Idyllische Mühlenweihnacht in Kirchenkirnberg

Die Glattenzainbachmühle in Kirchenkirnberg erlebt einen Ansturm wie nie zuvor. Das Organisationsteam rund um die Naturparkführer Walter Hieber und Manfred Krautter hat mit viel Liebe fürs Detail eine weihnachtliche Oase mit einem riesigen Räuchermann geschaffen.

Idyllische Mühlenweihnacht in Kirchenkirnberg

Zahlreiche Besucher fanden zu Fuß den Weg zur Glattenzainbachmühle, aber zu eng wurde es dort nie. Foto: Stefan Bossow

Von Heidrun Gehrke

Murrhardt. Diesen Ansturm hat die Glattenzainbachmühle noch nicht erlebt. Bei idealem Wetter – trocken und zapfig kalt – wurde es voll rund um die alte Mühle. Von „so vielen Besuchern wie noch nie“, spricht Mitorganisator Walter Hieber – und die haben die Bestände fast leer gegessen und konnten dennoch das verträumte kuschelige Weihnachtsflair genießen. Idyllisch gelegen im geschützten, ruhigen Tal zieht es Besucher in diese mit viel Liebe fürs Detail gestaltete weihnachtliche Oase, um entspannte, hektikfreie Stunden zu verbringen.

Das Organisationsteam rund um die Naturparkführer Walter Hieber und Manfred Krautter von den Waldentdeckern hat überall hübsche Nischen geschaffen, dadurch verteilen sich die Besucher und können sich zurückziehen. Die Glattenzainbachmühle bietet eine Fläche, die perfekt ist für ein besonderes Ambiente, ohne Kommerz, mit viel Herz, handgestricktem Programm und knitzen, auch spinnerten Ideen.

Im Inneren des riesigen Räuchermannsist eine Nebelmaschine montiert

Magisch angezogen werden die Gäste vom „größten Räuchermann des Schwäbischen Walds“. Vorbild für ihren neuesten Kreativschub seien die im Erzgebirge traditionellen Räuchermännle gewesen, die für die Schwäbische-Wald-Version aus frisch gesägten Fichtenbaumstämmen, Ölfässern und Paletten zusammengeschustert wurden. Per Knopfdruck stößt der 3,20 Meter hohe Koloss Rauch aus. Die Erfinder Hieber und Krautter haben im Inneren eine Nebelmaschine montiert und sie mit einem Schalter verbunden – ein riesiger Spaß für die ganze Familie, die sich emsig für Selfies vor dem XXL-Herr positionieren, vor dem die Kleinsten noch winziger aussehen.

Gesäumt von einem Spalier aus unzähligen Kerzen in Gläsern ist die Mühle nur zu Fuß erreichbar. Autos fahren nicht. „Vorfahrt“ hat eine Spiel-Holzeisenbahn für Kinder. Gleisteile aus Holz sowie Tiere, Verkehrsschilder, Autos und Häuser liegen in einer Kiste am Boden, aus der sich alle bedienen können, um die Strecke kreativ weiterzubauen. „Wir wollen Familien ansprechen und Kindern etwas ganz Einfaches anbieten, um aktiv zu sein und gemeinsam etwas zu machen“, geht Walter Hieber aufs Konzept ein, das schon rein optisch seinesgleichen sucht. Kaum beginnt es zu dämmern, wird es erst so richtig schön. Die vielen Teelichter und dezenten Lämpchen kommen wundervoll zur Geltung. In Feuerschalen verbreiten flackernde Flammen eine heimelige Stimmung.

Bachaufwärts führt ein schmales Wegle in den winterlichen Wald, wo Holzsterne an abgeknickten Ästen und Zweigen hängen. Darin Adventsgedichte und weihnachtliche Kurzgeschichten und Sprüche zum Lesen und Innehalten. Auf einem Holzsteg wird der Bach überquert, danach beginnt der Wichtelwunderwald, in dem kleine Wichtel in Häusern aus Waldmaterialien „leben“, die sich über neue „Nachbarn“ freuen: Deren Behausungen können von Kindern und Eltern spontan gebaut werden. Wer es weniger ruhig, dafür musikalisch mag, kann an der Weihnachtslieder-Singstation anhalten und entweder stehend oder im Sitzen auf mit Filzdecken bedeckten Holzbänken allerlei Weihnachtslieder anstimmen.

Weihnachtsmann lässt auf Knopfdruck seine Hüften schwingen

Ein CD-Gerät steht parat, Texte zum Mitsingen liegen aus, wer will, kann zu Schellenband, Glocke, Triangel und Rassel greifen und die Gesangseinlagen rhythmisch verstärken. Die Kinder kommen aus dem Spielen, die Erwachsenen aus dem Staunen und Entdecken kaum heraus. In einem Gebüsch hängen rot-weiß gestreifte Zuckerstangen. Wer sie sieht, freut sich wie ein Schneemann – oder grinst breit wie der Weihnachtsmann, der auf Knopfdruck Hula-Hoop tanzend die Hüften schwingt und „Merry Christmas“ singt. Die einzige „Shopping“-Oase ist die Naturwerkstatt von Anja Hübner und Nadja Voß, doch auch hier ist man jenseits von Einkaufsmodus und Massenangebot, findet Schönes zum Verschenken und einfach Gernhaben.

Viel zu tun haben die Helfer am Bratwurststand, die Suppenschöpfer und die Glühwein- und Punschschankwirte. Das Angebot ist bewusst schmal, aber 100 Prozent aus der nahen Umgebung und erschwinglich. Zwar schlagen sich die steigenden Kosten überall nieder. Alleine die Kosten für die Veranstalter-Haftpflichtversicherung sei merklich gestiegen, informieren Hieber und Krautter. Die eingesetzten Lebensmittel – alles deutlich teurer. Dennoch liegt der Glühweinpreis bei 3,50 Euro und damit 30 bis 50 Cent unter dem Preis anderer Märkte. „Wir wollen familienfreundlich und bezahlbar bleiben“, so Walter Hieber.

„Strahlende Kinderaugen sind die schönste Bezahlung.“

Wie schaffen sie es, die Preise zu halten? „Wir müssen nicht reich werden. Für uns ist es wichtig, etwas Wertvolles für die Besucher zu machen, insbesondere für Familien, und dabei haben wir selbst auch riesigen Spaß“, sagt Manfred Krautter. „Wir sind nicht auf Kommerz aus, wir freuen uns, wenn Besucher kommen und sich unser Aufwand lohnt“, bestätigt Mühlenbesitzer Timo Hübner. Unterm Strich bleibe nicht viel hängen. „Doch was zählt, sind leuchtende, strahlende Kinderaugen, sie sind die schönste Bezahlung für uns“, so Krautter.

Sieben Tage Vorbereitungen

Viel Platz Eine Woche lang hätten sie aufgebaut und vorbereitet. Familie Hübner, die in der Glattenzainbachmühle lebt, hat Platz geschaffen und die Scheune und die Freifläche davor freigeräumt. „Ein paar Traktoren haben wir zusammengeschoben oder woanders hingefahren“, erzählt Timo Hübner. Damit die Gäste es gemütlich haben, wurde an Sitzgelegenheiten gedacht. Die Scheune ist dezent mit minikleinen LED-Lämpchen in weihnachtlichen Lichterglanz getaucht, Wolldecken liegen auf den Bierbänken und Sitzbänken aus, hier lässt es sich aushalten.