Strohsterne wie dieser von Marie-Luise Rieker verleihen jedem Weihnachtsbaum eine ganz besondere dekorative Ausstrahlung. Fotos: A. Becher
Von Simone Schneider-Seebeck
Kirchberg an der Murr. Für Marie-Luise Rieker gehören Strohsterne zu Weihnachten einfach dazu. Als Kind hat sie gemeinsam mit ihrer Mutter kleine Kunstwerke aus Stroh gefertigt, die hernach den Weihnachtsbaum geschmückt haben. So mancher Stern trug dann an den Spitzen nochmals einen kleinen Stern oder es wurden feinste Strohstreifen zu zarten Bögen verarbeitet. „Meine Mama hat sich viel Mühe gegeben“, erinnert sich die dreifache Mutter.
Da der Baum bereits zum ersten oder zweiten Advent aufgestellt wird, macht sich die Kirchbergerin bereits im November ans Basteln. Stolz ist sie auf ihren Großen. Der siebenjährige Emil hat in diesem Jahr seine ersten Sterne gebastelt.
Marie-Luise Rieker empfiehlt, während des Bastelns die Ruhe zu bewahren
Am liebsten arbeitet Marie-Luise Rieker mit flachem Material. Dazu lässt sie die gebleichten Strohhalme, die es im Bastelgeschäft oder online zu kaufen gibt, in Wasser quellen. Mit einer Nadel ritzt sie die Halme an einer Seite auf und bügelt das Material dann flach. Entweder können dann die breiten Streifen verwendet werden oder man schneidet schmalere mit der Nadel. „Form und Gestaltung kommt während des Bastelns“, sagt sie und entwickelt während der Arbeit eigene Ideen. Am liebsten verwendet sie vier Streifen, die lassen sich gut mit einem Glitzerfaden umwickeln, denn genau dieser Arbeitsschritt hat es in sich. „Man muss aufpassen, sonst fällt der Stern wieder auseinander“, weiß Marie-Luise Rieker und empfiehlt, während des Bastelns die Ruhe zu bewahren.
Entweder setzt sie dann einen kleinen und einen großen Stern zusammen oder die Sternspitzen bekommen kleinere Sternchen als Abschluss. Sie biegt aus feinen Streifen fragile Muster zurecht und arbeitet sie in den Stern ein. Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Je nachdem, wie kunstvoll sie einen Stern gestaltet, können schon bis zu drei Stunden für ein Exemplar vergehen. „Ich nehme mir einfach mal vor anzufangen“, erklärt Rieker. Das Bastelmaterial steht in Reichweite: „Bis ich genug von der Fummelei habe, dann kommt die Kiste wieder weg“, lacht sie.
Auch ihrem Junior hat das Basteln gefallen. Er hat sogar einige Sterne für eine Oma gebastelt – und seine erste Sternschnuppe. Die ist eine besondere Herausforderung. Dabei werden zwei gleiche Sterne gebastelt und dann übereinandergelegt. Dazwischen klebt man dann die Halme für den Schweif fest. Und damit alles gut hält, kommt wieder der goldene Glitzerfaden zum Einsatz. Dass die Lebenszeit von Strohsternen endlich ist, sieht die Kirchbergerin pragmatisch. „Es sind Gebrauchsgegenstände. Da ist Schwund beim Schmücken und Abschmücken dabei.“ Und immerhin motiviert das dazu, im November wieder die Bastelkiste hervorzuholen und neue Sterne zu basteln. Die Hirten sind damals zur Krippe gekommen, hatten jedoch nichts, was sie dem Jesuskind zum Geschenk machen konnten – außer Stroh. Daraus formten sie dann Sterne. Diese nette Geschichte zur Entstehung der Strohsterne kennt Anke Fercho. Die Schorndorferin ist wie Marie-Luise Rieker mit der Gestaltung dieser zerbrechlichen Kunstwerke aufgewachsen. Ihre Mutter hat diese viele Jahre lang in Heimarbeit hergestellt. Vor über 20 Jahren hat Fercho dann selbst damit begonnen und ihre Techniken und Kreationen über die Jahre weiterentwickelt und verfeinert. Mittlerweile bietet sie verschiedenerlei Strohkunsthandwerk auf ihrer Homepage www.anke-strohsterne.de an. Bis zu 60 Zentimeter groß sind ihre Sterne, gar 70 die Morgensterne mit kunstvoll ausgearbeitetem Schweif.
Das Handling bedarf schon viel Übung, so die Bastlerin Anke Fercho
Früher habe man oft Strohsterne in Kindergarten oder Schule basteln müssen, daher hätten viele einfach keine Lust darauf, erklärt Fercho das mangelnde Interesse daran, selbst mit Stroh kreativ zu werden: „Daher wurde das nie weitergegeben.“ Grundsätzlich sei es einfach, doch „das Handling bedarf schon viel Übung“. Sie habe sich viel selbst beigebracht. Und manchmal auch zufällig entstandene Gestaltungen für neue Ideen und Kreationen genutzt. Insgesamt ist ihr aufgefallen, dass das Interesse an handgearbeiteten Strohsternen größer geworden ist.
Für sie kommt es nicht infrage, die Produktion auszulagern. „Ich mache wirklich alles selbst“, betont sie, auch wenn der Aufwand nicht zu unterschätzen sei. Doch der lohnt sich: „Da sind schon verrückte Sterne dabei“, lacht sie.