Sein Wahlkampf führte Max Schäfer in alle Spiegelberger Ortsteile. Die Begegnung mit den Bürgern empfand er als „wirklich schöne Sache“. Tenor der Menschen war, dass sie mit der Verwaltung zufrieden sind. Davon habe er im Wahlkampf profitiert. Foto: Alexander Becher
Wie haben Sie es empfunden, dass Sie den Wahlkampf als Einzelkandidat geführt haben?
Ich habe bisher nicht viel Zeit gehabt, das zu reflektieren. Dieser Zeitpunkt kommt wohl eher nach der Wahl. Ich war und bin aktuell nur darauf fixiert, den Wahlkampf gut zu machen und möglichst viele Bürger von mir zu überzeugen. Als feststand, dass ich der einzige Bewerber bin, war für mich klar, dass ich wie bisher einfach weitermache. Ich habe meinen Terminplan nicht zusammengestrichen, sondern bin bei meinem Konzept geblieben: Ich stehe allen zur Verfügung, bin immer erreichbar und gehe sehr offensiv auf die Bürger und Vereine zu. Natürlich ist ein solcher Wahlkampf mit vielen Terminen parallel zur regulären Arbeit eine erhöhte Belastung. Aber ich möchte im Nachhinein eine positive Bilanz ziehen. Bei der offiziellen Kandidatenvorstellung in der Mehrzweckhalle hatte ich auf mehr Zuschauer gehofft, doch vielleicht war der Andrang nicht so hoch, weil ich bei meinen neun Vor-Ort-Terminen zuzüglich der Vereinstermine und auch privater Treffen vielen Bürgern bereits begegnet bin. Den Bedarf einer Kandidatenvorstellung habe ich im Nebeneffekt selbst reduziert.
Sind Ihnen die Bürger in allen Ortsteilen immer ähnlich begegnet?
Die Begegnungen waren durchgehend freundlich, der direkte Austausch mit der Bürgerschaft aller Ortsteile war für mich wichtig und hat mir zahlreiche Eindrücke vermittelt. Ich hatte durchaus auch mit Kritik gerechnet, doch wenn diese mal aufkam, dann auf absolut konstruktive Art. Der Tenor in den Orten war, dass die Menschen unterm Strich zufrieden mit der Arbeit der Verwaltung sind. Davon habe ich im Wahlkampf natürlich profitiert. Wenn da ein Zerwürfnis zwischen Gemeinderat, Verwaltung und Bürgerschaft gewesen wäre, wäre es vielleicht anders für mich ausgegangen. Dann hätte ich vermutlich durchaus einen Gegenkandidaten gehabt, der gerade als „Fremder“ gut Werbung für einen kompletten Neuanfang machen kann. Aber in Spiegelberg können Sie mit dem Versprechen für einen großen Neuanfang nicht punkten.
Lesetipp: Wie sich Max Schäfer bei der offiziellen Kandidatenvorstellung präsentierte.
Gab es dominierende Themen, mit denen die Bürger an Sie herantraten?
Nein, es war die komplette Bandbreite: von Brandschutz bei der Veranstaltung bei der Feuerwehr bis zur Sanierung von einzelnen Gebäuden über Straßen, über die Zukunft der Verwaltung im Rathaus, über die Nahversorgung und die Kinderbetreuung. Es war querdurch. Kein Thema ist omnipräsent gewesen. Es kamen sogar Fragen zu interkommunaler Zusammenarbeit. Es war hochinteressant, was da manchmal auf mich gewartet hat. Deshalb habe ich mich nicht wirklich groß vorbereiten können. Es hätte jede Frage kommen können.
Wurden Sie darauf angesprochen, dass Sie nicht in Spiegelberg wohnen und auch nicht dort hinziehen werden? Erwarten die Bürger heute noch, dass der Bürgermeister im Ort wohnt?
Diese Frage kam immer mal wieder auf, teilweise auch verbunden mit einer Erwartungshaltung. Da muss ich klar sagen: Ich kann nicht nach Spiegelberg ziehen, ich werde nicht nach Spiegelberg ziehen. Ich habe gerade ein Haus in der Nähe von Schwäbisch Hall gebaut. Wenn ich das verkaufe, ist anzunehmen, dass ich privat finanziell vor einem Trümmerhaufen stehe. Ich habe weit vor meiner Kandidatur, vor drei Jahren schon, nach Flächen hier in der Gegend geguckt, aber da war die Marktlage eine andere. Wenn damals ein gutes Grundstück angeboten wurde, war es innerhalb von einem Tag weg. Es war chancenlos.
