Große Projekte für Backnangs Jugend

Backnangs neue Jugendvertreter Silvan Vollmer und Anna Bauer wollen für die Backnanger Jugend viele Projekte umsetzen. Von Corona wollen sie sich nicht aufhalten lassen. Auch wenn ihnen der persönliche Kontakt zu Freunden fehlt.

Große Projekte für Backnangs Jugend

Skatepark, freies WLAN, Trinkwasser: Die Jugendvertreter Silvan Vollmer und Anna Bauer haben sich viel vorgenommen. Foto: A. Becher

Von Kristin Doberer

BACKNANG. Keine Freunde treffen, keine Partys, kein Tanzen. Schwere Zeiten für viele jungen Menschen und Jugendliche. Und schwere Zeiten, um ein neues Amt anzutreten. Anna Bauer und Silvan Vollmer sind Backnangs neue Jugendvertreter für die kommenden zwei Jahre und haben schon so einiges geplant. Silvan Vollmer ist seit Oktober wieder Student. Er macht seinen Master im Fach Agribusiness. Doch das Studentenleben in Zeiten von Corona ist nicht das Gleiche: „Es fehlt schon sehr. Vor allem weil ich ja den Unterschied zum Bachelorstudium sehe.“ Freunde treffen und feiern fehlen ihm auch nach den monatelangen Kontaktbeschränkungen noch. Eigentlich geht der 26-Jährige abends gerne mal weg, in Restaurants oder Bars. Selbst wenn das Nachtleben in Backnang auch vor Corona etwas zu wünschen übrig gelassen hat, gute Kneipen und Bars gab es immer, so der 26-Jährige.

Auch Anna Bauer vermisst nach einem Jahr Pandemie vor allem eines: „Bei Freunden zu Hause zusammenkommen und etwas spielen.“ Auch fehle es, zum Tanzen mal schnell nach Stuttgart zu fahren. „Klar, Tanzen geht auch alleine, aber das ist natürlich was anderes“, sagt Anna Bauer. Vor allem dass Weihnachten – hier hat sie sich normal nicht nur mit ihrer Familie, sondern auch mit Freunden getroffen – in seiner normalen Form ausgefallen ist, sei sehr schade. Sie versuche das über Online-Treffen auszugleichen. „Wir haben zum Beispiel bei einer Online-Weinprobe mitgemacht“, so die 22-Jährige. Den Wein gab es vorher in einem Paket, die Informationen dazu über Instagram live und YouTube. „Das war eigentlich ganz cool. Und keiner musste danach heimfahren.“ Aber trotz aller digitaler Möglichkeiten, die Pandemie erschwert auch ihren Alltag. Die 22-Jährige macht ein ausbildungsbegleitendes Studium als Physiotherapeutin. „Es ist traurig, dass die Unikurse alle online sind und gerade kein Studentenleben möglich ist.“ Aber sie hat auch Verständnis für die aktuelle Situation, illegale Treffen oder Partys kommen für sie nicht infrage. „Auch alle im Freundeskreis halten sich an die Regeln.“ Trotzdem blickt sie positiv in die Zukunft, wenn irgendwann alles vorbei ist. „Festivals mit richtig vielen Leuten, zum Beispiel der Wasen. Darauf freue ich mich.“

Das sieht auch Silvan Vollmer so. „Natürlich halten wir uns an die Regeln“, sagt der 26-Jährige. „Auch wenn es verdammt anstrengend ist.“ Für Ältere sei es leicht gesagt, viele seien schon in einer langjährigen Beziehung. Ihm tut die aktuelle Situation vor allem für die Jugendlichen und jungen Leute leid, die auf der Partnersuche sind. Keine Partys, keine zufälligen Begegnungen, nur Online-Dating ist möglich. „Ob man sich digital so gut kennenlernen kann, weiß ich nicht“, meint der Student. Er hofft, dass es zumindest im Sommer wieder mehr Möglichkeiten gibt, um Menschen zu treffen. „Dass wir im Sommer zumindest in Biergärten gehen konnten, war schon eine Erleichterung. Hoffentlich klappt das in diesem Sommer wieder.“

Skatepark und WLAN: Das wollen die Jugendvertreter erreichen.

