Kreissparkasse-Vorsitzender geht in den Ruhestand

„Man muss die Menschen mögen“, sagt Ralph Walter. Nach 46 Jahren geht der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Waiblingen zum Jahresende in den Ruhestand. Die persönlichen Beziehungen waren ihm in seinem Beruf immer wichtiger als Geld und Zahlen.

Kreissparkasse-Vorsitzender geht in den Ruhestand

Im Backnanger Beratungscenter am Obstmarkt hat Ralph Walter viele Jahre seines Berufslebens verbracht, zuletzt war sein Arbeitsplatz in Waiblingen. Foto: Alexander Becher

Von Kornelius Fritz

Waiblingen/Backnang. Fast hatte man den Eindruck, es sei Ralph Walter ein wenig unangenehm, als er in seinem letzten Berufsjahr plötzlich im Rampenlicht stand. 15 Jahre lang hatte er im Vorstand der Kreissparkasse Waiblingen zuverlässig seine Arbeit in der zweiten Reihe erledigt, die öffentlichen Auftritte überließ er gerne den jeweiligen Vorsitzenden. Doch als sich Ende 2021 plötzlich beide Vorstandskollegen gleichzeitig verabschiedeten (siehe Infotext), sah sich Walter in der Pflicht. So stand er zum Ende seiner Berufslaufbahn noch für ein Jahr an der Spitze der größten Bank im Landkreis. An seinem Entschluss, sich zum Jahresende mit 63 Jahren aus dem Berufsleben zu verabschieden, hat das aber nichts geändert. Walter ist keiner, der sich an der Macht oder der eigenen Wichtigkeit berauscht: „Als Mensch definiere ich mich nicht über die Sparkasse“, sagt er.

Dass er trotzdem eine beachtliche Karriere hingelegt hat, hat wohl andere Gründe. Ralph Walter ist einer, der schnell einen Draht zu anderen Leuten findet. „Wenn man in einem Dienstleistungsberuf arbeitet, muss man die Menschen mögen“, sagt er. Und das habe er immer getan.

Zur Sparkasse kam er bereits mit 17 Jahren, die Geschäftsstelle in seiner Heimatstadt Welzheim war die erste Station in seiner Ausbildung. Dort musste der „Stift“ erst einmal Papierbelege sortieren, bis seine Finger wund waren. Interessanter wurde es, als er in der Einmanngeschäftsstelle von Pfahlbronn erstmals Kunden beraten durfte. Da merkte der junge Mann: Das liegt mir, das macht mir Spaß.

Manche Kunden hat Walter über Jahrzehnte begleitet

Noch besser als bei den Privatkunden konnte Ralph Walter seine Stärken im Firmenkundengeschäft zeigen. Dort sind die Beziehungen intensiver und nachhaltiger: Manchen Unternehmer, der heute eine florierende Firma leitet, hat Ralph Walter schon bei der Existenzgründung beraten. Dabei sah er seine Aufgabe nicht nur darin, seinen Kunden Kredite und andere Finanzdienstleistungen zu vermitteln, er verstand sich auch darüber hinaus als Partner. Wenn ihm etwa ein Firmenchef erzählte, dass er partout keinen Lieferanten für eine bestimmte Förderanlage findet, dann rief er eben mal bei einem anderen Kunden an, von dem er wusste, dass er genau diese Anlagen herstellt, und vermittelte den Kontakt. Das brachte zwar keinen Umsatz für die Kreissparkasse, aber Ralph Walter das gute Gefühl, dem Kunden geholfen zu haben.

Dem Firmenkundengeschäft blieb er auch immer treu, wenngleich die Positionen wechselten. Unter anderem führte ihn sein beruflicher Weg als Filialdirektor nach Murrhardt und als Marktbereichsleiter nach Backnang. Die nötige Qualifikation für die Führungspositionen hatte er sich in einem nebenberuflichen Studium zum Sparkassenbetriebswirt erworben.

Auf die Frage, ob ihn denn nie der Wechsel zu einer anderen Bank gereizt habe, muss Ralph Walter schmunzeln. „Doch“, gibt er zu, „die Gedanken gab es.“ Aber dann habe sich doch immer wieder ein Türchen innerhalb des eigenen Hauses für ihn aufgetan. Außerdem ist er überzeugt, dass sein beruflicher Erfolg auch darauf beruht, dass er aus der Region kommt und dieselbe Sprache wie seine Kunden und Mitarbeiter spricht. „Das macht vieles leichter“, sagt der 63-Jährige, der bis heute in Welzheim lebt. Aber natürlich musste Ralph Walter in seiner langen Berufslaufbahn auch unangenehme Entscheidungen treffen. Wenn er etwa einem Unternehmer klarmachen musste, dass seine Firma keine Zukunft mehr hat, ist ihm das nicht leichtgefallen. Auch die jüngste Entscheidung, aus etlichen kleinen Gemeinden das Personal abzuziehen und in den Filialen nur noch Automaten aufzustellen, widerstrebt dem altgedienten „Sparkässler“ im Grunde. „Aber das ist nun mal der Wandel der Zeit“, sagt Walter. Und dabei gehe es gar nicht nur ums Geld. Für eine Filiale, in die kaum noch Kunden kommen, finde man auch gar kein Personal mehr. „Die Mitarbeiter wollen ja zeigen, dass sie beraten können.“

Kein Masterplan für den Ruhestand

Den Zeitpunkt für seinen Abschied hat Ralph Walter selbst gewählt, der Aufsichtsrat hatte ihm eine Vertragsverlängerung angeboten. „Aber ich wollte nicht so lange bleiben, bis alle darauf warten, dass ich endlich gehe“, sagt er schmunzelnd. Für den Ruhestand habe er noch keinen „Masterplan“, erklärt der Vater einer erwachsenen Tochter. „Ich werde es genießen, Herr über meine Zeit zu sein“, sagt er und freut sich vor allem auf ausgiebige Ausflüge in die Natur des Schwäbischen Waldes. Und falls er sich doch einmal für ein Ehrenamt gewinnen lässt, dann soll es bitte nichts mit Geld sein. Schließlich waren ihm schon als Banker die Menschen am wichtigsten.

Neues Führungstrio

Abschied Mit dem Ausscheiden von Ralph Walter hat innerhalb eines Jahres der komplette dreiköpfige Vorstand die Kreissparkasse Waiblingen verlassen. Vor einem Jahr war bereits die damalige Vorstandsvorsitzende Ines Dietze zur Sparkasse Göttingen gewechselt, ihr Stellvertreter Lothar Kümmerle ging Ende 2021 in den Ruhestand.

Vorstand Neuer Vorstandsvorsitzender wird der bisherige Generalbevollmächtigte Uwe Burkert, ehemals Chefvolkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg. Unterstützt wird er im Vorstand von Vincenzo Giuliano (Privatkundengeschäft und Organisation) und Olaf Kordian (Firmenkundengeschäft und Private Banking).