Hotelbetten sind Mangelware in Backnang

Der Bedarf an weiteren Übernachtungsmöglichkeiten ist vor allem nach der Schließung und Umnutzung mehrerer Hotels in der Innenstadt gegeben. Das künftige Stadthotel in den Kronenhöfen soll Ende 2024 in Betrieb gehen und für Entspannung auf dem Markt sorgen.

Hotelbetten sind Mangelware in Backnang

Von außen ist das Hotel in den Kronenhöfen fertig. Sobald ein Pächter gefunden ist, geht es mit dem Innenausbau los. Die Eröffnung könnte Ende 2024 stattfinden. Foto: Alexander Becher

Von Matthias Nothstein

Backnang. Die Hotellandschaft in Backnang hat sich in den vergangenen Jahren gewaltig gewandelt. Das Hotel Holzwarth wurde geschlossen und abgerissen, an seiner Stelle soll in den Kronenhöfen bis Ende nächsten Jahres ein neues Stadthotel entstehen. Das Hotel Am Südtor wird seit vielen Monaten bereits als spezielle Flüchtlingsunterkunft genutzt und steht daher für übliche Hotelgäste auch nicht mehr zur Verfügung. Und zu guter Letzt hat zu Jahresbeginn auch das Hotel Alte Vogtei seinen Betrieb eingestellt. Änderungen gab es ferner beim ehemaligen Hotel Murrtal in der Talstraße, das seit April 2021 ein Teil der Taste-Kette ist und unter der Bezeichnung Taste-Smart-Hotel Backnang nach einer wegen der Pandemie schwierigen Startphase inzwischen sehr gut ausgelastet ist.

Unterm Strich sind in der Stadt also etliche Hotelbetten weggefallen. Dies sieht auch die Stadtverwaltung als Problem an. In einer Mitteilung schreibt sie: „Nach unserer Wahrnehmung gibt es aktuell tatsächlich zu wenig Übernachtungskapazitäten in Backnang, insbesondere im gehobenen Segment. Die Stadtverwaltung arbeitet schon seit Jahren an der Beseitigung dieser sehr unbefriedigenden Situation.“

Künftiges Stadthotel soll ein Hausim gehobenen Segment sein

Ein Lichtblick am Horizont ist hierbei ein neues Hotel in den Kronenhöfen. Die Investoren und Initiatoren sind Werner Schmidgall, Prokurist der Kronenhöfe GmbH, und Andreas Benignus, Geschäftsführer der Aspa-Gruppe. Beide zeigen sich zuversichtlich, dass das künftige Stadthotel Ende 2024 als Haus im gehobenen Segment in Betrieb gehen wird. Es soll zusammen mit einem Restaurant im Erdgeschoss aus einer Hand heraus am besten familiengeführt werden. Schmidgall betont die Bedeutung des Restaurants: „Als Hotel Garni hätten wir es schon zehnmal verpachten können, aber das wollen wir nicht und deshalb lassen wir uns auch die Zeit.“

Die beiden Geschäftsleute tun sich etwas schwer, die Einordnung ihres Projekts zu benennen. Laut Benignus soll das Hotel „keine Monteursunterkunft“ werden, sondern etwas für die Geschäftskunden der zahlreichen Firmen im direkten Umfeld. In allen Gesprächen würden die Vertreter dieser Unternehmen betonen, es gebe einen großen Bedarf an solchen Hotelbetten in Backnang. Benignus: „Wenn ich höre, dass viele Firmen ihre Geschäftspartner nach Stuttgart zum Übernachten schicken, dann bedeutet dies, dass es in Backnang kein adäquates Angebot gibt. Ein solches möchten wir schaffen.“

Werner Schmidgall räumt ein, dass er sich als Prokurist der Kronenhöfe während der Coronazeit viele Gedanken gemacht hat, „ob wir auf dem richtigen Weg sind oder ob es besser wäre, umzuplanen und statt eines Hotels Wohnungen zu bauen“. Das Ergebnis fiel eindeutig aus. Zusammen mit Benignus ist er „felsenfest davon überzeugt, wir halten an unserer Planung fest“.

Gespräche mit Pächtern laufen

Aktuell laufen Gespräche mit mehreren Pächtern. Fest steht, dass keine Hotelkette zum Zug kommen wird, hierfür wäre alleine schon die Zimmeranzahl zu gering. Denn geplant sind 17 Zimmer und ein Apartment im Dachgeschoss. Benignus bestätigt die ersten Gespräche mit Interessenten und er erklärt, weshalb dies erst zum jetzigen Zeitpunkt passiert: „Wir haben die Vermarktung bewusst zurückgestellt, damit der Gesamtbau der Kronenhöfe so weit fortgeschritten ist, dass man etwas vorweisen kann.“ Und zweitens haben die Verantwortlichen die Hotelverpachtung hinausgezögert, um die Wohnungen sukzessive fertigstellen zu können. Denn beides gleichzeitig wäre nicht möglich gewesen, alleine schon wegen fehlender Handwerkerkapazitäten.

