Jugendarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg

Die Gemeinde Allmersbach im Tal will ihre Angebote künftig in Kooperation mit Weissach im Tal, Auenwald und Althütte durchführen.

Jugendarbeit über die Gemeindegrenzen hinweg

Das Haus Backnanger Straße 12 soll künftig für die Jugendarbeit der Gemeinde genutzt werden. Foto: J. Fiedler

Von Bernhard Romanowski

Allmersbach im Tal. Mit der interkommunalen Zusammenarbeit hat man im Weissacher Tal schon einige gute Erfahrungen gemacht. Darum verwundert das Anliegen nicht, die Jugendarbeit in den Gemeinden ebenfalls kooperativ zu organisieren, zumal auch das Kreisjugendamt Rems-Murr wohl schon angemerkt hat, dass dieser Weg Vorteile für alle Beteiligten mit sich bringt.

„In den Gemeinden des Weissacher Tals und in Althütte existierten zum Teil identische und deshalb auch konkurrierende Angebote“, stieg Bürgermeisterin Patrizia Rall bei der Ratssitzung am Dienstag in der Allmersbacher Turn- und Versammlungshalle in das Thema ein. „Die Jugendlichen der Gemeinden machen nicht an den Ortsschildern der jeweiligen Kommunen halt, sondern bewegen sich im gesamten Weissacher Tal und in Althütte an formalen und informellen Treffpunkten“, umschrieb die Rathauschefin den Umstand, dass die Kinder und Jugendlichen, nicht zuletzt durch die schulischen Kontakte, auch in ihrem außerschulischen Bewegungsradius nicht an den Gemeindegrenzen haltmachen, sondern insbesondere die Älteren eben mobil sind und sich auch andernorts mit Gleichaltrigen treffen.

Bislang, so Rall weiter, versuche jede Kommune für sich, eine familienfreundliche Atmosphäre, positive Lebensbedingungen für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen sowie nachhaltige Strukturen zu schaffen, in denen die Aspekte Jugendbeteiligung und Demokratieerziehung nicht zu kurz kommen dürfen. Rall: „Aus diesem Grund gibt es, begleitet und koordiniert durch das Kreisjugendamt beziehungsweise das Kreisjugendreferat, in den Gemeinden des Weissacher Tals und Althütte Überlegungen, die Jugendarbeit enger miteinander zu verknüpfen.“ Wie die Verwaltungschefin weiter ausführte, soll die Jugendsozialarbeit kommunal geteilt und in gegenseitiger Abstimmung organisiert werden. Gleichzeitig aber sollen die bestehenden Einrichtungen und ihre Angebote aber erhalten bleiben. Rall sprach hier von einer neuen Stabsstelle, die dazu als sogenanntes Gemeindejugendreferat geschaffen werde und von der aus die konzeptionelle Neuausrichtung erdacht und in Umsetzung gebracht werde. Die Stabsstelle werde im Umfang einer halben Personalstelle und vom Rems-Murr-Kreis gefördert geschaffen und in Allmersbach, genauer gesagt in der Backnanger Straße 12, angesiedelt sein.

Dort befindet sich der Jugendraum für die Kinder und Heranwachsenden der Orte Allmersbach und Heutensbach. Der Treff wird gerade umgebaut. Drei Fachkräfte, angestellt über die Paulinenpflege Winnenden als Dienstleister, kümmern sich in Allmersbach um die jungen Menschen.

