Kandidaten diskutieren im Studiolicht

BKZ-Wahlpodium: Patrizia Rall und Fabian Schüle stellen sich auf Einladung unserer Zeitung verschiedensten Fragen zu ihrer Person und ihrem Ansinnen, die Nachfolge von Bürgermeister Ralf Wörner in Allmersbach im Tal anzutreten.

Kandidaten diskutieren im Studiolicht

Redaktionsleiter Kornelius Fritz (rechts) befragt im Aufnahmestudio die Bürgermeisterkandidaten von Allmersbach im Tal, Patrizia Rall und Fabian Schüle. Fotos: A. Becher

Von Bernhard Romanowski

BACKNANG/ALLMERSBACH IM TAL. In drei Wochen haben die Bürger in Allmersbach im Tal die Wahl und bestimmen darüber, wer künftig die Geschicke der Gemeinde leiten wird. Nach 22 Jahren als Bürgermeister verabschiedet sich Ralf Wörner im Frühjahr in den Ruhestand. Am 21. Februar werden die Allmersbacher und Heutensbacher dann darüber abstimmen, wer künftig den Chefsessel im Rathaus der Doppelortgemeinde einnimmt. Die Backnanger Kreiszeitung hat das zum Anlass genommen, die beiden Kandidaten im Rahmen eines Wahlpodiums vorzustellen und ihnen schon einmal ein bisschen auf den Zahn zu fühlen. Dazu wurden sie unter anderem auch mit einigen sehr interessanten Fragen von BKZ-Lesern konfrontiert.

„Auch wenn es lange nicht danach aussah: Sie haben eine echte Wahl zwischen zwei ganz unterschiedlichen Kandidaten“, begrüßt Kornelius Fritz, der Redaktionsleiter der Backnanger Kreiszeitung, die Zuschauer zu Beginn der Aufzeichnung im Fernsehstudio der Firma Beïs. Eine Verwaltungsfachfrau mit Insiderwissen tritt gegen einen Quereinsteiger aus der freien Wirtschaft mit dem Blick von außen an. Beiden gemeinsam ist, dass sie noch recht jung sind: Patrizia Rall ist 31 Jahre, Fabian Schüle 33 Jahre alt.

Ausgeschrieben war die Stelle als Allmersbacher Bürgermeister bereits am 11. Dezember. Patrizia Rall reichte ihre Bewerbung allerdings erst am 11. Januar ein. „Warum mussten Sie so lange überlegen?“, will Kornelius Fritz von der Kandidatin wissen. Im Pandemiejahr 2020 sei wenig Zeit zum Durchatmen geblieben, erwidert Rall. Sie habe die Feiertage genutzt, um sich ihre Entscheidung gut zu überlegen und mit ihrem persönlichen Umfeld abzustimmen. „Mit einer neuen Person im Amt kommen zwangsläufig auch immer Veränderungen und Neuerungen. Das hat nichts damit zu tun, dass alles falsch ist, was vorher war“, so Rall auf die Frage, ob sie nach fünf Jahren als Allmersbacher Hauptamtsleiterin in enger Zusammenarbeit mit Amtsinhaber Wörner eher für ein „Weiter so“ oder für neue Akzente in der Verwaltungsarbeit stehe. Die Menschen lägen ihr mehr als die Akten, da aber derzeit der Kontakt zu den Menschen coronabedingt erschwert sei, setze sie im Wahlkampf zwangsläufig mehr auf Telefon, Videochat und weitere moderne Medien.

Die Einbindung der Bürger sehen beide Kandidaten als elementar für eine gute Verwaltungsarbeit an.

Vom studierten Agrarwirt Fabian Schüle will Fritz wissen, wie er auf die Idee gekommen ist, Bürgermeister in Allmersbach zu werden, was ihn für die Verwaltungsarbeit qualifiziere und wie er sich in der Gemeinde bekannt machen wolle. Das Bürgermeisteramt als Möglichkeit, Dinge zu bewegen, habe ihn schon immer fasziniert, so Schüle. Allmersbach kenne er zwar eher vom Durchfahren, aber es sei eine wunderschöne Gemeinde mit viel Potenzial. Einen anderen Blick auf die Dinge zu werfen und womöglich veraltete Strukturen aufzubrechen, sei sein Anliegen. Dazu telefoniere er derzeit mit vielen Menschen, hofft aber auch, dass sich noch einige Gespräche am Gartenzaun ergeben.