Die neuen Jugendvertreter wollen sich von der Coronapandemie aber nicht von der Ausübung ihrer neuen Aufgabe abhalten lassen. So könne man sich ja auch digital gut treffen, meint Vollmer. Zu Beginn wollen die vier Jugendvertreter das etwa einmal im Monat hinbekommen, Sie haben sich einiges vorgenommen für die nächsten zwei Jahre. Ganz oben steht ein Projekt, das die Backnanger Jugend und deren Vertreter bereits seit mehreren Jahren verfolgt: „Der Skatepark ist schon ewig auf der Agenda“, sagt Vollmer. „Ich fände es cool, wenn wir den endlich durchbekommen.“ Er selbst ist in Backnang aufgewachsen und erinnert sich noch gut an die Zeit, in der es noch einen Skatepark für die Jugendlichen gegeben hat. „Ich war etwa 15 und war oft mit Inlinern oder dem Rad dort. Es ist einfach extrem schade, dass es den nicht mehr gibt.“ Auch wolle er sich für ein Jugendbudget und freies WLAN in der Innenstadt einsetzen. Ideen dazu hat er schon, zum Beispiel könnte man die Einzelhändler und Gastronomen miteinbeziehen. Auch Anna Bauer steht hinter diesen Projekten, für sie steht außerdem ein Trinkwasserspender in der Innenstadt noch mit auf der Agenda sowie eine Umfrage unter den Jugendlichen, um für sie wichtige Themen herauszufinden.

Insgesamt waren 6496 Jugendliche zur Abstimmung berechtigt. Den Aufruf zur Wahl haben 419 Jugendliche (6,45 Prozent) wahrgenommen. Hört sich wenig an, ist aber ein kleiner Erfolg. Im Vergleich zur letzten Jugendvertreterabstimmung im Jahr 2018 (2,5 Prozent) zeigte sich ein Anstieg der Beteiligung. Die vergleichsweise hohe Wahlbeteiligung, so Vollmer und Bauer, sehe man auch als Motivation. „Gleichzeitig ist der Rückhalt aus der Wahl nicht nur sehr motivierend, sondern baut auch ein wenig Druck auf, dass man sich einsetzt und etwas erreicht“, sagt Anna Bauer. Das ist übrigens ein weiteres Ziel der beiden: die Stelle der Jugendvertreter bekannter machen, damit es noch mehr Beteiligung von Backnangs Jugend gibt.

Jugendvertreter

Die Jugendvertretung tritt gegenüber dem Oberbürgermeister, dem Gemeinderat und der Stadtverwaltung für die Interessen der Backnanger Jugend ein. Außerdem organisieren sie Aktionen, um die Bedürfnisse der Jugendlichen abzufragen.

Sie nehmen an den Jugend- und Sozialausschusssitzungen des Gemeinderats teil und machen die Politik auf die Bedürfnisse der Jugend aufmerksam. Sie haben zwar kein Stimmrecht, können aber Anträge im Ausschuss stellen.

In einer Online-Abstimmung haben die Jugendlichen von Backnang und Umgebung über ihre Vertreter abgestimmt. Es standen insgesamt sechs Kandidaten zur Wahl. Das Ergebnis: Anna Bauer (211 Stimmen) und Silvan Vollmer (159 Stimmen) haben die meisten Votes erhalten. Beide sind politisch engagiert, zum Beispiel haben sie sich bei der vergangenen Gemeinderatswahl aufstellen lassen und Anna Bauer hat sich für ein plastikfreies Straßenfest eingesetzt.

Lennart Paul Kemmler (147 Stimmen) und Felix Knietsch (142 Stimmen) werden als deren Stellvertreter fungieren.