Jede Abschlussklasse feiert anders

Nach den mündlichen Prüfungen, die teils noch diese Woche andauern, geht für die Abiturienten mit der Zeugnisübergabe die Schulzeit vorüber. Doch wie feiern die Schülerinnen und Schüler ihren Abschluss? Einen Abiball haben in diesem Jahr nicht alle Gymnasiasten.

Jede Abschlussklasse feiert anders

In der Backnanger Stadthalle haben die Schülerinnen und Schüler des Max-Born-Gymnasiums am Montag ihre Zeugnisse erhalten. Schulleiterin Sonja Conrad hielt eine Rede.Foto: J. Fiedler

Von Melanie Maier

REMS-MURR. Das zweite Jahr in Folge hat es Corona den Abiturienten nicht leicht gemacht. Statt wochenlang zu planen, wie und wo der Schulabschluss gefeiert wird, mussten die Gymnasiasten und ihre Schulleitungen spontan auf die Inzidenzlage im Rems-Murr-Kreis reagieren. Einige Schulen veranstalten deshalb nur eine feierliche Zeugnisübergabe statt eines Abschlussballs, an anderen haben die Schülerinnen und Schüler selbst einen Abiball organisiert.

Am Backnanger Max-Born-Gymnasium verzichten die Schülerinnen und Schüler auf einen Abiball, berichtet Schulleiterin Sonja Conrad: „Weil es wegen der Inzidenzlage so lange unsicher war, ob die Feier stattfinden kann oder nicht.“ Die Zeugnisübergabe fand am Montag – wie schon 2020 – in der Stadthalle statt, „dieses Mal aber mit den Eltern“, sagt Conrad. Im vergangenen Jahr waren nur die Schüler zugelassen. Immerhin jeweils zwei Personen durften die Gymnasiasten in diesem Jahr zu ihrer Verabschiedung mitbringen; damit war gewährleistet, dass die Stadthalle zu maximal 60 Prozent ausgelastet war, wie es die aktuellen Coronaregeln vorschreiben. Die Übergabe am Montagnachmittag hat ungefähr zwei Stunden gedauert, inklusive der Reden, eines Auftritts des Schulorchesters sowie natürlich der Zeugnisübergabe. Auch Preise wurden übergeben für die jeweils Klassenbesten der verschiedenen Fächer.

Am technischen Gymnasium der Gewerblichen Schule Backnang fand schon am vergangenen Freitag eine Zeugnisübergabe in der Aula statt. Auch sie hat ungefähr zwei Stunden gedauert. Es wurden mehrere Reden gehalten, Musikstücke gespielt. Aufgrund der Räumlichkeit waren neben dem Lehrpersonal und der Schulleitung nur die Schüler ohne Begleitung anwesend. „Ein Abiball findet pandemiebedingt nicht statt“, informiert Kornelia Müller-Rose, die das technische Gymnasium leitet. Die Schüler würden klassenweise aber privat feiern, heißt es noch von der Schule.

An der Anna-Haag-Schule in Backnang werden am Dienstag in der Aula die Zeugnisse übergeben und Preise verliehen, informiert Achim Schütt, Abteilungsleiter des sozialwissenschaftlichen Gymnasiums. Gefeiert werde „so feierlich, wie das in Zeiten von Corona eben möglich ist“, sagt Schütt: Die Schüler organisieren einen Sektempfang vorab, ihre Eltern dürfen sie begleiten, es wird eine Geschenkübergabe an die Lehrer und Reden geben. Für jede der zwei Klassen seien etwa zwei Stunden eingeplant. „Anschließend feiern die Schüler klassenweise noch für sich“, sagt Achim Schütt.

Ähnlich soll der Ablauf an der Freien Waldorfschule in Backnang sein, berichtet Dominique Bon, die für die Abschlussklasse zuständig ist. An der Waldorfschule finden am Dienstag und Mittwoch noch die mündlichen Prüfungen statt. Ein Abiball? „Nein, das ist nicht möglich. Corona lässt grüßen“, sagt Bon am Telefon. Am Freitag finde aber eine Abifeier in einem Zelt auf dem Schulhof mit den Eltern statt, „das ist wie ein Fest im Freien, nur mit Dach über dem Kopf“. Die Seitenwände des Zelts lassen sich öffnen, sodass sehr gut gelüftet werden kann. Für die Abifeier sind Reden und die Zeugnisübergabe geplant, danach können sich Eltern, Schüler und Lehrer bei Fingerfood unterhalten. „Ich weiß, dass die Schüler hinterher noch miteinander feiern wollen, aber nicht auf dem Schulgelände“, sagt Dominique Bon.