Die Fragen von BKZ-Redaktionsleiter Fritz zum ersten Themenkomplex Ortsentwicklung und Bauen enthalten unter anderem die Stichworte Immobilienpreise, Wohnraumschaffung, Bürgerproteste, Baugebiete und Gewerbeflächen. Rall spricht hier von einem Gesamtwohnraumkonzept für Allmersbach, das sie mit Beteiligung der Bürger und mit Blick auf die Frage auflegen will, was baulich in Zukunft nachgefragt und bedient werden kann. Die Innerortsentwicklung ebenso wie die Ausweisung von Bauflächen am Ortsrand funktioniere am besten im Dialog und mit Akzeptanz der Anwohner. Rall will ortsansässigen Firmen ebenso wie möglichen Neuansiedlungen ein gutes Entwicklungspotenzial in der Gemeinde bieten.

Fabian Schüle favorisiert Bauprojekte im Einklang mit der Ökologie, will eine Baugenossenschaft wiederbeleben, um sozialen Wohnraum zu schaffen, und schließt zugleich das klassische Einfamilienhaus nicht aus. Auch er spricht von möglichst hoher Bürgerbeteiligung durch zeitnahe Offenlegung der Baupläne und will der lokalen Wirtschaft über die Ausweisung ökologischer Ausgleichsflächen mehr Gewerberaum anbieten.

Im Themenkomplex Verkehr spricht Fritz als Moderator die Parksituation und den Durchgangsverkehr in Allmersbach und eine mögliche Ortsumgehung an. Die Diskussion um die Ortsumgehung sieht Kandidat Schüle indessen als passé, weil unrealistisch an. Für den Lastwagenverkehr hofft er auf den Ausbau der B14 als entlastende Maßnahme. Innerorts sieht er die Nutzung von Fahrrädern und E-Bikes durch mehr Radwege als Zukunftschance und fordert mehr Mut zu radikalen Schnitten in der Verkehrsplanung.

Patrizia Rall erwähnt die bisherigen Bemühungen des Gemeinderats, dem allerdings bei einer Landesstraße die Hände gebunden seien. Derzeit werde ein Gutachten zur Parksituation in der Gemeinde erstellt, anhand dessen man dann zu einem angemessenen Verhältnis zwischen laufendem Verkehr und Parkangebot kommen könne. Beide Kandidaten sind zuversichtlich, dass die Firma Harro Höfliger, deren Mitarbeiter das Verkehrsaufkommen deutlich erhöhen, sich dem Dialog nicht entziehen und an guten Lösungen weiterhin mitarbeiten werde.

Beim Themenkomplex Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung des BKZ-Wahlpodiums werden Aspekte angesprochen wie der Klimaschutz, die Jugendarbeit und der mögliche Bau eines Familienzentrums. Rall sieht für Allmersbach als flächenmäßig kleinste Gemeinde im Rems-Murr-Kreis eine Vorbildfunktion und durchaus Möglichkeiten, sich im Bereich Mobilität und bei der energetischen Sanierung von Gebäuden nachhaltig verdient zu machen. Mit dem beschlossenen Ziel des Gemeinderats, Allmersbach in den kommenden Jahren zur klimaneutralen Kommune zu machen, ist sie absolut d’accord. Daran werde sich auch das von ihr in Aussicht gestellte Sanierungskonzept für die Heutensbacher Ortsmitte orientieren.

Auch Schüle sieht die Gemeinde beim Thema Umwelt und Klima besonders in der Pflicht. Ihre Aufgabe sei es, die Bürger durch entsprechende Anreize abzuholen und ihnen zu zeigen, was jeder Einzelne tun kann. Ihm schwebt auch die Gründung eines Jugendrats vor, um die jungen Leute mehr in die kommunale Entscheidungsfindung einzubinden. Die Aufstellung von Containern an der Kita Im Wiesental in Allmersbach dürfe keine Dauerlösung sein, betont Schüle. Seine Mitbewerberin Rall sieht diese sogenannte Interimslösung derweil als gut an, um ohne Zeitdruck eine am Bedarf orientierte Lösung zu entwickeln.

Die YouTube-Aufzeichnung des BKZ- Wahlpodiums bleibt bis zum Wahltag am 21. Februar abrufbar unter www.bkz.de/aktionen/bkz-wahlpodium

Die Insiderin

Patrizia Rall verweist auf ihre Verwaltungskenntnisse.

