Täglich neu: Landestypisches für Einheimische und Reigschmeckte
So „lommelich“ war die „Auf gut Schwäbisch“-Spalte selten, was an den vielen Zuschriften liegt, die wir zu diesem schönen schwäbischen Wort erhalten haben. „Auf gut Schwäbisch“-Kenner wie Horst Bauer aus Aidlingen weisen allerdings darauf hin, dass „lommelich“ bereits am 4. September 2015 an dieser Stelle behandelt worden ist. „Mir ist dazu ein altes Sprichwort von meinem Großvater eingefallen. Wenn sich etwas wiederholte, sagte er immer: ‚’s isch koa Zeit – se kommt net wieder.‘“
Gleichwohl gibt’s zu „lommelich“ noch viel zu sagen. Wir beginnen mit einer Worterklärung von Albrecht Hartmann aus Schwäbisch Gmünd: „Es hat eine ganze Weile gebraucht, um herauszufinden, von welchem früheren Wort unser so wunderbares umgangssprachliches ‚lommelich‘ herzuleiten ist. Auf die richtige Spur bin ich gekommen, als mir bewusst wurde, dass wir Schwaben bei schriftdeutschen Wörtern, die einen u-Laut beinhalten, dem ein ,m‘ oder ,n‘ folgt, dann das ,u‘ gerne als ,o‘ aussprechen. So heißt es bei uns Schwaben dann nicht: krumm, dumm, Nummer, stumm, Lumpen, Sprung und Stumpen, sondern: kromm, domm, Nommer, stomm, Lomba, Sprong ond Stomba.
Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm, dem führenden Wörterbuch unserer deutschen Sprache in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bin ich auf die beiden Adjektive: ‚lummlicht‘ und ‚lummericht‘, mit der jeweiligen Bedeutung von ‚schlaff und welk‘ gestoßen. Erstaunt war ich, als ich auch diese früheren schriftdeutschen Verben dort entdeckte: ‚lummen, lummeln, lummern‘‘, alle in der Bedeutung von ‚schlaff und welk sein‘. Dieses frühere ‚lummeln‘ sagt uns Schwaben ja auch gleich etwas, denn wer kennt nicht Sätze wie diesen: ,Dean do hanna siehsch du nia ebbes schaffa, der lommelt/lommlet bloß dr ganze Dag en dr Gegend rom!‘
So, nun wissen wir also, wo unser ‚lommelich‘ herkommt. Auch bei dem in den letzten Tagen an dieser Stelle bereits angesprochenen Wort ‚Lommel‘ brauchen wir nur das ,o‘ durch ein ,u‘ ersetzen, und schon haben wir das frühere schriftdeutsche Wort ‚Lummel‘, das sogar im Duden noch aufzufinden ist, mit diesem Hinweis: ‚süddeutsch für Lendenfleisch, -braten‘.
Wenn wir schon über ‚lommelich‘ sprechen: Wenn mi ebber per Handschlag begriaßt ond derjenige mir sei Hand so lommelich en de mei neilegt ond au koi bissle mei Hand druckt, no langt mrs emmer grad scho!“
Anke Ullmann vom Engelbert schreibt: „Wenn man bei uns sagt: ,Mir isch heit so lommelig‘, dann ist man antriebslos und schlaff. Genau wie ein schlaffer Händedruck. Gummis werden irgendwann auch lommelig und verlieren ihre Spannkraft.“
Von Eugen Hammelehle aus Kernen im Remstal stammt diese Anekdote: „Zu Ihrem Artikel ,Grüß Gott, Frau Lommalich‘ vom 28. Januar möchte ich Ihnen ein Erlebnis mitteilen: Am Tag vor em Feierdag war en dr Gärtnerei Hochbetrieb. Die Verkäuferinnen hatten älle Händ voll z’doa, so war au dr alte Gärtnermeischder em Verkauf tätig. Er verkaufte einer Nichtschwäbin a Blumenstöckle mit der Anmerkung: ,Wenn Se hoimkommad, misset Se’s glei giaßa – sonscht lommelt’s!‘ Die gute Dame verstand nicht, was er meinte. Eine nebenstehende Frau kam zu Hilfe und übersetzte: ,Wenn Se hoimkommet, misset Se’s glei giaße, sonscht erschlafft es!‘“ (wird fortgesetzt). Der Spruch des Tages ist heute ebenfalls „lommelich“; er kommt von Bernd Adis aus Bondorf: „Fällt oim aus Verseha mol ebbes nonder, no isch folgende Reaktion denkbar: ,Lommalichkeit, verlass me net, i will dr treulich deana.‘“ (jan)