Land will Flüchtlinge zu Lokführern machen

Verkehrsminister kämpft gegen Engpass im Regionalverkehr: „Wir tun etwas Gutes für die Menschen und die Gesellschaft“

Von Thomas Durchdenwald

Stuttgart /DUD - Die Bahnbetreiber suchen händeringend Lokführer. Jetzt kündigt das Land Hilfe an. In einem Modellprojekt des Verkehrsministeriums und der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit sollen an den Standorten Stuttgart, Mannheim/Karlsruhe und Hechingen/Zollernalb je 15 Flüchtlinge zum Lokführer ausgebildet werden. Das Besondere ist, dass sie schon während der Qualifizierung angestellt sind und ein Bruttomonatsgehalt in Höhe von 2100 Euro bekommen und sie durch vom Land finanzierte Coaches begleitet werden.

Christian Rauch, Chef der Agentur für Arbeit in Baden-Württemberg, rechnet damit, dass die Ausbildung in 15 Monaten abgeschlossen werden kann. Voraussetzung sei, dass die Flüchtlinge neben einem dauerhaften Aufenthaltstitel gute Deutschkenntnisse mitbringen. Normalerweise dauert die Lehre drei Jahre, für Quereinsteiger mit anderer Berufsausbildung zehn Monate.

„Wir sind zwar formal nicht für die Ausbildung zuständig, wir handeln aber aus Verantwortung für einen gut funktionierenden Nahverkehr“, sagte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Zugleich würden Asylbewerber und Flüchtlinge inte­griert: „Wir tun auch etwas Gutes für die Menschen und die Gesellschaft.“

Weil keine Lok- und Triebfahrzeugführer zur Verfügung stehen, fallen immer wieder Regionalzüge aus. Da im Südwesten quasi Vollbeschäftigung herrscht, haben die Verkehrsunternehmen große Schwierigkeiten, neues Personal zu finden. Das betrifft sowohl die Bahntöchter DB Regio und S-Bahn Stuttgart als auch die neuen Anbieter Abellio undGo Ahead, die von Mitte des Jahres an Strecken von der DB Regio übernehmen. Auch die Schweizer Bundesbahnen halten im Südwesten nach Personal Ausschau. In den nächsten Jahren gehen rund 1000 Lokführer im Land in den Ruhestand.