Die Optik der Baustelle hat sich in der Tat auch deutlich gewandelt. Die allermeisten Außenbereiche sind fertiggestellt und die Fassaden verklinkert. Die beiden Macher berichten von überwiegend positiven Rückmeldungen, vor allem in jüngster Zeit.

Sehr zufrieden mit dem Stadtort Backnang ist auch Qendresa Ademi. Die Direktorin des Taste-Smart-Hotels in der Talstraße hat das Haus ausgerechnet zur Hochphase der Coronapandemie übernommen, als selbst renommierte Betriebe stöhnten. Heute ist die 27-Jährige zufrieden mit der Auslastung ihres Hauses, „wir können uns nicht beschweren“. Auch sie sieht einen großen Bedarf an Hotelbetten. Allerdings geht auch sie davon aus, dass ein größeres Hotel oder eine Kette keine guten Karten in Backnang hätte, sondern vor allem kleinere Einheiten. Ihre Einschätzung: „Der Markt gibt es her.“

Die Balance zwischen „schön klein“und „unwirtschaftlich“ ist nicht einfach

Michael Matzke, der Vorsitzende der Dehoga Rems-Murr-Kreis, sieht es etwas anders. Dass die Alte Vogtei geschlossen wurde, obwohl das Haus sehr schön renoviert war, liegt seines Erachtens an der unglücklichen Größe von 14 Zimmern. „Ein Hotel dieser Größe wirtschaftlich zu betreiben ist sehr schwierig. Zumal die durchschnittliche Auslastung im Rems-Murr-Kreis nur 36 Prozent beträgt.“ Matzke glaubt, dass es erst bei Hotels mit 30 bis 40 Zimmern anfängt lukrativ zu werden. Aber auch er sagt, die Zimmeranzahl insgesamt ist für Backnang aktuell zu wenig, „die Stadt könnte schon noch das eine oder andere Angebot vertragen“. Gefragt ist daher die richtige Balance zwischen rentabler Größe und Angebot und Nachfrage. Für Matzke war das Hotel Südtor mit seinen 73 Zimmern zum Beispiel perfekt für Backnang. Warum dieses Haus vor Jahresfrist in eine Isolierunterkunft für Geflüchtete umgewandelt worden ist, erschließt sich dem Dehoga-Vorsitzenden nicht. Die Pläne für ein Hotel in den Kronenhöfen begrüßt Matzke: „Wir sind froh über jedes Zimmer, das angeboten wird. Vor allem, wenn es im gehobenen Segment angesiedelt ist.“ Und er bricht auch eine Lanze für kleine Häuser: „Es gibt viele kleine Hotels, die familiär betrieben werden und funktionieren. Für sie ist es wichtig, Stammgäste zu gewinnen und mit Unternehmen zu kooperieren.“

Weniger Dienstreisen und mehr Online-Meetings belasten Hotelbranche

Taste-Smart-Hotel Das Hotel wurde bis Anfang 2021 unter dem Namen Murrtal-Hotel in Backnang geführt. Seit April 2021 ist es Teil der Taste-Gruppe, die in Süddeutschland insgesamt sechs Standorte hat. Neben der Basis in Heidenheim und dem Haus in Backnang sind es noch Hotels in Hockenheim, Lampertheim, Kulmbach und Jettingen-Scheppach. Laut der Direktorin des Backnanger Hotels, Qendresa Ademi, wächst die Gruppe stetig.

Probleme Die Hotelbranche insgesamt ist seit Jahren einem starken Wandel unterzogen. Die Gründe hierfür sind vielfältig und jede Betriebsaufgabe hat ihre spezifischen Ursachen. Zu nennen sind vor allem:

mangelnde Nachfolge, wenn inhabergeführte Betriebe aus Altersgründen nicht weitergeführt werden

starke Marktkonzentration auf große, bonitätsstarke Hotelketten, die sich vorrangig in den Großstädten ansiedeln

mangelnde Bereitschaft von potenziellen Investoren, in Hotelimmobilien außerhalb der Toplagen in Großstädten zu investieren

zunehmender Mangel an Personal

Pandemie Während und nach der Coronapandemie hat sich diese Entwicklung noch verschärft. Ursächlich hierfür ist unter anderem der Trend, Meetings stärker online zu organisieren und weniger Dienstreisen anzutreten.