Großes Kino für die Ohren

Benefizkonzert mit Popstars zum 25. Geburtstag des Musicals

Von Uwe Bogen

Zu einem Höhepunkt in der 25-jährigen Musicalgeschichte wird das Jubiläumskonzert im SI-Centrum: Popstars singen mit der SWR Big Band neu arrangierte Musicalklassiker – und blicken nach vorn: Erstmals hat sich Disneys „Frozen“ am Montag in Deutschland präsentiert.

Stuttgart Für Soulsänger Max Mutzke, einen der Protagonisten in dieser lauten und energiegeladenen Musicalnacht, befindet sich „die beste Big Band Deutschlands“ in Stuttgart. Ohne Streicher und ohne musikalische Schnörkel haut die SWR Big Band mit ihren genialen Bläsern und mit ungestümen Arrangements heftig rein. In den Orchestergraben des Palladium Theaters haben die 17 Musiker, die mehrfach für den Grammy nominiert waren, keinen Platz, weshalb sie auf der Bühne des am Montagabend ausverkauften Benefizkonzertes optisch die Kulisse bilden und musikalisch „der Hammer sind“, wie im SI-Centrum geschwärmt wird.

Dass in Möhringen mal der 25. Geburtstag des Musicaltheaters gefeiert werden kann, war in der Vergangenheit nicht immer absehbar. Pleiten und Insolvenzen haben den Weg des schwäbischen Showbusiness gepflastert. Zum Auftakt der Jubiläumsfeierlichkeiten will die Stage Entertainment, die sich seit vergangenem Jahr im Besitz des US-Medienkozerns Advance Publications befindet, nicht kleckern, sondern klotzen.

Musicalstars wie Maximilian Mann (der umjubelte Flaschengeist Dschinni in der Stuttgarter Inszenierung von „Aladdin“), David Jakobs (er war im Apollo-Theater der vom Publikum geliebte Quasimodo in „Der Glöckner von Notre Dame“), Ana Milva Gomes („Mamma Mia!“) und Sabrina Weckerlin („Die Päpstin“) haben sich mit deutschen Popstars wie Max Mutzke, Cassandra Steen, Philip Poisel und Laith Al-Deen zusammengetan, um mit der SWR Big Band großes Kino aufzuführen. Alle haben, um es schnörkellos zu sagen, einfach Bock auf ein außergewöhnliches Konzert. Dies ist deutlich zu spüren. Und alle treten ohne Gage auf. Der gesamte Erlös des Abends geht an die Kinderhilfsaktion Herzenssache. Damit möglichst viel Geld zusammenkommt, haben die Musicalmacher keine Promis mit Freikarten gelockt. Bei diesem Konzert steht die Musik im Vordergrund, nicht das Schaulaufen auf dem roten Teppich.

OB Fritz Kuhn ist beim Jubiläum nicht dabei. Auch bei den vergangenen Premieren war er nicht zu sehen. „Würde Eric Gauthier auf der Bühne tanzen, würde Herr Kuhn kommen“, erzählt man sich im Palladium Theater. Ein anderer Gast meint: „Man sollte dem Grünen mal sagen, dass auch im Musical getanzt wird.“ Zuletzt sei Kuhn vor fünf Jahren beim 20. Musicalgeburtstag in Möhringen gewesen, ist zu hören.

Um den von Jana Kübel ( „Landesschau“) und Maximilian Mann (der beliebtesten Glatze des Stuttgarter Musicalpublikums) moderierten Abend noch spannender zu machen, hat die Stage jeweils Paare aus Popmusik und Musical zusammengestellt und sie zur „Challenge“ aufgefordert. Der eine muss singen, was der andere vorgibt. Hits aus der „Westside Story“ und „Aladdin“ sind zu hören, aber auch Songs aus dem neuen Musical „Tina“ und aus Disneys „Frozen“, aus jenem Broadway-Hit, der 2021 nach Deutschland kommt, zunächst nach Hamburg, dann aber bestimmt auch nach Stuttgart.

Musicalstar David Jakobs hat sich über die Einladung zum Jubiläumskonzert sehr gefreut. „Wenn ich nach Stuttgart komme, ist das, wie wenn man nach Hause kommt“, sagt der 35-Jährige. Als er den Quasimodo im Musical „Der Glöckner von Notre Dame“ im Apollo Theater gespielt hat, konnte er Lobeshymnen über sich lesen. In seiner Karriere dreht Jakobs nun weiter auf. In Wien wird er im Juli im Musical „Elisabeth“ bei Open-Air-Abenden vor dem Schloss Schönbrunn vor Tausenden von Zuschauern mitwirken – als Sissi-Mörder Luigi Lucheni. Eine Rückkehr zu einem Stuttgart-Musical würde ihm gefallen, sagt er.