Religion

Kirchentagspräsidentin: Christlicher Glaube ist politisch

Bundestagspräsidentin Klöckner hatte kritisiert, mit Äußerungen zur Tagespolitik drohe die Kirche beliebig zu werden. Der evangelische Kirchentag sieht das ganz anders.

Kirchentagspräsidentin: Christlicher Glaube ist politisch

Die Kirche solle sich nicht aus gesellschaftlichen Debatten heraushalten, sagt Kirchentagspräsidentin Siegesmund. (Archivbild)

Von dpa

Hannover - Der evangelische Kirchentag in Hannover will in den kommenden Tagen ausdrücklich auch politische Debatten führen. "Ja, es braucht eine Kirche, die sich auch politisch äußert und Haltung zeigt", sagte Kirchentagspräsidentin Anja Siegesmund vor den Eröffnungsgottesdiensten, zu denen Zehntausende Besucher in Hannovers Innenstadt erwartet werden.

Christinnen und Christen hätten nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, Haltung zu zeigen, sagte Siegesmund. "Christlicher Glaube ist politisch. Das, was uns Christinnen und Christen antreibt, das legen wir ja als Menschen im Miteinander nicht einfach wieder ab." Diese Haltung sei eines der wichtigsten Themen bei dem bis Sonntag dauernden Kirchenfest.

Klöckner kommt am Samstag zum Kirchentag

Die neue Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) hatte Mitte April für Diskussionen gesorgt, weil sie sagte, die Kirche riskiere, beliebig zu werden, wenn sie ständig zu tagesaktuellen Themen Stellungnahmen abgebe und nicht mehr die grundsätzlichen Fragen von Leben und Tod im Blick habe. "Dann wird sie leider auch austauschbar", sagte Klöckner der "Bild am Sonntag". 

Am Samstag wird Klöckner selbst am Kirchentag teilnehmen: Nach einer Bibelarbeit diskutiert sie mit Siegesmund sowie mit Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, über die Rolle der Kirche in der Gesellschaft.

Zu den weiteren hochrangigen politischen Gästen des Kirchentags zählen auch der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz und dessen Vorgängerin Angela Merkel. Die Polizei rechnet mit bis zu 150.000 Besuchern täglich.