Kundgebung für Demokratie in Backnang geplant

Am Samstag um 13 Uhr ist eine Demonstration für die Demokratie und für Menschenrechte auf dem Marktplatz in Backnang geplant. Die Veranstalter hoffen auf mehr Teilnehmer als bei der Kundgebung vor zwei Wochen.

Kundgebung für Demokratie in Backnang geplant

Tamara Götz (von links), Hans-Uwe Schilling, Josef Klein, Monika Schwartz und Gerlinde Wengert haben schon fleißig Schilder gebastelt, um am Samstag gegen rechtsradikales Gedankengut ein Zeichen zu setzen. Foto: Alexander Becher

Von Anja La Roche

Backnang. Nach der ersten Kundgebung in Backnang für Demokratie und das Grundrecht auf Asyl am 2. März ist am Samstag nun eine weitere Veranstaltung geplant. Die Organisatoren hoffen diesmal auf mehr Teilnehmer, auch weil sie die Werbetrommel kräftiger rühren, als es die Veranstalter der ersten Demo getan hatten. Die Kundgebung beginnt am Samstag, 16. März, um 13 Uhr. Die Veranstalter hoffen auf 500 Personen. „Es geht uns um die Erhaltung der Demokratie“, bringt es Monika Schwartz auf den Punkt. Sie und das knapp 15-köpfige Organisationsteam haben in den vergangenen Jahren und Monaten mit wachsender Sorge die gesellschaftliche Entwicklung beobachtet – insbesondere den Zulauf, den die in Teilen gesichert rechtsextreme AfD erhält. „Ich will etwas tun, damit es nicht wieder dahin kommt“, sagt Schwartz mit Blick auf die Verschleppung von Millionen Menschen während des Zweiten Weltkriegs. „Es geht darum, dass jeder Mensch Würde hat, egal woher er kommt und was er glaubt.“

Gerlinde Wengert äußert ihre Angst vor einer möglichen Regierungsbeteiligung der AfD, etwa nach den diesjährigen Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen. „Die AfD will die Rundfunkfreiheit einschränken“, nennt sie einen Aspekt im Parteiprogramm, der ihr Sorgen bereitet. Aber auch der zunehmende Antisemitismus treibt sie um. „Dass Juden wieder Angst auf der Straße haben, hätte ich nie gedacht.“

Es geht nicht um Parteipolitik

Wichtig ist den Veranstaltern aus Backnang und den umliegenden Gemeinden, dass es sich um eine Kundgebung gegen Rechtsradikalismus handelt und nicht gegen rechts. Sie wollen sich nicht gegen politische Inhalte oder Parteien positionieren, die innerhalb der demokratischen Verfassung handeln – sondern explizit gegen diejenigen laut werden, die Hass und Hetze verbreiten und eine populistische Politik betreiben. Sie wollen das Mehrparteiensystem, die Meinungsfreiheit und den demokratischen Diskurs verteidigen. Einige Redner und Rednerinnen auf anderen Kundgebungen in der Umgebung haben ihnen missfallen. Hans-Uwe Schilling erinnert sich etwa an eine Rednerin der Antifa in Schorndorf, die sich „über alle anderen gestellt hat“. Solche Beiträge wollen die Veranstalter am Samstag vermeiden.

Hier geht es zu unserer Aktion „Gesicht zeigen gegen Rechtsextremismus

Deshalb war es ihnen wichtig, die Redner nicht aus parteipolitischen Gründen auszuwählen. „Wir haben nicht auf Parteien geachtet, sondern nur auf Personen“, betont Josef Klein. Sprechen werden auf der etwa einstündigen Veranstaltung der Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Robert Antretter, die im Integrationsrat Backnang engagierte Studentin Ingrid-Matano Kress und die evangelische Pfarrerin Tamara Götz. Dazu sind Musikbeiträge geplant.

Schilder sollen nicht herabwürdigen

Dass die Teilnehmer selbst gestaltete Schilder mitbringen, ist ausdrücklich erwünscht – aber die Veranstalter appellieren, die Schilder nicht mit herabwürdigenden Äußerungen zu beschriften, auch nicht gegen Rechtsextremisten. Immerhin handle es sich um eine Kundgebung für Menschenrechte – und besonders bei einer solchen sollten die Würde des Menschen und demokratische Werte geachtet werden.

Aber warum springen die Backnanger Demokratiefreunde erst so spät auf den Zug auf? Immerhin gehen die Menschen bereits seit knapp zwei Monaten massenhaft gegen Rechtsradikalismus auf die Straßen, nachdem das Netzwerk Correctiv seine Recherchen veröffentlicht hatte. Es hätte sich erst mit der Zeit herauskristallisiert, dass in Backnang nichts laufe, erklärt Schwartz. Die Gruppe kannte sich teilweise schon, weil sie die Mahnwachen in Backnang anlässlich des Ukrainekriegs organisiert hatte. Als immer mehr Personen auf sie zukamen und sich eine Kundgebung für Demokratie und Menschenrechte wünschten, entschlossen sie sich, das Zepter in die Hand zu nehmen. Von der Kundgebung am 2. März hatten sie da noch nichts gewusst. „Ich habe gedacht, es muss etwas passieren“, sagt Schilling.

Die Aktion soll keine Eintagsfliege sein

Außerdem nahmen sich die Veranstalter genug Zeit, um möglichst viele Organisationen und Einrichtungen mit ins Boot zu holen: Gemeinsam mit ihnen rufen nun 18 Verbände und Vereine zur Teilnahme an der Kundgebung auf (siehe Infotext). Dadurch sollen mehr Menschen zur Kundgebung gelockt und eine Basis für weitere Aktionen geschaffen werden, „damit das keine Eintagsfliege bleibt“, sagt Klein. „Theoretisch soll das bis zu den Europawahlen weitergehen“, ergänzt Schwartz. Sie könne sich beispielsweise vorstellen, dass verschiedene Kirchenchöre oder Bands in Backnang miteinander für die Demokratie musizieren.

Konkretes geplant ist diesbezüglich allerdings noch nicht. Nun heißt es erst einmal: Ab auf den Marktplatz und ein Zeichen setzen für ein Deutschland, das die Meinungsfreiheit und die Würde eines jeden Menschen achtet.

Kundgebung für Demokratie

Termin Die Kundgebung beginnt am Samstag, 16. März, um 13 Uhr auf dem Marktplatz in Backnang, gegenüber vom Rathaus.

Redner Es werden sprechen: Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Robert Antretter, die im Integrationsrat Backnang engagierte Studentin Ingrid-Matano Kress und die evangelische Pfarrerin Tamara Götz.

Unterstützer Zur Teilnahme an der Kundgebung rufen auf: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen, Arbeitskreis Asyl, Arbeiterwohlfahrt, Backnanger Demokraten, Bündnis 90/Die Grünen Ortsverband Backnanger Bucht, CJE (Club Junges Europa), Christliche Initiative, CDU-Stadtverband, Die Linke – Ortsverband und Kreisvorstand, evangelische Stiftskirchengemeinde, FDP-Ortsverband Backnanger Bucht, Backnanger Karnevals-Club, katholische Kirchengemeinde St. Johannes, Kreisjugendring, Lebenshilfe Rems-Murr, Naturfreunde-Ortsgruppe, SPD-Ortsverein, Stamm St. Georg Backnang im Verband Christlicher Pfadfinder, TSG Backnang.