Oberbürgermeister Maximilian Friedrich (von links) und Stefanie Hägele (am Steuer) sind in Gedanken dabei, wenn Björn Schmitz und Robin Bölling das Feuerwehrauto morgen von Backnang in Richtung polnisch-ukrainische Grenze fahren. Foto: B. Romanowski
Von Bernhard Romanowski
Rems-Murr. Was kann man tun? Diese Frage treibt viele Menschen um, die angesichts der Kriegssituation in der Ukraine nicht tatenlos bleiben wollen, sondern den Menschen in dem osteuropäischen Land helfen möchten. Aus diesem Antrieb heraus setzt sich am Donnerstag ein Konvoi in Bewegung, der ganz besondere Hilfsgüter aus dem Rems-Murr-Kreis an die polnisch-ukrainische Grenze bringen wird.
Alexander Ernst, Geschäftsführer des Feuerwehrausrüsters Wilhelm Barth GmbH, hat die baden-württembergischen Feuerwehren aufgerufen, nicht benötigte Ausrüstung für den ukrainischen Katastrophenschutz zu spenden (wir berichteten). Als Sammellager fungiert die Alte Kelter in Fellbach, wo sich mittlerweile die feuerwehrtechnischen Sachspenden schon ordentlich aufgetürmt haben, wie auf Nachfrage zu erfahren ist. Nicht zuletzt aus Backnang und aus Allmersbach im Tal erfährt die Aktion große Unterstützung.
Die Unternehmen Barth Feuerwehrtechnik und Weber Rescue beliefern seit vielen Jahren über die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die von der Deutschen Bundesregierung unterstützt wird, den Katastrophenschutz der Ukraine und haben dorthin wohl auch persönliche Verbindungen. Hieraus entstand die spontane Idee, einen Spendenaufruf an alle Feuerwehren in Baden-Württemberg zu starten. „Wir bitten Sie deshalb zu prüfen, welche Ausrüstung Sie für einen guten Zweck abgeben können. Bitte beachten Sie, dass dies ausdrücklich keine Altkleidersammlung oder Entrümpelung sein soll, sondern es hier im wahrsten Sinne um Leben und Tod geht“, formulierte es der Initiator.
„Aus ganz Baden-Württemberg und auch von etlichen Feuerwehren außerhalb unseres Bundeslandes kommen hier Spenden an“, berichtet Alessandro Marcigliano von der Fellbacher Feuerwehr. Mindestens vier Lastwagen der Logistikgruppe Schmalz und Schön machen sich am Donnerstag voll mit feuerwehrtechnischen Materialien und Gerätschaften auf den Weg Richtung Ukraine.
Die Feuerwehr Backnang schickt sogar ein ganzes Fahrzeug in die Ukraine. Ein sogenanntes TSF Baujahr 1986 der Abteilung Strümpfelbach wird am Donnerstag erst nach Fellbach, dann weiter Richtung Osten fahren. Die Backnanger Floriansjünger Robin Bölling und Björn Schmitz werden das gute Stück, voraussichtlich im Konvoi mit zwei weiteren Feuerwehrautos anderer Wehren, bis zur polnisch-ukrainischen Grenze fahren. Dort nehmen es die ukrainischen Katastrophenschutzkräfte in Empfang. Die Kommandantin der Strümpfelbacher Feuerwehrabteilung, Stefanie Hägele, hat ihren „Trennungsschmerz“ mit dem lieb gewonnenen Kleinbus schon überwunden, dessen Vorgänger im Feuerwehrmuseum Winnenden steht. Das ausgemusterte TSF ist bereits vor einigen Jahren außer Betrieb gestellt worden und wurde 2019 durch ein Mittleres Löschfahrzeug ersetzt.
Auch die Feuerwehr in Allmersbach im Tal beteiligt sich an der besonderen Spendenaktion, wie wir von Bürgermeisterin Patrizia Rall erfuhren. „Wir schicken Stiefel und Handschuhe aus Leder, einen Trennschleifer, Äxte und Beile, Druckschläuche der Größen B und C und Verbandsmaterial in die Ukraine“, zählt der Allmersbacher Kommandant Felix Fischer auf, was er und seine Kameradinnen und Kameraden alles zusammengestellt haben. Montag war schon so ziemlich alles zusammengepackt. Heute früh wird der Bauhof der Gemeinde Allmersbach die Sachen nach Fellbach bringen, so Fischer.
