Mönchhof soll zur Waldakademie werden

Der Landkreis plant für die Zeit nach Corona in seinem Schullandheim bei Kaisersbach verstärkt natur- und waldpädagogische Angebote. Gleichzeitig sollen mit Geldern aus dem Landesprogramm „Freiräume“ besondere Kulturerlebnisse geschaffen werden.

Mönchhof soll zur Waldakademie werden

Das Schullandheim Mönchhof liegt idyllisch im Schwäbischen Wald. Natur und Kultur sollen künftig stärker betont werden. Foto: Landesdenkmalamt

Von Armin Fechter

WAIBLINGEN/KAISERSBACH. Mehrere Entwicklungen in jüngster Zeit haben dazu beigetragen, dass im Rems-Murr-Kreis neue Pläne für das Schullandheim geschmiedet werden. Der Landkreis selbst hat die Gebäude, die zeitweilig als Unterkunft für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge diente, neu hergerichtet und energetisch saniert. Zudem wurden die aus den Sechzigerjahren stammenden Bauten – seinerzeit ein Geschenk der Kreissparkasse an den Landkreis – unter Denkmalschutz gestellt.

Die idyllische Lage des Mönchhofs im Schwäbischen Wald schafft eine besondere Nähe zur umgebenden Natur. Das passt mit den waldpädagogischen Ideen zusammen, die bei ForstBW und beim Kreisforstamt kreiert werden: Ein Waldlehrpfad ist angedacht, das Kreisforstamt hat überdies eine „Waldbox“ beschafft – einen mobilen Anhänger voll Programm. Jugendlichen den Lebensraum Wald näher zu bringen ist aber auch ein Anliegen der Akteure beim Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.

Andererseits hat sich das für den Mönchhof zuständige Amt für Schule, Bildung und Kultur im Landratsamt Gedanken darüber gemacht, wie man es schaffen könnte, die Einrichtung attraktiver zu machen und für eine stärkere Auslastung zu sorgen. Einen möglichen Ansatz bietet das im Frühjahr aufgelegte Landesförderprogramm „Freiräume“, das unter anderem zum Ziel hat, bestehende Kulturorte für neue Nutzungen zu öffnen und zu sogenannten „Dritten Orten“ weiterzuentwickeln. Ein Antrag des Landkreises ist mittlerweile auch positiv beschieden und ein Zuschuss von 78000 Euro in Aussicht gestellt worden. Diverse kulturelle Events ließen sich mit dieser Förderung auf die Beine stellen.

Die unterschiedlichen Punkte sind in ein Konzept für eine Waldakademie eingeflossen, das Landrat Richard Sigel gestern im Verwaltungs-, Schul- und Kulturausschuss des Kreistags zur Diskussion stellte. Mit der Waldakademie solle, so die Idee, ein naturnaher Erlebnisraum als Treffpunkt entstehen – mit Schwerpunkt auf Kindern und Jugendlichen, aber darüber hinaus auch offen für Gäste und Einheimische, Kulturschaffende, Wanderer und Tagestouristen. Drei Themenstränge sollen miteinander verbunden werden: Wald- und Naturpädagogik, Kulturpädagogik/Kulturerlebnis und regionale Produktion unter dem Stichwort „Landschaft schmeckt“, Letzteres mit einem Vespergarten oder einer Waldküche. Darüber hinaus könnte langfristig Platz für eine Reihe Tiny-Häuser geschaffen werden, in denen Individualreisende und Familien Unterkunft finden. Unterm Strich wäre mit Kosten von über einer Million Euro zu rechnen.

Das sorgte bei den Kreisräten allerdings für Widerspruch. Anne Kowatsch (Grüne) monierte, dass der Landkreis eine Konkurrenzsituation zur örtlichen Gastronomie schaffen würde und dass für neue Bauten erst einmal Bäume gefällt werden müssten. Armin Mößner (CDU) beanstandete den finanziellen Aufwand und erinnerte daran, dass vor ein paar Jahren noch eine Schließung des Schullandheims, das stets rote Zahlen schrieb, im Raum stand. Er forderte, vor einer Entscheidung erst noch eine weitere Beratungsrunde einzulegen.

Ulrich Lenk (FDP/FW) zeigte sich derweil überrascht über die Bedenken: So werde eine gute Idee totgeschlagen. Der Mönchhof sei ein kleines Juwel, das es verdiene, vielfältiger genutzt zu werden. „Wir haben ein sehr gutes Gefühl mit dem Konzept“, sagte auch Maximilian Friedrich (Freie Wähler): „Die Pläne sind pädagogisch stimmig.“ Die Ausrichtung decke sich auch mit den jüngst gefassten Beschlüssen etwa zur Bioregion. Auch Klaus Harald Kelemen (SPD) applaudierte und hielt der „schwarz-grünen Koalition“ entgegen, aus sozialen und ökologischen Gründe könne man gar nicht gegen das Projekt sein. Wobei allerdings Christian Throm (AfD) zuvor schon angemahnt hatte, die Kosten dürften nicht aus dem Ruder laufen.

Der Landrat räumte schließlich ein, „eventuell missverständlich formuliert“ zu haben. Es gehe jetzt nicht darum, über Tiny-Häuser zu beschließen und große Investitionen anzupacken, sondern aufzuzeigen, was denkbar wäre. Überschrieben ist die Konzeption mit „ein Ort für freidimensionale Entfaltungsmöglichkeiten“. In Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern solle die Gegend zwischen Schwabenpark und Limes als Freizeitregion in der „Destination Schwäbischer Wald“ gefördert werden.

Am Ende erhielt Sigel dann für einen weniger umfassenden Beschluss, in dem nicht mehr von einer Umsetzung der Konzeption die Rede war, die einhellige Zustimmung des Gremiums.