Internationaler Tag der Jugend: Was sagen Teenager zu Ehrenämtern?

Heute ist der Internationale Tag der Jugend. Wie ticken Mädchen und Jungen in diesem Alter? In Auenwald engagieren sich acht Jugendliche und junge Erwachsene als Jugendvertretung der Gemeinde. Sie kämpfen für einen Chillplatz und setzen auch sonst viele Hebel in Gang.

Internationaler Tag der Jugend: Was sagen Teenager zu Ehrenämtern?

Auf dem Areal beim TSV Lippoldsweiler, das derzeit als Bauschuttlager dient, können sie sich ihren Chillplatz vorstellen (von links): Lukas Euchner (Jugendreferent), Leonie Wissmann, Leni Bauer, Anna Bianchetti, Philipp Leuthold, Konstantinos Kafasis (im blauen Hemd, Jugendreferent), Marcel Hinterkopf und Paul Ohl. Foto: Tobias Sellmaier

Von Heidrun Gehrke

Auenwald. Wer meint, dass Jugendliche von heute das Ehrenamt uncool finden und nichts arbeiten wollen, der kennt die Jugendvertretung in Auenwald noch nicht. Acht Jugendliche, zwischen 17 und 24 Jahre jung, die für Gleichaltrige, Familien und Senioren in der Gemeinde viele Hebel in Gang setzen. Ihr größter Wunsch ist ein eigener Chillplatz, um sich zu treffen. An dem sind sie seit einigen Jahren dran. Jetzt kommt neuer Schwung in die Sache.

Die Jugendlichen hätten gerne einen Chillplatz, möglichst etwas abgelegen, um niemanden zu stören. Der Ort ist gefunden: Oben auf dem Areal beim TSV Lippoldsweiler ist ein Platz, der derzeit als Bauschuttlager dient. Jugendreferent Lukas Euchner ist guter Dinge, dass die Jugendlichen nach längerem Stillstand jetzt ihrem Ziel in großen Schritten nähern. Die Entscheidung falle voraussichtlich noch im August. „Aller Voraussicht nach werden wir nach unserem Urlaub endlich anfangen können.“

Der Gemeinderat habe von Anfang an hinter ihnen gestanden. Trotzdem hing die Sache für längere Zeit „irgendwie in den Seilen“, blickt der Jugendreferent zurück. „Das Ganze wurde bewilligt, ein Budget wurde bereitgestellt.“ Einige Hürden waren noch zu nehmen, etwa bezüglich einer Grillstelle und der Beleuchtungssituation. Auch die Nachbarschaft wurde einbezogen. „Es gab vereinzelt Befürchtungen, dass die Obstwiesen zur Pinkelstation werden könnten.“

Planungen für einen Chillplatz

laufen bereits seit 2017

Das Bauamt in Backnang habe entsprechende Auflagen erarbeitet. Seit 2017 laufen die Planungen. Ausgangspunkt war ein Jugend-Hearing im Bildungszentrum, bei dem Jugendliche ihre Ideen vorstellten und sagten, wie sie sich den Platz vorstellen und was sie gern dort hätten. „Aktivwände zum Sprayen, vielleicht eine kleine Hütte zum Reinsetzen, schön wäre ein Streetsoccer-Spielfeld auf dem Hartplatz“, zählt Anna aus Hohnweiler auf. Die 21-Jährige war dabei, als die Ideen entwickelt wurden, und auch, als das Konzept Ende 2017 dem Gemeinderat vorgestellt wurde.

Viele von damals seien inzwischen im Studium oder sie arbeiten. „Die Ersten, die sich eingebracht haben, sind inzwischen aus dem Jugendalter raus und haben gar nichts mehr davon.“ Sie klemmt sich dennoch weiterhin dahinter, dass die Pläne nicht einschlafen. „Ich will was tun, damit dann die nächsten Generationen etwas davon haben.“ Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig ein Miteinander am Ort ist. „Seit ich zwölf bin, finde ich es schön, dass man hier immer einen Ansprechpartner hat, dass man sich untereinander kennt und Halt findet.“