Ist es ein Nachteil, wenn der Bürgermeister nicht im Ort wohnt?
Nein, das finde ich nicht. Es kann durchaus einen Vorteil haben, wenn der Bürgermeister keinem Ortsteil zugerechnet werden kann. Für mich würde ich den Vorteil darin sehen, dass ich klar sagen kann, dass ich so denselben Blick auf alle Ortsteile habe. Ich denke, die Zeiten, in denen man als Bürgermeister einer Gemeinde im Ort wohnen muss, gehen insgesamt langsam vorüber – wohlgemerkt nicht nur hier in Spiegelberg.
Ihre Frau hat Sie intensiv im Wahlkampf begleitet. Sie war bei fast allen Terminen vor Ort dabei und hat den Austausch mit den Bürgern gepflegt. Welche Bedeutung hatte Ihre Frau für Sie im Wahlkampf?
Meine Frau bedeutet mir alles, ganz einfach. Insofern hatte sie bei der Frage, ob ich mich für das Amt des Bürgermeisters bewerbe, auch ein Vetorecht, welches sie, wie man sieht, nicht genutzt hat. Sie unterstützt mich absolut und sehr nachdrücklich. Das wird sie auch weiterhin tun. Ohne ihre Unterstützung wäre der Wahlkampf in dem Umfang sehr schwer bis nahezu unmöglich gewesen. Mein Glück ist, dass sie selbst aus der Verwaltung kommt. Kennengelernt haben wir uns aber schon im Studium, insofern haben wir unseren gesamten beruflichen Weg bisher immer gemeinsam geplant und beschritten. Sie ist Hauptamtsleiterin in Korb und weiß dementsprechend, wie das Tätigkeitsgebiet und der Arbeitsumfang eines Bürgermeisters aussehen.
Sie haben Ihre Bewerbung am ersten Tag des Bewerbungszeitraums abgegeben. Glauben Sie, das hat womöglich andere Kandidaten davon abgehalten, sich auch zu bewerben?
Ganz gewiss sogar. Wobei ein aus meiner Sicht ernst zu nehmender Mitbewerber, also beispielsweise ein Kandidat mit Verwaltungshintergrund und ein paar Jahren Berufserfahrung, der auf der Suche nach einer kleineren Gemeinde ist, schon mit Konkurrenz rechnen würde und sich von meiner Bewerbung eher nicht abschrecken ließe. Aber der eine oder andere fachfremde Interessent hat auf meine Bewerbung hin sicher durchaus seine Erfolgschancen wegschwimmen sehen. Wobei ich unterstelle, dass es auf das finale Ergebnis eher keinen Einfluss gehabt haben dürfte. Ich glaube nicht daran, dass ein komplett fachfremder Bewerber ohne Verwaltungserfahrung bei dieser oder einer anderen Bürgermeisterwahl das fehlende fachliche Know-how mit Persönlichkeit wegpunkten kann, wenn parallel noch jemand aus einer Gemeindeverwaltung mit Erfahrung kandidiert.
Dass Sie am Sonntag gewählt werden, steht nahezu außer Frage. Es geht eher um die Wahlbeteiligung. Was wäre ein Prozentsatz, über den Sie sich freuen würden?
(lacht) Die Frage ist gemein. Natürlich ist mir bewusst, dass eine Wahl mit nur einem Kandidaten nicht förderlich für die Wahlbeteiligung ist. Schön wären, so hoffe ich jedenfalls, um die 50 Prozent. Es wäre für mich ernüchternd, wenn die Beteiligung vielleicht sogar unter 30 Prozent liegt. Wobei dies im Bereich des Möglichen ist und ich damit umgehen könnte und müsste.
Wenn Sie dann gewählt sind, haben Sie sich schon Gedanken gemacht, was Ihre erste Amtshandlung werden wird?
Der Vorteil einer Gemeinde, die sich finanziell bisher nicht alle Wünsche hat erfüllen können, liegt darin, dass es naturgemäß eine lange Liste an Themen gibt, die man angehen muss. Langweilig wird es also auf alle Fälle nicht. Mich erwarten zahlreiche Aufgaben, die sehr wichtig, herausfordernd und teilweise auch sehr dringend sind. Nach fast sieben Jahren in Spiegelberg weiß ich, dass man sich die meisten Themen eher nicht aussuchen kann, sondern diese häufig aus einer Notwendigkeit heraus oder „von außen“ kommen. Ihre Frage müsste man auch rückblickend betrachten, das wäre interessant. Ich freue mich insofern auf Ihre Fragen zu den ersten 100 Tagen im Amt.
Das Gespräch führte Nicola Scharpf.