Man möchte mit jemandem, den man nicht kennt, ins Gespräch kommen, weiß aber nicht wie. Möchte mein Gegenüber überhaupt mit mir reden? Welche Themen sind geeignet? Wie beginne ich das Gespräch? Wer Small Talk beherrscht, kann bei beruflichen oder privaten Anlässen punkten. Die Regeln dafür wurden in einem VHS-Kurs vermittelt.
Dozent Matthias Dahms trainiert mit den Kursteilnehmern. Denn auch beim Small Talk muss man einige Regeln beachten. Foto: A. Becher
Von Annette Hohnerlein
BACKNANG.Auch wenn es banal klingt: Das Wetter ist ein geeignetes Thema, wenn man mit einem vollkommen Fremden ins Gespräch kommen will. Es ist unverfänglich, jeder kann etwas dazu sagen, und Wetter gibt es schließlich immer. Und nach einer einleitenden Plauderei über die herrschende Hitzewelle, das verregnete Frühjahr oder den frühen Wintereinbruch kann man ganz selbstverständlich auf das Wochenende und den Urlaub überleiten; Themen, die von vornherein eine angenehme Atmosphäre schaffen. Ist der Einstieg geglückt, kann aus dem Small Talk ein tiefergehendes Gespräch und später vielleicht eine private oder geschäftliche Beziehung entstehen. Wenn nicht, hat man zumindest die Kaffeepause während eines Seminars auf angenehme Weise verbracht und nebenbei das eine oder andere Interessante erfahren. Um locker und charmant auf andere zuzugehen und sich als angenehmer Gesprächspartner zu präsentieren, egal ob auf einer privaten Party oder im Berufsleben, sollte man gewisse Regeln beachten. Darum ging es beim Kurs „Small Talk trainieren“ an der Volkshochschule Backnang.
Dozent Matthias Dahms ist Inhaber der Firma „project and change“ in Gundelsheim, die Mitarbeiter in Unternehmen, Verwaltungen und Schulen unter anderem in Kommunikation trainiert. Zunächst berichteten die Kursteilnehmer von ihren Schwierigkeiten beim Small Talk: Wie ergreife ich die Initiative? Wie finde ich ein passendes Thema? Wie überbrücke ich peinliche Gesprächspausen? In der anschließenden Übung versuchten sie, miteinander ins Gespräch zu kommen, indem sie verschiedene Themen ansprachen: „Ich fahre gerne Fahrrad und gehe Bergwandern“, „Ich habe drei Kinder“, „Ich war als Au-pair in Spanien“. Ein Dialog entwickelte sich erst, als sich eine der Frauen als Hundebesitzerin outete: „Welche Rasse?“ „Ein Yorkshireterrier.“ „Ich habe einen Labrador-Pointer.“ „Ich habe meinen aus Spanien mitgebracht.“ Eine Gemeinsamkeit war gefunden und die Kommunikation kam in Gang.
Dahms’ Tipp für den Einstieg: Eine Geschichte mit drei oder vier Sätzen anreißen und auf die Reaktion des Gegenübers warten. Wenn diese ausbleibt, könne man es mit einem anderen Thema versuchen. Dabei müsse man keine Angst vor Banalem wie etwa dem Wetter haben: „Gekonnte Banalität gibt dem anderen die Möglichkeit, anzudocken.“
Wenn man dabei auf eine Gemeinsamkeit mit dem Gesprächspartner stößt, ist schon viel gewonnen, erläuterte Dahms. Dadurch fühle man sich dem anderen verwandt, es entstehe eine Atmosphäre des Wohlfühlens. Ist das Gespräch in Gang gekommen, sei es wichtig, Blickkontakt zu halten, den Partner zu bestätigen und zu loben und allgemein ein angenehmes Gesprächsklima zu schaffen. Dazu gehöre auch, durch Nachfragen und aktives Zuhören in Form von Nicken oder kurzen bestätigenden Einwürfen Interesse für den anderen zu signalisieren, auch wenn man dessen Ausführungen, etwa über seine Briefmarkensammlung, nicht besonders spannend findet. Kontraproduktiv sei dagegen, den Partner belehren oder übertrumpfen zu wollen, oder ihm in Verhörmanier eine Frage nach der anderen zu stellen. Ein guter Small Talker müsse einen Dialog anstreben und auf sein Gegenüber eingehen, auch wenn er das Pech hat, auf einen maulfaulen Zeitgenossen oder eine chronische Quasselstrippe zu treffen. Hilfreich könne es sein, sich vor einer Veranstaltung von jemandem instruieren zu lassen, der die potenziellen Gesprächspartner bereits kennt, erläuterte Dahms. „Wenn ich mit meiner Frau zu einem Event gehe, oder sie mit mir, briefen wir uns gegenseitig, dann findet man leichter eine gemeinsame Basis. Small Talk ist vorbereitbar.“
Themen, die immer gingen, seien – neben dem Wetter – Sportereignisse wie die derzeitige Fußball-Weltmeisterschaft, Essen, Urlaub und Wochenende. Besser vermeiden sollte man dagegen Gespräche über Politik, Geld oder Religion. Ein idealer Ausgangspunkt sei die gemeinsame Situation der Gesprächspartner. Bei einem geschäftlichen Seminar könnten beispielsweise die beiderseitigen Erwartungen, die Anreise, der Trainer oder das Catering Anlässe für einen Einstieg bieten.
Eine erlernbare Kunst sei auch, den Small Talk auf angenehme Weise und zum richtigen Zeitpunkt zu beenden, so Dahms. Dabei sollte man nicht warten, bis das Gespräch zäh wird, sondern aussteigen, solange sich das Gegenüber wohlfühlt. „Es war schön, dich gesehen zu haben“, „Sie sind ja ein echter Experte in ...“ oder „Bis zum nächsten Mal“ könnten Sätze sein, mit denen man einen Small Talk auf wertschätzende Weise beendet. Am Ende gab Matthias Dahms den Kursteilnehmern noch die Empfehlung mit, sich im Smalltalken zu üben, indem sie regelmäßig versuchen, mit Wildfremden ins Gespräch zu kommen: an der Bushaltestelle, in der Fußgängerzone, in Geschäften oder an der Tankstelle. „Small Talk kann jeder lernen“, versicherte er, „man braucht nur einige wenige Instrumente und etwas Übung.“