„Man muss sich nicht alles gefallen lassen“

Orthopäde Michael Kübler weist mit Plakat auf aggressives Verhalten von Patienten hin: Facebook-Nutzer zeigen Verständnis

„Man muss sich nicht alles gefallen lassen“

Der Artikel über Dr. Michael Kübler und seine Patientenverhaltensregeln sorgte auf unserer Facebook-Seite für rege Diskussionen.

Von Sarah Schwellinger

BACKNANG. Ein Arzt spricht Tacheles: Orthopäde Michael Kübler hat in seiner Praxis Plakate aufgehängt, mit denen er sich gegen aggressives Verhalten der Patienten wehrt (wir berichteten). In der letzten Zeit hat der Unfallchirurg einen besorgniserregenden Wandel beobachtet: Patienten werden laut und ausfallend, beleidigen Sprechstundenhilfen und werfen Gegenstände auf den Boden. Mit dem Plakat macht er klar: Dieses Verhalten wird nicht akzeptiert. Um das Ganze publik zu machen, fotografierte er das Plakat, postete es auf Facebook, teilte es in Backnanger Gruppen und stieß damit eine rege Diskussion an.

Die Reaktionen auf unseren Artikel fielen bei Facebook durchweg positiv aus, die Aktion des Arztes kam an. Über 100-mal wurde der Link geteilt, über 200 Nutzer reagierten darauf. In den Kommentaren wurde deutlich, wie viel Verständnis für die Aktion des Arztes da ist. „Finde ich richtig so, man muss sich nicht alles gefallen lassen. Da hat der Arzt mega reagiert“, findet eine Userin mit dem Namen Teufeline Dani. Gleichzeitig prangern nicht nur sie, sondern auch andere Nutzer das allgemeine Miteinander an: „Das soziale Verhalten der Menschen wird leider immer schlimmer.“ Für eine Behandlung bringen manche Patienten gerne Zeit mit, so wie Birgit Puric: „Wenn man zu einem guten Doktor will, muss man halt auch mit Wartezeit rechnen. Leider sind immer mehr Mitmenschen unfreundlich und nicht mehr hilfsbereit. Eigentlich sehr schade.“ Ähnlich sieht es auch Markus Schulz. Der findet: „So ist es richtig. Wo bleibt da die gute Kinderstube? Bei allem Respekt, die Praxis macht einen hervorragenden Job und ich fühle mich dort gut aufgehoben.“

Gerome Maichinger gibt zwar zu: „Klar ist Warten nervig, vor allem wenn man einen Termin hat und dann trotzdem ewig sitzt“, sagt aber auch: „Man darf seinen Frust aber nicht am Personal auslassen, die tun doch schon, was sie nur können.“ Was sie nur können, das bedeutet für die Praxis von Michael Kübler nach eigener Aussage rund 120 Patienten am Tag. Und das sind mehr als doppelt so viele wie im bundesweiten Durchschnitt.

Aggressives Verhalten der Patienten stößt auf Unverständnis

„Egal wo man hingeht, man muss immer warten“, das weiß auch Thea Scheunemann, die weiter kommentiert: „Die Ärzte und die lieben Menschen in der Praxis arbeiten am Limit und jetzt auch nochmals hochstufen, ich glaube, es hakt.“ Während für Kübler und seine Kollegen in diesem Fall Verständnis herrscht, wird auf der anderen Seite auch das aggressive Verhalten der Patienten angeprangert und keinesfalls toleriert. So fasst es Jassi Li zusammen: „Eine Ursache für dieses Verhalten sehe ich auch in den sozialen Netzwerken. Persönliche Geschichten werden öffentlich gemacht und jeder wirft was dazu ein. Und schon wird suggeriert, dass Ärzte, Schwestern, Krankenhäuser Patienten vernachlässigen, schlecht behandeln, lange warten lassen.“ Sie selbst arbeite in der Pflege: „Ich kann nur sagen, der Arbeitsaufwand ist enorm, man tut, was man kann. Aber irgendwo sind einfach auch Grenzen.“ Sie fordert ein gegenseitiges Miteinander und Verständnis und findet es dann richtig, die Patienten abzuweisen. Da stimmen ihr gleich mehrere Facebook-User zu: „Richtig und weiter so, Herr Kübler. Euer Team ist klasse“, findet Katrin Heps. Sebastian Bauer hält das ebenso für den richtigen Weg. Und auch Uwe Jentzmik stimmt zu: „Gute Einstellung, sollte Schule machen.“