Gesundheit und Pflege stehen im Fokus

Kreisverwaltung legt Zwischenbericht zu Fraktionsanträgen vor – Sorgen wegen ärztlicher Versorgung und Heimplätzen

Gesundheit und Pflege stehen im Fokus

Von Armin Fechter

WAIBLINGEN. Die Kreistagsfraktionen von CDU, FDP/FW und SPD haben sich in mehreren Anträgen mit Themen rund um Gesundheit, Pflege und Inklusion befasst. So fordert die FDP/FW, die Ziele der UN-Behindertenkonvention umzusetzen, Inklusionsstrategien zu entwickeln und eine Inklusionskonferenz einzuberufen. Weiter spricht sich die FDP/FW dafür aus, ein Projekt „Gesunder Rems-Murr-Kreis“ anzugehen. Die SPD will von der Kreisverwaltung einen Bericht über die Umsetzung des Kreispflegeplans vorgelegt bekommen. Dabei soll es insbesondere um die Vorgaben der Landesheimbauverordnung gehen. Und die CDU hakt wegen des neuen Gesetzes zur sozialräumlichen Gestaltung von Pflege- und Unterstützungsstrukturen nach.

In ihrer Antwort, die als „Zwischenbericht und Impuls für eine weitere Befassung der Kreisgremien mit den Themen nach der Kommunalwahl“ zu sehen sei, gibt die Kreisverwaltung einen Überblick über die gegenwärtigen Entwicklungen im Gesundheitssektor. So verweist das Landratsamt auf Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung, wonach es bei den Hausärzten im Rems-Murr-Kreis keine Unterversorgung gebe und bei den Fachärzten sogar eine Überversorgung mit einem Versorgungsgrad von über 110 Prozent herrsche. Einzige Ausnahme: Im Kreis könnte noch ein weiterer Hautarzt tätig werden.

Allerdings schränkt die Kreisverwaltung auch ein, dass die Zahlen der Bedarfsplanung aus den 90er-Jahren stammen. Nicht berücksichtigt seien Faktoren wie der medizinische Fortschritt, eine veränderte Erwartungshaltung an das Versorgungssystem oder die älter werdende Gesellschaft. Außer Acht gelassen würden auch andere Umstände wie der Zuzug von Flüchtlingen oder die frühzeitige Entlassung aus den Krankenhäusern, die einen höheren Bedarf an Unterstützung nach sich zieht.

Viele niedergelassene Mediziner scheiden in den nächsten Jahren aus

33 Prozent der Hausärzte und 24 Prozent der Fachärzte im Kreis sind derzeit über 60 Jahre. In den nächsten Jahren sei daher damit zu rechnen, dass viele Mediziner altersbedingt ausscheiden. Gleichzeitig dürfte es noch schwieriger werden, Praxisnachfolgen zu finden.

Hoffnungen weckt das Modell sektorenübergreifende Versorgung. Dabei werden ambulante und stationäre Versorgung stärker verzahnt und Punkte wie Prävention, Gesundheitsförderung und Pflege mit eingebunden. So wollen die Rems-Murr-Kliniken das Konzept patientenorientierter Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung aufgreifen.

Was die strengen Maßgaben der Landesheimbauverordnung betrifft, gibt die Kreisverwaltung Entwarnung: Die Befürchtung, dass Einrichtungen ab 1. September komplett geschlossen werden, treffe nicht zu. Im Kreis erfüllen 28 Heime die Vorgaben in vollem Umfang, bei 33 besteht Handlungsbedarf, drei müssen schließen. Aber: Wegfallende Plätze werden laut Landratsamt sukzessive durch Neu- oder Umbau ersetzt. In der Altenhilfe liege die stationäre Versorgung noch innerhalb des Planungskorridors. 4100 Dauerpflegeplätze seien vorhanden, doch wegen des Fachkräftemangels könnten nur 3900 Betten belegt werden. Kritisch dürfte es ab 2020 bis 2025 werden, weil sich ein höherer Bedarf abzeichnet, als die Bauplanungen bisher abdecken.

Weiter berichtet die Kreisverwaltung von einer gewachsenen Nachfrage nach ambulanter und Tagespflege. Ebenso nimmt der Bedarf in der Kurzzeitpflege zu. Weil die Plätze knapp sind, müssen Patienten häufig länger in den Kliniken liegen als nötig.

Inklusionskonferenzen hat es in fünf Modelllandkreisen gegeben. Deren Erfahrungen werden derzeit im Sozialdezernat ausgewertet, ein Konzept soll dem Kreissozialausschuss vorgelegt werden.

Die Kreisräte im Sozialausschuss würdigten den Zwischenbericht zu den Anträgen als „nützlich“, wie Bernd Messinger (Grüne) sagte, kritisierten ihn aber zugleich als, so Julia Goll (FDP/FW), „nicht ganz so ambitioniert, wie wir es uns gewünscht hätten“.

Heinz Franke (SPD) forderte, am Thema dranzubleiben. Man müsse überlegen, wie die medizinische und pflegerische Versorgung in Zukunft sichergestellt werden könne. Reinhold Sczuka (CDU) machte seiner Verärgerung über die Zurückhaltung der Träger beim Pflegeheimbau Luft. Das Problem seien die Fachkräfte: Die Träger hätten Angst, das nötige Personal nicht zu bekommen. Der Erste Landesbeamte Michael Kretzschmar versicherte, die Appelle seien angekommen. „Wir wollten Ihnen sagen, an den Themen sind wir dran“, ergänzte Stefanie Böhm vom Sozialdezernat.