Hallenbadbecken im Wonnemar sind kälter

Weil der Bund zum Energiesparen aufgerufen hat, senken die Stadtwerke seit April die Beckentemperatur verschiedener Bäder in Waiblingen. Auch im Backnanger Wonnemar sind die Becken seit einigen Wochen kälter. Im Gegensatz zu Waiblingen bleiben die Reaktionen aber aus.

Hallenbadbecken im Wonnemar sind kälter

Die Temperatur in den sogenannten Wohlfühlbecken wurde im Hallenbad im Wonnemar vor einigen Wochen um ein Grad Celsius gesenkt, im Sportbecken sogar um zwei Grad. Archivfoto: Alexander Becker

Von Melanie Maier

Backnang. Seit drei, vier Wochen sind die Becken des Hallenbads im Backnanger Wonnemar etwas kälter als sonst. Genauer gesagt: Sie werden etwas weniger beheizt als in den Jahren zuvor. Das Sportbecken wird nur noch auf 25 Grad statt auf 27 Grad Celsius erwärmt, bei den sogenannten Wohlfühlbecken wurde die Temperatur um ein Grad gesenkt. Damit soll Energie eingespart werden, wie es das Bundeswirtschaftsministerium Ende März mit dem Ausrufen einer Frühwarnstufe gefordert hat. Gleichzeitig sei das Thema Energiesparen seit Kriegsbeginn in der Ukraine in aller Munde, erklärt Markus Dechand, Betriebsleiter des Wonnemars. Negative Rückmeldungen oder gar Beschwerden habe er deswegen aber noch nicht erhalten.

Ganz anders sieht die Situation in vielen Bädern in Waiblingen und der Umgebung aus. Auch im dortigen Hallenbad sowie in den Schul- und Lehrschwimmbecken in Hegnach und Neustadt senkten die Stadtwerke die Temperatur der Becken nach dem Aufruf des Bunds von 28 auf rund 26 Grad ab. In Bittenfeld und im Nichtschwimmerbecken des Waiblinger Hallenbads wurde die Temperatur von 32 auf 30 Grad gesenkt.

Auch weil dies nicht schon im Vorfeld von den Stadtwerken kommuniziert worden ist, führt das zu Verstimmungen bei den Schwimmvereinen und vielen Eltern von Kindern, die gerade schwimmen lernen. Durch das kalte Wasser würden die Kinder schneller müde und seien unkonzentrierter. Um 45 Minuten im 26 Grad warmen Becken auszuhalten, würden sie versuchen, sich zwischendurch unter der Dusche aufzuwärmen – was dem Sinn des Energiesparens mehr als entgegenläuft. Nach dem Schwimmunterricht seien viele Kinder durchgefroren, beschweren sich die Eltern bei den Vereinsmitgliedern. „Jedes vierte oder fünfte Kind sagt: Da gehe ich nicht mehr hin!“, sagt Birgit Hettich von der Schwimmschule des VfL Waiblingen.

Heinz Ensen von den Schwimmfreunden Hegnach rechnet im Herbst außerdem mit einem Rückgang der Anmeldungen zu Aquafitnesskursen. Das sei bereits jetzt absehbar, sagt er. Dass Energie eingespart werden muss, darüber sind sich alle einig. Doch die Information von den Stadtwerken erreichte die Vereine erst, nachdem die Temperatur bereits gesenkt worden war. So habe man die Kinder nicht auf die kälteren Temperaturen vorbereiten können, so Birgit Hettich. Sie hätte es zudem lieber gesehen, wenn die Temperatur nur um ein Grad statt um zwei heruntergefahren worden wäre: „Hier wird an der falschen Stelle gespart!“

In Backnang hingegen sind derartige Klagen bisher nicht aufgekommen. Die Wassertemperatur sei sowohl im Wonnemar als auch im Lehrschwimmbecken in Unterweissach wie immer, „alles ist super, wir haben keine Probleme, “, sagt Mark Daynes, der bei der TSG Backnang für die Abteilung Schwimmen zuständig ist. Beschwerden von Kindern, Eltern oder Erwachsenen, die etwa an Aquafitkursen teilnehmen, haben die TSG nicht erreicht.

Das könnte auch daran liegen, dass sich die Hallenbadbecken im Wonnemar durch die Sonnenstrahlen, die durch die großen Glasflächen dringen, zusätzlich erwärmen. „Dadurch heizen sich die Becken automatisch wieder auf“, erklärt Wonnemar-Chef Markus Dechand. So liege beispielsweise die Temperatur des Sportbeckens aktuell tatsächlich bei 27,5 Grad Celsius, obwohl nur auf 25 Grad geheizt werde. Die Temperatur der Wohlfühlbecken sei auch nur um ein Grad statt zwei abgesenkt worden, „weil zum Beispiel auch viele Besucher mit Krankheiten wie Rheuma zu uns kommen, die die Wärme brauchen“, sagt Dechand.

In den Freibädern ist das Energiesparen durch eine Temperaturabsenkung dagegen kein Thema. „Wir heizen mit einer Wärmepumpe und einem Solarabsorber“, erklärt Marisa Littmann, Kämmerin der Gemeinde Oppenweiler, die zudem das Freibad verwaltet. Die Beckentemperatur schwanke je nach Wetter. „Wir schauen aber, dass wir immer mindestens 21 Grad haben“, sagt Littmann. In der Gemeinde werde generell darauf geachtet, Energie einzusparen, wo immer das möglich sei.

Auch im Murrhardter Freibad wird mit einer Solaranlage geheizt. „Hätten wir ein Hallenbad, wäre das Absenken der Temperatur sicher auch ein Thema“, sagt Rainer Braulik, Geschäftsführer der Stadtwerke, der für das städtische Freibad verantwortlich ist. „Wir versuchen sowieso Energie einzusparen, wo es geht.“

Vor mehr als zehn Jahren habe es im Murrhardter Freibad noch eine Garantie gegeben, dass die Wassertemperatur immer mindestens 23 Grad Celsius betrage, weiß Braulik. Die Garantie habe man inzwischen zurückgezogen. „Man muss einfach auch wirtschaftlich denken“, sagt er. Die meisten Besucherinnen und Besucher hätten aber dafür Verständnis, dass das Becken gerade zu Beginn der Saison noch ein bis zwei Grad kälter ist als im Hochsommer.

Udo Haase bietet im Freibad Erbstetten Schwimmkurse für Kinder an. „Die Kinder kommen mit den 23 Grad ganz gut klar“, sagt er. Selbstverständlich komme es auch auf die Außentemperaturen an. „Wenn es drei Tage gewittert und geregnet hat, ist es draußen natürlich nicht so komfortabel wie im Hallenbad“, sagt er. Die Schwimmkurse im Freibad seien schon mit gewissen Herausforderungen verbunden. Haase achtet deshalb darauf, dass die Kinder sich nach dem Schwimmunterricht gut abtrocknen und gegebenenfalls auch einmal im Neopren-T-Shirt zum Schwimmen kommen. Doch alles in allem meint er: „Eine halbe Stunde kann man ganz gut machen.“

In den Stuttgarter Hallenbädern wurde die Beckentemperatur übrigens nicht gesenkt. Eine niedrigere Wassertemperatur führe zu einer geringeren Attraktivität der Bäder, so Jens Böhm, Pressesprecher der Stuttgarter Bäder. „Viele Badegäste würden auf einen Besuch bei uns verzichten“, sagt er. Zugleich versuche Stuttgart bei dem Betrieb der Thermen schon seit geraumer Zeit Energie einzusparen – und zwar schon lang vor dem Kriegsausbruch in der Ukraine.