Jury kürt Siegerentwurf für das IBA-Gelände

Morgen tagt in Backnang das Preisgericht für den städtebaulichen Wettbewerb. 22 Büros aus aller Welt haben Pläne eingereicht.

Jury kürt Siegerentwurf für das IBA-Gelände

Bei einer Begehung des IBA-Projektgebiets. Beim Wettbewerb „Quartier Backnang-West“ gibt es nun Ergebnisse. Foto: A. Becher

Von Kornelius Fritz

BACKNANG. Es ist das größte Städtebauprojekt, das es in Backnang je gegeben hat: Insgesamt 17 Hektar umfasst das Gebiet zwischen Friedrichstraße und Murrtalviadukt, das in den kommenden Jahren zu neuem Leben erweckt werden soll. Als Teil der Internationalen Bauausstellung (IBA), die 2027 in der Region Stuttgart stattfinden wird, hat das Projekt auch das Interesse internationaler Architekten und Stadtplaner geweckt.

Mehr als 100 Büros aus aller Welt hatten im vergangenen Jahr erste Ideen und Skizzen eingereicht, 22 haben es in die Finalrunde geschafft und einen städtebaulichen Rahmenplan für das „Quartier West“ erarbeitet. Mit dabei sind neben renommierten deutschen Büros auch Teilnehmer aus Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Chile, Kolumbien, Polen, Kanada, den USA und der Schweiz. Morgen wird das Preisgericht nun die Siegerentwürfe küren.

Das sollte eigentlich schon im Januar passieren: Wegen der hohen Coronazahlen wurde die Sitzung jedoch auf April verschoben. Dummerweise sind die Infektionszahlen jetzt allerdings noch wesentlich höher als damals, trotzdem kam eine erneute Verschiebung für die Verantwortlichen nicht infrage, denn die Zeit bis zur IBA in sechs Jahren ist knapp genug. „Wir haben ein Hygienekonzept erstellt, das vom Ordnungsamt genehmigt wurde“, erklärt Baudezernent Stefan Setzer. Zwar werden alle 25 Preisrichter persönlich in der Stadthalle zusammenkommen, die sonst üblichen Rundgänge von Entwurf zu Entwurf fallen allerdings weg. „Alle werden an ihren Plätzen bleiben und die Arbeiten werden auf einer großen Leinwand präsentiert“, erklärt Setzer. Auch die Verpflegung erhalten die Teilnehmer am Platz, sodass die Mindestabstände durchgängig eingehalten werden können. Für die Diskussionskultur sei das zwar nicht ideal, „aber es geht nicht anders“.

Dem Preisgericht gehören
13 Experten an, darunter IBA-Intendant Andreas Hofer sowie mehrere Professoren. Hinzu kommen fünf Stadträte und vier Vertreter der Grundstückseigentümer. Die Stadt Backnang wird durch Ersten Bürgermeister Siegfried Janocha, Baudezernent Stefan Setzer und Stadtplanungsamtsleiter Tobias Großmann vertreten. Der künftige Oberbürgermeister Maximilian Friedrich wird bei dieser wichtigen Weichenstellung noch nicht mit dabei sein.

Aufgabe des Wettbewerbs war es, einen städtebaulichen Rahmenplan für das IBA-Gelände zu entwickeln. Dafür mussten die Teilnehmer noch nicht jedes einzelne Gebäude im Detail planen, aber die wesentlichen Eckpunkte für das neue Quartier definieren. Etwa die Frage, wo künftig Straßen und Wege verlaufen sollen, wo Grünflächen entstehen und wie groß die Gebäude werden. „Einen besonderen Fokus legen wir auch auf die Gestaltung des Murrufers“, erklärt der Baudezernent. Heute fließt der Fluss überwiegend versteckt hinter hohen Mauern durch das ehemalige Industriegelände, künftig soll er zum Mittelpunkt eines lebendigen Quartiers werden.

Die Bewertung erfolgt anonym, die Juroren wissen also nicht, welcher Entwurf von welchem Büro stammt. Neben verschiedenen Plänen und Ansichten mussten die Teilnehmer des Wettbewerbs auch ein Modell im Maßstab 1:1000 einreichen. Als Preisgeld werden insgesamt 120000 Euro ausgeschüttet. Geplant sind drei Hauptpreise sowie weitere Anerkennungspreise.

Besonders spannend wird allerdings, welcher Entwurf auf dem ersten Platz landet, denn dieser soll die Grundlage für die weiteren Planungen im „Quartier West“ werden. Baudezernent Setzer wünscht sich ein möglichst einmütiges Votum der Jury: „Ich hoffe, dass es einen Entwurf geben wird, der so überzeugend ist, dass alle Beteiligten große Lust haben, ihn umzusetzen.“

Anspruch der Internationalen Bauausstellung ist es, zukunftsweisende Architektur und Stadtplanung zu zeigen, so wie es 1927 die Väter der Stuttgarter Weißenhofsiedlung um Ludwig Mies van der Rohe getan hatten. Auch für das Backnanger Projekt hat Stefan Setzer die Hoffnung, dass die Sieger nicht nur Altbekanntes präsentieren: „Die IBA will einen Ausblick in die Zukunft geben. Da muss Städtebau anders aussehen.“

Nach dem Urteil des Preisgerichts wird sich der Backnanger Gemeinderat noch einmal intensiv mit dem Siegerentwurf beschäftigen. Auch die Bürgerschaft soll beteiligt werden. Bereits vor der Auslobung des Wettbewerbs hatten die Bürger in mehreren Workshops die Möglichkeit, ihre Ideen und Vorschläge für das neue Quartier einzubringen.

Die Siegerentwürfe werden am Freitag,30. April, ab 19 Uhr online vorgestellt. IBA-Intendant Andreas Hofer, Baudezernent Stefan Setzer und die Architektin Jórunn Ragnarsdóttir sprechen über die Hintergründe der Entscheidung sowie die Perspektiven zur Entwicklung des Quartiers. Die Preisträger werden ihre Entwürfe vorstellen und erläutern. Über einen Chat besteht auch die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Meinungen einzubringen. Der Livestream ist abrufbar unter www.backnang.de/iba_27.

Jury kürt Siegerentwurf für das IBA-Gelände

„Die IBA will einen
Ausblick in die Zukunft geben. Da muss Städtebau anders aussehen.“

Stefan Setzer,

Baudezernent