Ulrich Schielke und Klaus Böhle vom Vorstand der Backnanger Bürgerstiftung sowie die Backnanger Kreiszeitung mit der Aktion „BKZ-Leser helfen“ rufen eindringlich dazu auf, an jene Organisationen zu spenden, die bereits Hilfe leisten. Der gemeinsame Appell lautet: „Im Osten Europas ist ein grausamer Krieg und Unvorstellbares Wirklichkeit geworden. Die Ukraine kämpft einen blutigen Kampf um ihre Freiheit. Tausende Frauen, Kinder und Alte sind auf der Flucht und in großer Not, Männer wissen nicht, ob sie ihre Familien wiedersehen. Bitte unterstützen Sie Organisationen, die sich um die Flüchtenden kümmern und humanitäre Hilfe leisten.“ Dass nun in der Ukraine jede Hilfe benötigt wird, betont auch Reinhold Sczuka, der Bürgermeister der Gemeinde Althütte. Dort haben die Jugendlichen überlegt, was man angesichts der Kriegssituation in dem osteuropäischen Land tun kann. „Aus diesem Grund hat sich die Dorfjugend entschieden, am morgigen Donnerstag in der Zeit von 18 bis 21 Uhr eine Sammelstelle für Spenden wie Mützen, Socken, verpackte Hygieneartikel, ungenutzte Mund-Nasen-Masken und ähnliches mehr im Jugendtreff neben dem Rathaus in Althütte einzurichten“, teilt Sczuka mit.
In Murrhardt wurde ein Aufruf zu einer Mahnwache am Freitag gestartet.
Die Jugendlichen verpacken die Spenden dann und geben sie an Arthelps in Stuttgart weiter (www.arthelps.de). Die Mitglieder dieser Künstler-Initiative kümmern sich um die Verschickung in die Ukraine. Es werden auch gerne Kartons angenommen, am besten in der Größe 60 mal 40 mal 30 Zentimeter. Sczuka: „Wir freuen uns über jede helfende Hand.“
In Murrhardt wurde derweil ein Aufruf zu einer Mahnwache mit Gedenkkundgebung unter dem Titel „Frieden, Freiheit und Solidarität für die Ukraine“ gestartet. Der Freundschaftsverein Murrhardt-Chuguiw-Maliniwka sowie die Initiative von Gudrun Gruber und Heide von Berlepsch laden dazu für Freitag, von 18 bis 18.30 Uhr, zum Musikpavillon im Murrhardter Stadtpark ein. Anschließend findet um 19 Uhr der Weltgebetstag der Frauen mit einem Friedensgebet in der katholischen Kirche St. Maria statt.
Aktion Deutschland hilft und Bündnis Entwicklung hilft
Spendenkonto-Stichwort: „ARD/Nothilfe Ukraine“,
IBAN: DE53 200 400 600 200 400 600
Commerzbank
Arche Nova Spendenkonto-Stichwort:
Nothilfe Ukraine
IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30
BIC: BFSWDE33XXX
Caritas international
Spendenkonto-Stichwort „CY00050 Ukraine-Konflikt“
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02
BIC: BFSWDE33KRL
Deutsches Rotes Kreuz (DRK)
Spendenkonto-Stichwort: Nothilfe Ukraine IBAN: DE63 3702 0500 0005 0233 07
BIC: BFSWDE33XXX
Diakonie Katastrophenhilfe Spendenkonto- Stichwort „Ukraine Krise“,
IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02
BIC: GENODEF1EK1
SOS Kinderdorf Spendenkonto-Stichwort „Ukraine“,
IBAN: DE027 0020 5007 8404 63 624
BIC: BFSWDE33MUE.
UN-Kinderhilfswerk (Unicef Deutschland) Spendenkonto-Stichwort „Ukraine“
IBAN: DE57 3702 0500 0000 3000 00
BIC: BFSWDE33XXX.