IT-Fachkraft statt Lehrer für die EDV-Betreuung

Tablets statt Kreide: Die beruflichen Schulen im Kreis werden immer digitaler – Anhaltend hohe Schülerzahlen

IT-Fachkraft statt Lehrer für die EDV-Betreuung

Konzentrierte Arbeit: Azubis im praktischen Unterricht. Foto: Johann-Philipp-Palm-Schule

Von Armin Fechter

WAIBLINGEN. Die beruflichen Schulen im Kreis bekommen bei der Betreuung ihrer EDV bald fachliche Unterstützung vom Landkreis. Eine IT-Fachkraft soll, darin sind sich die Kreisräte einig, Aufgaben übernehmen, die bisher von Lehrern erledigt werden. Hintergrund: Die Pädagogen erhalten für solche Sonderdienste ein Stundenkontingent, das von ihren Unterrichtszeiten abgezogen wird. Doch bei hohen Schülerzahlen und einer knappen Lehrerversorgung ist das kontraproduktiv. „Die Lehrer könnte man gut an der pädagogischen Front brauchen“, sagte jetzt etwa Ulrich Lenk (FDP/FW), selbst bis vor Kurzem noch Leiter der Kaufmännischen Schule in Waiblingen. Und er war bei Weitem nicht der Einzige, der in dieses Horn stieß – auch Jürgen Hestler (SPD), Gerhard Ketterer (CDU) und andere Mitglieder des Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschusses meldeten entsprechende Vorstellungen an.

Das Thema ist aber auch bei der Verwaltung angekommen: Wie Landrat Richard Sigel sagte, laufen Bemühungen, eine IT-Fachkraft zu gewinnen. Die Stelle soll wohl beim Kreismedienzentrum angesiedelt werden, denn dieses ist ohnedies schon auf diesem Gebiet tätig. So betreut es fast 1500 Tablets und begleitet damit die Digitalisierung an den beruflichen Schulen. „Tablets statt Kreide“ lautet dabei das Motto, wie Michael Vogt, im Landratsamt Leiter des Amts für Schulen, Bildung und Kultur, sagte. Vogt stellte im Ausschuss auch den Schulbericht 2018 vor und verknüpfte diesen mit einer Bilanz über die vergangenen fünf Jahre, entsprechend der Amtszeit der Kreisräte, die Ende Mai neu gewählt werden.

So ist laut Vogt die Schülerzahl kreisweit erneut leicht gesunken auf nunmehr 11016. Das liegt aber immer noch nur wenig unter dem Allzeithoch aus dem Jahr 2016 mit 11233 Schülern. Im Gegensatz dazu hätte die Zahl nach der Prognose des Statistischen Landesamts bereits unter die 10000-Schüler-Marke fallen sollen. Für den anhaltend hohen Zulauf sorgt laut Vogt insbesondere die gute wirtschaftliche Lage, sie sei verantwortlich dafür, dass die Zahl der Ausbildungsverhältnisse und damit der originären Berufsschüler im dualen System um weitere drei Prozent gestiegen ist. Spitzenreiter sind dabei die Berufe in der Elektro- und Bautechnik mit einem Plus von zehn Prozent. Deshalb habe es sich als richtig und sinnvoll erwiesen, in Backnang in diesem Schuljahr einen neuen Standort für die Mechatronikerausbildung zu eröffnen.

In Schorndorf kommt die Grafenbergschule unterdessen sogar an ihre Kapazitätsgrenzen. An diesem Standort wurde mit fast 4000 Schülern jetzt ein neues Allzeithoch erreicht. Das Plus in den letzten fünf Jahren liegt dort bei zwölf Prozent. Mit jeweils etwa vier Prozent folgen die Gewerbliche Schule Backnang und die Anna-Haag-Schule Backnang. Die stärksten Verluste mit einem Rückgang um acht Prozent musste die Maria-Merian-Schule in Waiblingen verkraften. Dort schlagen sich die Probleme bei der Pflegekräfteausbildung nieder.

Rückgänge gibt es aktuell auch in den Berufskollegs und den beruflichen Gymnasien mit bis zu vier Prozent. Dies ist laut Vogt eine Folge der demografischen Entwicklung. Noch stärkere Rückgänge sind im sogenannten Übergangssystem zu verzeichnen, also in den Bildungsgängen, die die Ausbildungsreife fördern und den Übergang in den Beruf oder in eine Ausbildung erleichtern sollen. Da machen sich die gesunkenen Flüchtlingszahlen bemerkbar, erläutert Vogt.

Gleichzeitig unterstreicht der Amtsleiter, dass die beruflichen Schulen ihren Beitrag zur Integration leisten: Von 2015 bis 2018 haben 143 Flüchtlinge einen Hauptschulabschluss erworben, 114 wurden in Ausbildung vermittelt. Das unterstrich im Ausschuss auch der geschäftsführende Schulleiter Stefan Weißert, der dabei die Netzwerkstruktur mit Staatlichem Schulamt, Arbeitsagentur und Kammern hervorhob. Er meldete ebenfalls den Wunsch nach einer IT-Fachkraft für die beruflichen Schulen an.

Steigende Schülerzahlen verzeichnen – im Gegensatz zu früheren Prognosen – die sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren: Mit 639 Schülern liegen sie zurzeit dicht am Allzeithoch aus dem Jahr 2006 mit damals 644 Schülern. Die Erwartung, dass mit der Inklusion Schulraum eingespart werden könnte, „haut nicht hin“, wie Ulrike Falk, Schulleiterin an der Fröbelschule Schorndorf, im Ausschuss sagte. An ihrer Einrichtung werden derzeit 101 Schüler – Tendenz: weiter steigend – von 80 Mitarbeitern begleitet. Eine Erweiterung ist anvisiert. Unter den Kindern und Jugendlichen sind viele mit Migrationshintergrund. Auch Falk sprach einen Wunsch aus, nach Unterstützung durch Sozialarbeit.