Die Hartnäckigkeit von Anna und den Mitstreitern zeigt offenbar Wirkung. Die Bauämter in Backnang und Auenwald hatten sich im Frühjahr, nach der Wahl der Jugendvertretung, der Sache wieder angenommen. Die Jugendlichen waren mehrmals im Rathaus und haben sich auch in Gemeinderatssitzungen immer wieder in Erinnerung gebracht. „Man muss sich auf die Hinterbeine stellen, um ernst genommen zu werden“, sagt der zweite Jugendreferent Konstantinos Kafasis. „Auf ihre Arbeit können unsere Jugendlichen stolz sein.“ Alle in der Runde betonen das von Anfang an gute Verhältnis zu den Gemeinden. „Die Rückendeckung haben wir, es wird nicht eingestampft, nur verzögert.“

Ein Ort, wo’s cool ist und die Atmosphäre stimmt

Sie denken beim Pläneschmieden nicht nur an sich selbst: Der Wunsch nach einem Extraplatz im Freien, zusätzlich zum Jugendtreff in Hohnweiler, sei auch als Reaktion gedacht auf eventuelle Lärmbelästigung. „Auf dem Chillplatz wären wir aus dem Weg und würden nicht stören“, sagt der 21-jährige Philipp. Seit 2020 engagiert er sich in dem Gremium, um, wie er sagt, das Miteinander zu pflegen. „Hier haben Jugendliche einen Ort gefunden, wo’s cool ist und wo die Atmosphäre besonders ist.“

Jugendliche kämen außer aus Auenwald aus Weissach im Tal und Backnang, Freundschaften hätten sich hier schon gebildet. „Wir spielen Brettspiele, geben uns Tipps für die Fahrradreparatur oder reden einfach miteinander.“ Der Zimmerlehrling aus Lippoldsweiler stellt eine Veränderung fest: „Wenn mal irgendwo Müll rumliegt, wird nicht mehr gleich die Polizei angerufen, sondern es wird mit uns geredet, nicht über uns“, so Philipp. Er sagt, dass inzwischen an mehr Orten Mülleimer hängen. „Zwei davon sind vermutlich auf unsere Anregungen zurückzuführen.“

Alle Jugendvertreter sind berufstätig oder sind Schüler oder studieren

Wie Philipp sind alle berufstätig oder Schüler, einige studieren, bleiben der Sache aber treu. „Mir macht es Spaß, für andere Menschen was zu tun“, sagt Leonie aus Weissach. Die 19-Jährige macht eine Ausbildung im Altenheim. „Dort bin ich für Ältere da, hier für Jüngere.“ Marcel aus Oberweissach sagt, er sei zufällig auf die Gruppe gestoßen. „Mir gefällt es gut mitzuwirken, auch mal im Gemeinderat ein Wort einzulegen und meine Stimme einzubringen.“

Sie alle wollen „Sprachrohr“ für die Jugend sein und die Ideen an das Rathaus weiterleiten. Zugleich möchten sie der älteren Generation oder jungen Familien ihre Hilfe anbieten. „Vielleicht Spielenachmittage im Altenheim oder ihnen bei etwas helfen, für sie einkaufen“, könnte sich Philipp vorstellen.

Beim Ortsseniorenrat hätten sie schon an einer Sitzung teilgenommen. „Dort entstand die Idee, dass es einen Pool an Jugendlichen geben könnte, die auf ,Stand-by‘ sind und im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch spontan mal etwas für sie erledigen können“, sagt Leni aus Althütte. Sie unterstützt seit März 2023 das Engagement der Jugend. „Es ist wichtig, dass wir das, was wir tun können, auch umsetzen, um die Wünsche anderer zu erfüllen.“

Vom Internationalen Tag der Jugend nehmen sie kaum Notiz. Erstens seien jetzt ohnehin fast alle im Urlaub. Zudem waren sie seit der Wahl Ende März dauernd eingespannt. „Sie haben sich jetzt eine kleine Pause verdient“, freut sich Lukas Euchner. Im „Gremium“ herrsche die Haltung: „Eigentlich brauchen wir hier gar keinen Extratag nach dem Vorbild des Muttertags, weil wir jeden Tag im Jahr etwas tun“, sagt Lukas Euchner. Und Philipp ergänzt: „Für uns ist jeden Tag ein Tag der Jugend, man kennt uns inzwischen im Ort, wir sind und bleiben viel unterwegs.“