Murr-Regatta: Leinen los für das Redaktionsfloß

BKZ an Bord (7) Groß war die Skepsis, die dem technisch wenig versierten Bootsbauteam der BKZ-Redaktion im Vorfeld der Juze-Murr-Regatta entgegenschlug. Sowohl die Crew als auch das Floß haben sich jedoch als seetüchtig und robust erwiesen.

Murr-Regatta: Leinen los für das Redaktionsfloß

Voller Zuversicht nähern sich Carolin Aichholz (links) und Lorena Greppo (rechts) dem Wehr am Finanzamt. Fotos: Alexander Becher

Von Kai Wieland

Backnang. Sonnenhüte, Bierdosen, Partymusik – einmal im Jahr verströmt Zell, eigentlich ein gemütlicher Ortsteil der Gemeinde Oppenweiler, ein ungewohntes Festivalflair. Zum mittlerweile 36. Mal stand bei sengender Hitze die legendäre Murr-Regatta des Juze Backnang vor der Tür. Über 80 selbst gebaute Floße und Boote aller Art, von großen und aufwendig gestalteten Flusskreuzern bis hin zu notdürftig zusammengenagelten Holzplatten, reihten sich auf dem Feldweg entlang der Murr aneinander. Eines von ihnen, ein Schmuckstück mit grünem Kunstrasen und gelben Sonnenblumen, war erst wenige Tage zuvor auf den Namen „Schwimmend BKZ“ getauft worden und wartete nun mit der Startnummer 46 auf seinen großen Auftritt.

Die Konkurrenz konnte sich allerdings ebenfalls sehen lassen: Ein rotes Gefährt im Stil eines Rettungsboots mit dem vielsagenden Namen „Beerwatch“ ließ mit blauen Leuchtsignalen die Muskeln spielen, während die kampflustige Besatzung eines Wikingerschiffs die Umstehenden mit Wasserpistolen malträtierte. Für Aufsehen sorgte ein schmales Boot in Super-Mario-Kart-Optik samt entsprechend gekleideter Crew, die offenkundig auf den Kreativitätspreis schielte: Henry Haußner, Nadine Michel und Silvia und Werner Ufschlag konnten den Preis in der Vergangenheit bereits mehrfach erringen. Haußner verriet, dass es sich bei seinen Mario-Stiefeln um Stahlkappenschuhe handelte, was einleuchtete, denn aufgrund der niedrigen Pegelstände mussten auch in diesem Jahr wieder etliche Passagen durchs Wasser watend anstatt darauf schwimmend absolviert werden.

Eine gesunde Rivalität, aber vor allem viel freundschaftliches Miteinander

Gegen 13 Uhr wurde es dann ernst und Boot um Boot wurde zu Wasser gelassen. Den Auftakt machten die drei Pötte, die im Anschluss an die Regatta noch bis in die Nordsee schippern sollen (wir berichteten). Die BKZ-Crew ließ ihr Floß über die Rampe vorsichtig in die Murr gleiten und die erste Besatzung, bestehend aus Lorena Greppo, Kristin Doberer und Carolin Aichholz, machte sich auf die Reise.

„Gerade der Anfang war schön, weil die Boote da alle noch sehr nah beieinander sind. Man kommt mit vielen Leuten ins Gespräch und hilft sich gegenseitig“, erzählt Lorena Greppo. Ein kurzer Stopp an der ersten Murrinsel ließ zwischen freundschaftlichem Plausch und Grillgeruch erahnen, dass der Leistungsgedanke für die meisten Teams nachrangig ist. Was zählt, sind der Spaß und das Miteinander.

Eine gesunde Rivalität pflegte die BKZ-Crew allerdings zu den „Murrgrafen“ um Oberbürgermeister Maximilian Friedrich, hatte dieser doch in seiner Eröffnungsrede zum Backnanger Straßenfest die eine oder andere Spitze gegen die „Zeitungsente“ fallen lassen. Das früher gestartete Boot der BKZ konnte das Stadtschiff bis zum Wehr am Finanzamt allerdings nicht einholen, gleichwohl diese Etappe den drei Redakteurinnen aufgrund der fehlenden Strömung einiges an Paddelleistung abverlangte.

Unter großem Zuschauerandrang und mit Unterstützung von Kräften der DLRG kämpften sich die Teams durch das Geröll des Wehrs. Hier wechselte das BKZ-Boot die Besatzung: Carolin Aichholz ging von Bord, Melanie Maier und Redaktionsleiter Kornelius Fritz stießen hinzu. „Die Wehre runterzurutschen, war superlustig“, berichtet Melanie Maier, deren größter Kampf mit dem eigenen Schuhwerk stattfand. „Ich hab zwischendurch meinen Wasserschuh verloren, beim Griff nach hinten zum Glück aber wiedergefunden, obwohl man im braunen Murrwasser rein gar nichts sieht.“

Havarie an der Oberen Walkeund Fotofinish am Juze

Wie für viele Boote blieb auch für „Schwimmend BKZ“ eine Havarie nicht aus, doch die Crew folgte diszipliniert dem Motto „alle Mann von Bord“. Redaktionsleiter Kornelius Fritz ging entschlossen voran – vor allem deshalb, weil sich die Schrauben an seinem Campingstuhl gelöst hatten, was den Unfall überhaupt erst verursachte. Augenzeugin Lorena Greppo nahm großen Anteil am dramatischen Geschehen: „Ich habe so gelacht!“, sagt sie frei heraus. Ein Anziehen der Spanngurte machte des Boot zwar wieder seetüchtig, womit allerdings nicht verhindert werden konnte, dass die „Murrgrafen“ kurz vor der Bleichwiese vorbeizogen.

Am dortigen Wehr nutzten schmale Boote die Fischtreppe, so auch das Mario-Kart-Gespann von Henry Haußner, das anschließend ein kleines Feuerwerk abfackelte. „Schwimmend BKZ“ musste die Rutschpartie über das Wehr auf sich nehmen, was ebenfalls schadlos gelang. Hinter dem Wehr am Willy-Brandt-Platz wartete die traditionelle Wohnzimmer-Party samt hochprozentiger Wegzehrung, ehe die finale Etappe durch das seichte Gewässer entlang der Talstraße und durch die Tesat-Kurve folgte. Hier konnte das leichte BKZ-Boot gegenüber den schwereren „Murrgrafen“ noch einmal seine Trümpfe ausspielen: Die Redaktionscrew gab alles und überholte das Boot der Stadt auf den letzten Metern. Das schier unglaubliche Ergebnis: Sowohl die „Murrgrafen“ als auch „Schwimmend BKZ“ erreichten nach drei Stunden und 55 Minuten das Juze. „Hätten wir den Schnapsstopp ausgelassen, hätten wir sie auch zeitlich geschlagen“, monierte Kornelius Fritz.

Mit dem Ergebnis und dem Boot ist die Redaktion dennoch zufrieden. Inspirationen für Verbesserungen wurden freilich gesammelt: Das nächste Jahr kann kommen.