Lawinenalarm in den Alpen

Wegen des Winterwetters herrscht in weiten Teilen des Alpenraums die zweithöchste Warnstufe

Eingeschneite Urlauber, gesperrte Autobahnen, festsitzende Züge, abgesagte Flüge und Blechschäden: Heftige Schneefälle verursachen am Wochenende Chaos. Drei Menschen starben bei Lawinenabgängen.

München/Rosenheim/Wien /DPA - Bei heftigem Schneefall sind viele Urlauber auf dem Rückweg aus den Weihnachtsferien in Österreich stecken geblieben. Tausende Touristen waren zeitweise in den großen Skigebieten Obertauern und Saalbach-Hinterglemm eingeschlossen. Die Zufahrtsstraßen wurden gesperrt, weil das Risiko von Lawinenabgängen zu hoch war. Für eine Lawinensprengung wurde außerdem die für den Reiseverkehr wichtige ­Tauernautobahn gesperrt. Im gesamten deutschen Alpenraum galt am Sonntag die zweithöchste Lawinenwarnstufe. Schnee verschüttete am Samstag in den Chiemgauer Alpen eine junge Tourenskifahrerin, die dabei ums Leben kam. Auch in Österreich waren zwei Lawinentote zu beklagen – darunter einer aus Heilbronn.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab wegen der Schneemassen Unwetterwarnungen heraus. Straßen-, Bahn- und Flugverkehr ­wurden erheblich behindert. Während sich die Situation am Flughafen München entspannte, meldete die Deutsche Bahn etliche Streckensperrungen. Auf den Straßen kam es zu vielen Unfällen – nicht nur in und an den Alpen in Bayern und Österreich, sondern zum Beispiel auch im Schwarzwald.

In Oberbayern starb ein 19-Jähriger bei einem Autozusammenstoß auf schneeglatter Straße nahe Bad Tölz. Vier weitere Menschen wurden bei dem Unfall verletzt, zwei davon schwer. Ein 23-Jähriger war auf die Gegenfahrbahn geraten und in die Beifahrerseite des anderen Autos gekracht. In der Nähe des Chiemsees wurde die A 8 bei Siegsdorf zeitweise gesperrt, weil Bäume unter der Schneelast auf die Fahrbahn ragten. In München wurden Linienbusse, die sich festgefahren hatten, von der Feuerwehr wieder flottgemacht. Am Münchner Flughafen waren Räumdienste am Dreikönigswochenende fast ­ununterbrochen damit beschäftigt, die Start-und-Lande-Bahnen von den Schneemassen zu befreien. Für Sonntag wurden 15 Annullierungen erwartet, wohingegen tags zuvor noch 130 Flüge ausfielen. Hunderte Flugzeuge hatten Verspätung.

Bahnreisende brauchten besonders in Bayern viel Geduld: Der starke Schneefall behinderte den Zugverkehr vor allem südlich und westlich von München. Etliche Verbindungen im Allgäu und zum Beispiel Richtung Garmisch-Partenkirchen waren bis auf Weiteres gesperrt. „Wir sind seit der Nacht mit allen verfügbaren Kräften vor Ort, um die Strecken so schnell wie möglich wieder befahrbar zu machen“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Sonntagmorgen. Wegen der schweren Schneelast fielen Bäume in Gleise und auf Oberleitungen.

Glück im Unglück hatten rund 300 Reisende, deren Nachtzug nach Zürich in der Nähe von Kitzbühel in Österreich mit einem umgestürzten Baum kollidierte. Nach vier Stunden auf offener Strecke wurden die Waggons in einen Bahnhof geschleppt. Im österreichischen Saalbach-Hinterglemm waren zeitweise rund 12 000 Wintersportler eingeschlossen. Rund 50 Prozent der Urlauber kommen hier aus Deutschland. Sie seien nicht in Gefahr, beruhigte Bürgermeister Alois Hasenauer. „Wir sind im Ort gut versorgt“, sagte er .

In Obertauern sollte am Sonntag ein Konvoi für abreisende Gäste organisiert werden. Das Skigebiet südlich von Salzburg war von der Außenwelt ab­geschnitten. Betroffen war auch das Sölktal in der Steiermark, wo 600 Bewohner und Touristen festsaßen. Das Schlechtwetter fiel ausgerechnet auf das Rückreise-Wochen­ende, an dem viele deutsche Urlauber aus ­Tiroler und Salzburger Skigebieten heimkehrten. In den Bundesländern Nieder­österreich und Oberösterreich waren zwischenzeitlich rund 14 000 Haushalte ohne Strom. Unter der Schneelast zusammengebrochene Bäume verursachten auch im übrigen Österreich Stromausfälle. In Tirol warnten die Behörden wegen der Gefahr von Baumstürzen vor Wanderungen.

Nach Angaben des Lawinenwarndienstes Bayern galt am Sonntag im deutschen Alpenraum die zweithöchste Lawinenwarnstufe vier. Das bedeutet, dass sich große Lawinen ohne menschliche ­Einwirkung auslösen können. Bei einem Lawinenabgang am Teisenberg in den Chiemgauer Alpen starb eine 20-Jährige. Nach Polizeiangaben war sie am Samstag in einer Gruppe von sechs Tourenskifahrern unterwegs, als sich eine Lawine löste. Die Frau aus dem Berchtesgadener Land wurde verschüttet und konnte nicht mehr ­lebend geborgen werden. Im österreichischen Vorarlberg kam am Sonntag ein 26-Jähriger aus dem Landkreis Dachau ums Leben. Am Sonntagabend meldete die Polizei einen weiteren Lawinentoten. Der 32-Jährige stammte aus der Nähe von Heilbronn. Er war am Nachmittag mit einer 25-jährigen Skifahrerin im Gebiet von Damüls unterwegs, als er abseits gesicherter Pisten bis zum Hals verschüttet wurde. Bevor er gerettet werden konnte, gingen weitere Schneemassen über ihn nieder und begruben in vollständig. Rettungskräften gelang es nicht mehr, den Mann wiederzubeleben

Am Sonntag hielt im Alpenraum der starke Schneefall an, bereits in den Vortagen war verbreitet mehr als ein Meter Neuschnee gefallen. Experten erwarteten für die nächsten Tage eine leichte Entspannung der Lawinenlage, wenn sich die Neuschneemengen setzen. Die neue Woche beginnt in Deutschland bedeckt und besonders in der Osthälfte gebietsweise mit Regen oder Sprühregen. Im Süden und in den östlichen Mittelgebirgen soll es bis in tiefe Lagen schneien, wie der DWD mitteilte. An den Alpen nehme die Intensität der Schneefälle ab. Im Süden Bayerns fällt wegen des schlechten Wetters an zahlreichen Schulen der Unterricht aus.