In Weissach im Tal gibt es ebenfalls einen Jugendtreff, und zwar im Ortsteils Unterweissach. Der Standort wird gerade erweitert, wie der Weissacher Bürgermeister Ian Schölzel auf Nachfrage sagte. Den Beschluss zur Durchführung der interkommunalen Jugendarbeit hat der Weissacher Rat bereits gefasst (siehe Infokasten). Wie Schölzel erklärte, kümmern sich zwei von der Gemeinde beschäftigte Fachkräfte um die Jugendarbeit in der Allmersbacher Nachbargemeinde. Nachdem es auch schon schwierige Zeiten für die Jugendarbeit gegeben habe, könne man aktuell „ein tolles Angebot“ für die Kinder und Jugendlichen vorhalten, die laut Schölzel derzeit eher jüngeren Alters sind. Schölzel: „Also Ende der Grundschule, erste Klassen der weiterführenden Schulen.“

Auch in Auenwald gibt es einen Jugendtreff. Zwei Fachkräfte kümmern sich um die Jugendarbeit. Auenwald ist im Übrigen eine von sechs Kommunen im Rems-Murr-Kreis, die an dem baden-württembergischen Projekt „Jungsein in der Kommune“ teilgenommen haben. Insbesondere mit Beteiligungsprozessen für die Jugend, wie Umfragen und Aktionen zur gesellschaftlichen Teilhabe, hat man dort besondere Erfahrungen.

Etwas aus der Reihe, und das nicht nur räumlich, fällt die Gemeinde Althütte. Anders als die drei Kommunen des Weissacher Tals kommen dort zur Zeit keine Sozialarbeiter zum Einsatz. Es gibt einen freien Jugendtreff ohne feste Angebote und es gibt wohl einige Jugendliche, die erklärt haben, etwas auf die Beine zu stellen, wie der Althütter Bürgermeister Reinhold Sczuka mitteilte. Jugendarbeit sei ein fließender Prozess, so Sczuka. Der Andrang und die Beteiligung der jungen Leute verlaufe in Wellenbewegungen, wobei man nie alle Jugendlichen erreichen könne. „Althütte soll an Projekte und die vorhandenen Treffs angebunden oder im Rahmen der Einzelfallhilfe begleitet werden“, hieß es deshalb am Dienstag im Allmersbacher Rat.

Ein solches interkommunales Konstrukt in der Jugendarbeit sei eine Premiere im Kreisgebiet, sagte Bürgermeisterin Rall. Die genauen Aufgaben der zentralen Stabsstelle würden noch verschriftlicht. „Das Kooperationsprinzip im Weissacher Tal hat sich bewährt und ist zu begrüßen“, teilte Eberhard Bauer in der Sitzung im Namen der NLAH-Fraktion mit. Bauer sprach sich zudem dafür aus, früh genug Klarheit mit Blick auf das Weisungsrecht der Gemeinde zu schaffen, also zu klären, wem gegenüber die Person weisungsgebunden wäre, die in der neu zu schaffenden Stabsstelle arbeiten wird, falls die Stelle über einen privaten Dienstleister besetzt werde. Personalträger sei die Gemeinde Allmersbach, so Rall. Für die Personalkosten entstehe ein nicht über die Kreis-Förderung gedeckter Betrag in Höhe von 13929 Euro pro Jahr, zu dem noch die Arbeitsplatzkosten kommen, die von den Kommunen anteilig zu tragen sind.

Zustimmung in Weissach

Win-win-Situation In Weissach im Tal hat der Gemeinderat der interkommunalen Jugendarbeit kürzlich bereits zugestimmt. Claudia Müller vom Kreisjugendamt Rems-Murr stellte den Stand der Dinge dem Gremium vor. Sie sehe es als Win-win-Situation für alle Beteiligten, also sowohl für die Mitarbeitenden in den Kommunen als auch die Jugendlichen, sagte Müller.

Zustimmung Im Gemeinderat stießen die Planungen im Großen und Ganzen auf Zustimmung. Er tue sich aber mit der Abstimmung schwer, solange die Fachkräfte nicht involviert seien, sagte Markus Gentner (Liste Weissacher Bürger). „Die Beteiligten äußern schon seit Jahren, dass sie das brauchen“, entgegnete die Referentin Claudia Müller. Bürgermeister Ian Schölzel fügte hinzu, dass im nächsten Schritt die Details der Zusammenarbeit zusammen mit den Fachkräften erarbeitet werden sollen. Der Rat stimmte dem Projekt geschlossen zu. mm