Ihre Offenheit und ihren guten Zugang zu Menschen hält Patrizia Rall für ihre größte Stärke, wie sie auf Nachfrage von BKZ-Redaktionsleiter Kornelius Fritz sagt. Dass die Menschen dort immer freundlich grüßen, gefällt der gebürtigen Rudersbergerin an Allmersbach im Tal besonders. „Und was ist das Schönste am Beruf des Bürgermeisters?“, will der Zeitungschef wissen. „Der Kontakt mit Menschen und die Möglichkeit, mitzugestalten“, erwidert Rall. Am besten entspannen kann sie übrigens mit einem Gläschen Rosé und einem guten Buch. Urlaub macht sie ebenso gerne in Deutschland wie in ferneren Landen, eine Präferenz zwischen dem heißen Marokko oder dem teils frostigen Island trifft sie dabei nicht. „Und was ist Ihr größter Traum?“, fragt Fritz. Ralls Antwort kommt mit einem breiten Grinsen: „Bürgermeisterin von Allmersbach im Tal zu werden.“

Rall kennt die Doppelortgemeinde genau. Seit 2015 ist sie Hauptamtsleiterin. Nun tritt sie dort als parteilose Kandidatin bei der Schulteswahl an. Vor ihrer Tätigkeit im Allmersbacher Rathaus war sie zweieinhalb Jahre persönliche Referentin des damaligen Göppinger Oberbürgermeisters Guido Till. Durch ihren Bachelor-Titel im Studiengang Public Management und ihren Werdegang im Verwaltungsbereich sieht sich die 31-Jährige für das Bürgermeisteramt bestens gewappnet: „Ich habe fast acht Jahre Erfahrung in der Verwaltung, fünf davon in Allmersbach im Tal. Und inhaltlich gibt es große Schnittmengen bei der Arbeit einer Hauptamtsleiterin und der als Bürgermeisterin.“ Davon will sie in ihrer Bewerbung als Kandidatin profitieren: „Ich kenne die aktuellen Themen und Projekte und muss mich nicht erst groß einarbeiten.“

Der Quereinsteiger

Fabian Schüle will frischen Wind nach Allmersbach bringen.

Fabian Schüle entstammt einer Großfamilie: Mit Eltern, Großeltern und fünf Geschwistern wuchs er auf einem landwirtschaftlichen Hof in der Nähe von Schwäbisch Hall auf, wie er beim BKZ-Wahlpodium berichtet. In seiner Jugend war er Ministrant und spielte zehn Jahre lang Flügelhorn in einer Musikkapelle. Die Bedeutsamkeit christlicher Institutionen und der Vereine für das gesellschaftliche Zusammenleben sei ihm deshalb durchaus bewusst.

Nach der Realschule machte er eine Ausbildung zum Bauzeichner bei der Stadt Schwäbisch Hall. Anschließend absolvierte er erfolgreich ein Bachelor- und Masterstudium im Agrarbereich und vertiefte sein Wissen im Bereich Wirtschaftswissenschaft und Betriebswirtschaft. Er lebt aktuell mit seiner Verlobten aus Kaisersbach in Stuttgart und arbeitet bei einer Erzeugerorganisation für Arznei- und Gewürzkräuter. Auf der Realschule war er Schülersprecher, an der Universität engagierte er sich als Fakultätssprecher, wie er sagt.

Als größte Stärke sieht er sein offenes Ohr für seine Mitmenschen: „Man kann immer zu mir kommen.“ An Allmersbach schätzt er besonders die gotische Kirche und das nahe gelegene Naturschutzgebiet. Das Bürgermeisteramt dort strebt er an, weil ihn die Vielseitigkeit der Funktion als Schultes fasziniert und die Möglichkeit, als solcher mit den Bürgern etwas zu bewegen. Entspannen kann er am besten beim Holzmachen im Wald. Er genießt die Touren mit seinem VW LT im In- und Ausland und liebt es, in der Natur zu sein. „Ihr größter Traum?“, fragt Fritz auch ihn. „Der Weltfrieden“, antwortet der 33-Jährige. Seine Entscheidungskraft und Sozialkompetenz sowie sein langer Atem qualifizierten ihn für das Bürgermeisteramt, so Schüle.