, nur die Mütter des Brautpaars und die Oma der Braut waren dabei. Zunächst bewohnte das junge Paar eine Einzimmerwohnung in Backnang. Beiden ist in Erinnerung geblieben, wie sie am Tag nach der Trauung zunächst einmal in Kartons nach Geschirr suchen mussten, um die erste Tasse Kaffee im eigenen Heim trinken zu können. Das Service besitzen sie noch.
Mit 20 und 23 Jahren waren die beiden bei der Eheschließung noch sehr jung. Doch das hat sie auch zusammengeschweißt. „Wir sind zusammen gewachsen“, sagt sie.
Bald kam die erste Tochter auf die Welt. Als sie sechs Monate alt war, kam sie für zwei Jahre zu den Großeltern nach Griechenland, damit die Eltern Vollzeit arbeiten konnten. Sie lebt, der Liebe wegen, mittlerweile wieder in Griechenland. Die jüngere Tochter wohnt in Backnang.
Ein eigenes Haus in der alten Heimat
Jahrelang haben Kleio Eleftheriadou und Dimitrios Eleftheriadis fleißig gearbeitet und gespart. So konnten sie schließlich in seinem ursprünglichen Heimatort Paradeisos in Kavala ein Grundstück mit Weinreben erwerben und haben ihr eigenes Haus gebaut. Jedes Jahr ging es im Sommer für einige Wochen nach Griechenland. Mit 43 Jahren erkrankte Dimitrios Eleftheriadis, arbeiten war nicht mehr möglich. Kleio Eleftheriadou wurde zur Alleinverdienerin. Das war keine einfache Zeit, die Töchter waren noch in der Ausbildung oder gerade fertig. Doch sie haben die schwere Zeit gemeinsam gemeistert. Die Tochter bestätigt, dass es ihr und ihrer Schwester früher nie an etwas gefehlt habe. Fünf Enkel haben Kleio Eleftheriadou und Dimitrios Eleftheriadis mittlerweile.
Seit ihrem Ruhestand sind sie öfter und länger in Griechenland. Besonders schwärmt Kleio Eleftheriadou von der guten Luft in Paradeisos und den zahlreichen Quellen. Dimitrios Eleftheriadis kümmert sich dort um seine Olivenbäume und genießt abends den Besuch im Café, Kleio Eleftheriadou trifft sich gern mit den Nachbarn. Und das Allerwichtigste für die beiden ist: „Ohne Liebe läuft es nicht.“