Stuttgart Was tun, wenn der Reutlinger Wortkünstler Dodokay live auf dem Stuttgarter Marktplatz zum Tag der offenen Tür des Rathauses vorträgt, wie er auf seine erfolgreiche Art Filmklassiker ins Schwäbische synchronisiert? Auf den Boden legen und lachen? Einer Delegation der Bewegung Parents for Future war am Samstag nicht zum Lachen zumute, ihre Mitglieder waren ja auch nicht Dodokays wegen gekommen. Ihr Anliegen war die Ausrufung des Klimanotstands. Dafür ließen sie sich unvermittelt auf den harten Marktplatzboden fallen und blieben auch dort liegen. Unvermittelt sollte das wirken, wie eine Aktion ohne vorherige Ankündigung eben, ein Flashmob.
Von den erwarteten 100 Teilnehmern waren nur etwa 20 gekommen, Wirkung hatte dies dennoch. Denn auf dem Marktplatz waren die Parteien und Gruppierungen mit Infoständen vertreten, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai ins Rathaus einziehen wollen. Die Botschaft der Parents, also der Eltern, war eindeutig: Nur jene wählen, bei denen der Klimaschutz ganz oben steht. An drei weiteren Orten in der Innenstadt wiederholten sie die wortlose Mahnung.
Viele Wörter gab es später am Hauptbahnhof.https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.stuttgart-und-der-klimawandel-mehr-energie-fuer-den-klimaschutz.edb76cb3-3e01-41e9-8aad-51238758936b.htmlhttps://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.fridays-for-future-machen-politik-die-konstanzer-klimaretter.02721815-a8f2-4584-99c0-5db78fb53ac8.html?reduced=trueDie Fahrbahn davor in Richtung Stuttgart-Nord war dafür so großzügig abgesperrt wie weiland bei den großen Montagsdemonstrationen gegen Stuttgart 21. Um den Platz zu füllen, hätten es erheblich mehr Demonstranten gebraucht. Argumentativ gab es aber große Verstärkung, als sich hier am frühen Samstagnachmittag die Montagsdemonstranten mit den Klimaschutz-Demonstranten von Fridays for Future, also den Schülern, vereinten. Yvonne Sauter, eine der Organisatorinnen dieser Freitagsaktionen, sagte: „Dass es vor allem junge Leute sind, die das in ihrer Schulzeit machen, das erschreckt viele.“ Aber das bedeute auch einen „Riesenschub“. Der Umweltjournalist Franz Alt hatte krankheitsbedingt abgesagt, will den Besuch aber nachholen. Im Grußwort, das der Moderator Matthias von Hermann von den Parkschützern verlas, stellte Alt der Stuttgarter Protestkultur beste Noten aus. Sie habe viel „demokratische Reife“.
Dass der Gemeinderat am Tag zuvor eine Entscheidung zum Klimanotstand vertagt hatte, war eine Steilvorlage: „Die Grünen hier bekommen etwas nicht hin, was die CDU in Konstanz geschaffen hat“, sagte von Hermann. Gemeint ist ein Beschluss des Kommunalparlaments, künftig alle Entscheidungen unter dem Aspekt der Klimaverträglichkeit abzuwägen. Unter Protest rechnete von Hermann vor, was S 21 zusätzlich an Stromverbrauch, mehr Feinstaub, Stickoxid und mehr CO2bedeute. „Stuttgart 21 passt nicht in das 21. Jahrhundert“, sagte er, „dem Dieselfahrverbot müsste ein ICE-Fahrverbot in die Stadt folgen“.