Die Zeugnisübergabe am Wirtschaftsgymnasium der Eduard-Breuninger-Schule Backnang findet am Dienstag in der Aula der Schule statt. Es werde klassenweise gefeiert, teilt Abteilungsleiter Steffen Schaupp mit. Von 9 bis 13 Uhr sind die Feierlichkeiten, für jede der vier Klassen ist etwa eine Stunde eingeplant. Ein bisschen früher als zur vollen Stunde müssen die Schüler und ihre Eltern die Aula verlassen (je zwei Begleitpersonen sind erlaubt), damit sich die Gruppen nicht begegnen. Auch das ist eine Coronaschutzmaßnahme. Neben der Übergabe der Zeugnisse und Preise ist nur wenig Programm vorgesehen. „Sonst hat immer noch die Band gespielt“, sagt Steffen Schaupp, „aber die konnte dieses Jahr nicht proben.“

Eigentlich wollten die Schüler noch einen Abiball auf die Beine stellen, stattdessen gehen die Klassen nun einzeln mit ihren Klassenlehrern essen. „Wir haben schon früh beim Ordnungsamt angefragt, ob wir feiern dürfen“, berichtet Katharina Schümann. Die 21-Jährige war mit für die Planung der Feier zuständig. „Aber uns wurde gesagt, das sei nicht möglich.“ Erst vor zwei, drei Wochen sei ihnen mitgeteilt worden, dass eine Feier mit 200 Gästen nun doch zulässig sei. Aber da war es zu spät. „Die Zeit hätte nicht gereicht, um eine Location und das Catering zu organisieren“, sagt Schümann. „Die Erfahrung geht uns verloren. Das ist sehr schade.“

Freuen dürfen sich die Schülerinnen und Schüler am Heinrich-von-Zügel-Gymnasium in Murrhardt. Dort findet an diesem Freitag wie gewohnt eine Abigala statt. „Ein Abiball hat bei uns keine Tradition“, erklärt Schulleiter Henning Zimmermann. Die Gala soll aber nicht weniger feierlich sein: Es werden Reden gehalten, Spiele mit den Lehrkräften gespielt, die Zeugnisse überreicht und der traditionelle Abifilm gezeigt. Eine Abschlussfeier, die nahe dran ist an der Normalität. „Wir machen relativ wenige Abstriche“, sagt Zimmermann. „Ich sag mal so: Chorgesang wird’s nicht geben. Aber wir nutzen das aus, was möglich ist.“ Da der Abijahrgang mit 30 Schülern sehr klein ist, dürfen die Abiturienten sogar vier oder fünf Begleitpersonen mitbringen.

Die Schülerinnen und Schüler am Bildungszentrum Weissacher Tal (Bize) feiern quasi doppelt: Auf die Zeugnisübergabe am Freitag folgt am Samstagabend der Abiball – beides in der Seeguthalle in Cottenweiler, weiß Andreas Köplin, stellvertretender Schulleiter des Gymnasiums am Bize. Bei der Zeugnisübergabe, berichtet er, werden Schulleiterin Simone Klitzing, die Träger des Scheffelpreises (der an die Jahrgangsbesten im Fach Deutsch geht) und vielleicht auch Weissachs Bürgermeister Ian Schölzel eine Rede halten. „In den Pausen gibt’s musikalische Untermalung aus der Box“, sagt Köplin. Was die Schüler für ihren Abiball geplant haben, weiß er nicht: „Das ist keine schulische Veranstaltung.“

Beim Backnanger Gymnasium an der Taus erübrigt sich die Frage nach der Feier. Durch die schulinterne Umstellung von G8 auf G9 gibt es 2021 keine Abschlussklasse.

Jede Abschlussklasse feiert anders

„Chorgesang wird’s nicht geben. Aber wir nutzen das aus, was möglich ist.“

Henning Zimmermann (Heinrich-von-Zügel-Gymnasium),
über die geplante Abigala