Der Posaunenchor (von links:) Lukas Lenz, Matthias Lehnert, Hans-Martin Hofmann, Thomas Pietsch, Susanne Große, Gotthilf Kober, Harald Brühmann, Friedhelm Günter, Michael Hofmann, Eugen Kober, Michael Schneider, Eckhard Gromer, Michael Binder und Laisa Lenz. Auf dem Foto fehlen: Hannah Lehnert, Julius Binder und Linus Lenz. Foto: Tobias Sellmaier
Von Simone Schneider-Seebeck
Burgstetten. Die Liebe war es. Ihr ist es zu verdanken, dass 1971 der Posaunenchor Burgstall ins Leben gerufen wurde. Denn der junge Paul Rieth, gebürtiger Waldenbucher, hatte sein Herz an eine junge Dame aus Burgstall verloren und war in die beschauliche Gemeinde an der Murr gezogen. Neben seiner Frau Margret gehörte sein Herz auch dem Spielen der Posaune und so machte er sich bald nach seinem Umzug auf die Suche nach Gleichgesinnten, die er zunächst in Walter Kittelberger und Erich Schad fand. Letzterer stellte gern seine Werkstatt zu Übungszwecken zur Verfügung. Doch der Posaunenchor wuchs schnell an, nach drei weiteren Umzügen fand er schließlich 1990 im neu erbauten Burgstaller Gemeindehaus seinen bisher endgültigen Übungsraum.
Gabi Ludwig war die erste Frau unter vielen musizierenden Männern
Den ersten öffentlichen Auftritt hatten die mittlerweile sieben Bläser unter Leitung von Paul Rieth beim Gottesdienst am zweiten Advent 1972 – und mittlerweile darf der Posaunenchor Burgstall auf sein 50-jähriges Bestehen zurückblicken. Wie im Fluge, scheint es, sind die Jahre seither vergangen.
Über 30 Jahre lag die Leitung des Chores bei dem ehemaligen Waldenbucher. Besonders am Herzen lag ihm die Ausbildung des Nachwuchses, was offensichtlich mit Erfolg gekrönt war. Denn wer einmal hier begonnen hat, der bleibt für gewöhnlich auch dabei. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Mitglieder für ihr jahrzehntelanges Engagement ausgezeichnet.
2002 wurde der langjährige Chorleiter Rieth im Rahmen des Gottesdienstes zum 30-jährigen Bestehen feierlich verabschiedet, Eckhard Gromer folgte nach. War der Posaunenchor zunächst eine reine Männerangelegenheit gewesen, gesellte sich auch bald mit Gabi Ludwig die erste Frau dazu. Zwischendurch hatte man sogar fünf Posaunistinnen gehabt, aktuell spielen drei Frauen im Chor. Wenig zu tun haben die aktuell 16 Bläserinnen und Bläser nicht gerade, der Einsatzbereich ist vielfältig – ob Gottesdienst, Geburtstagsständchen, Hochzeit, Beerdigung, die Burgstaller Musiker sind sehr gefragt. Dazu kommen auch Kooperationen mit weiteren musikalischen Gruppen aus der Gemeinde, beispielsweise dem Musikverein Burgstetten oder dem Posaunenchor Erbstetten. Gemeinsam gestaltet man traditionell die ökumenischen Gottesdienste am 1. Mai und Anfang August. Weiterhin legt man besonderen Wert auf die Ausbildung von Jungbläsern. Kein Wunder, dass die Altersspanne von 17 bis 66 Jahren reicht.
Von Bach bis Beethoven: Das Repertoire ist umfangreich
Das Repertoire ist breit gefächert. Neben traditionellen Kirchenliedern und Chorälen gibt es auch moderne Stücke, eigentlich spiele man fast alles von Bach bis Beethoven, sagt Eckhard Gromer schmunzelnd.
Viele der genutzten Noten erhalte man vom evangelischen Jugendwerk (EJW), erläutert Gromer. „Wir sind auch im Förderverein für Posaunenarbeit des EJWs.“ Es werden dort auch immer wieder moderne Stücke herausgegeben, beispielsweise Musik aus der Filmreihe Fluch der Karibik. „Wir haben uns daran auch einmal versucht“, erinnert sich Thomas Pietsch, der schon seit über 30 Jahren aktives Mitglied im Posaunenchor ist. Es sei auch das Bestreben auf Landesebene, aufgrund des breiten Altersspektrums der Posaunisten modernere Literatur aufzunehmen, etwa Anbetungslieder oder neueres christliches Liedmaterial.
„Während des Lockdowns ging gar nichts“
Wie für viele andere Vereine auch hat die Coronapandemie einen tiefen Einschnitt für die Musiker bedeutet. „Während des Lockdowns ging gar nichts“, sagt Gromer. Man habe drinnen nicht spielen dürfen und im Freien habe man nicht gewollt, ergänzt Pietsch. Man habe auch keine Ständchen spielen können, da Ansammlungen untersagt worden seien. Im vergangenen Jahr habe man dafür bei der Aktion „Ostern vom Balkon“ mitgemacht. „Um eine bestimmte Uhrzeit am Ostersonntag hat man bestimmte Stücke vom Haus herausgeblasen“, erklärt Thomas Pietsch. In Kleinstbesetzung, nur zu zweit oder zu dritt, habe man auch einige Male vor dem Altersheim gespielt. Im letzten Sommer war es langsam wieder losgegangen, auch ein CO2-Messgerät war zum Einsatz gekommen. „Als wir wieder starten durften, mussten wir 1,50 Meter Abstand halten, seitlich, nach vorne und nach hinten“, erinnert sich Pietsch. Da habe man den Probenraum im Gemeindehaus komplett ausgenutzt, was durchaus nicht so einfach gewesen sei. Das Sehen sei eine besondere Herausforderung gewesen, vor allem für diejenigen in den hinteren Reihen, ergänzt er lachend.
Der erste Auftritt nach Beginn der Pandemie fand dann im Freien statt, im Anschluss an einen Gottesdienst, eine Herausforderung, wie Eckhard Gromer zurückdenkt. Man habe zuvor kaum Gelegenheit gehabt, gemeinsam zu proben, das habe jeder für sich allein zu Hause machen müssen. Online-Meetings seien aufgrund des technischen Versatzes nicht so geeignet gewesen für gemeinsame Proben.
Das Jubiläumskonzert zum 50-jährigen Bestehen ist nun als Open-Air-Veranstaltung geplant. Nach Möglichkeit wird deshalb auch schon im Freien geübt, denn der Klang ist hier ein ganz anderer als in der Kirche, wo es noch einen Nachklang gebe. Im Freien sei der Ton nach dem Spielen einfach weg. Und wenn es regnen sollte? Egal. Dann geht es eben doch in die Kirche.
Dirigenten Auf den Gründer Paul Rieth (1971 bis 2002) folgte zunächst Eckhard Gromer (2002 bis 2008), danach Michael Schneider (2008 bis 2013). Julia Wiederrecht übernahm den Taktstock in den Jahren von 2013 bis 2017. Seit 2018 wird der Posaunenchor von Harald Brühmann geleitet. Den Vorstand führt seit 2004 Eugen Kober.