Die Bühne in der Murr ist ein Schwerpunkt des Murr-Spektakels und wird immer prächtig angenommen. Der aufwendige Aufbau lohnt sich aber nur, wenn das Fest über mehrere Tage geht. Das aber überfordert oft die personellen Möglichkeiten der Vereine. Archivfoto: A. Becher
Von Matthias Nothstein
BACKNANG. Keine Frage: Das Murr-Spektakel vom vergangenen Jahr war bombastisch. Heißt das aber gleichzeitig, dass das Fest künftig immer in diesen Dimensionen abgehalten werden wird? Der Gemeinderat befasste sich in seiner Sitzung am Donnerstagabend mit exakt dieser Frage und kam zu dem Schluss, dass es ruhig eine Nummer kleiner sein darf. Und so einigte sich das Gremium nach einer ausführlichen Diskussion darauf, das Murr-Spektakel künftig nur alle drei Jahre und dann auch nur zwei Tage lang zu veranstalten. Die Verwaltung und Stadträte versprachen sich von dieser Reduzierung der Veranstaltungsdauer im vergleich zur jüngsten Veranstaltung eine größere Beteiligung der Vereine. Für die war nämlich ein dreitägiges Fest, womöglich noch alle zwei Jahre, zu viel Aufwand. Es fanden sich nicht genügend Helfer. Eine Erfahrung, die viele Vereine landauf, landab machen. Erschwerend kommt noch dazu, dass das Murr-Spektakel in der Ferienzeit stattfindet, in der zahlreiche Helfer verreist sind und somit nicht zur Verfügung stehen.
Sperrung der Bleichwiese birgt Konfliktpotenzial mit dem Handel
Vor der Diskussion zog Wirtschaftsförderer Ralf Binder nochmals eine Bilanz über das Murr-Spektakel 2017. Es hatte die Besonderheit, dass es mit dem Stadtjubiläum verknüpft wurde. So lautete das Motto „Wir feiern 950 Jahre Stadt Backnang“. Binder erinnerte daran, dass aus diesem Anlass erstmals der gesamte Bleichwiesenparkplatz und die gegenüberliegende Murruferseite miteinbezogen wurde. Es gab auf der Genussmeile ein großes Angebot an Gastronomie-Ständen, sowohl von professionellen Anbietern als auch von Vereinen. Weitere Bestandteile waren unter anderem das Kanufahren auf der Murr, ein Aquaballs-Pool, ein Kasperletheater, das farbenfrohe Ballonglühen, ein Skater-Parcours oder der historische Handwerkermarkt. Auch die Bühne in der Murr, die sich in der Vergangenheit bewährt hatte, wurde beibehalten und das Programm darauf deutlich ausgeweitet. So präsentierten sich dort nicht nur Vereine, sondern es traten auch vier Bands auf und es gab Modenschauen. Sinnlicher Höhepunkt war eine Lichter-Wassershow und offizieller Höhepunkt der Festakt mit Gottesdienst zum Stadtjubiläum mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Sonntag. Mit der Resonanz war Binder sehr zufrieden, obwohl das Wetter etwas zu kühl war. Etwa 20000 Gäste kamen trotzdem. Der Aufwand der Stadt betrug 142600 Euro. Nach Abzug der Einnahmen bleibt ein Zuschussbedarf von 82800 Euro an der Stadt hängen.
Der Standort war laut Binder „grundsätzlich gut“, birgt aber Konfliktpotenzial mit dem Einzelhandel wegen der Sperrung des Bleichwiesenparkplatzes. Daher sprach sich der Wirtschaftsförderer für eine etwas kleinere Ausführung aus. Das gilt auch für die Dauer. Ein Fest über mehrere Tage rechtfertigt auf der einen Seite eher aufwendige Installationen wie etwa die Bühne in der Murr, überfordere aber gleichzeitig die Vereine. Binders Kompromissvorschlag: Festbetrieb von Freitagabend bis Samstagnacht. Dann könnten die Vereine am Freitag auf- und am Sonntag abbauen.
Ein Kompliment an die Verwaltung für das Geleistete sprach Heinz Franke (SPD) aus. Das Spektakel sei ein Erfolg gewesen und es gab fast durchweg positive Rückmeldungen. Er plädierte dafür, das Spektakel fortzuführen, aber nicht in der Dimension des Jahres 2017. Ein Argument von ihm: „Wir sagen immer, wir wollen die Murr mehr in die Stadt einbinden und sprechen auch von der Murr-Metropole. Das Murr-Spektakel kann zu einem Aushängeschild für die Stadt werden, dann muss man aber auch Geld in die Hand nehmen.“ Dem pflichtete Binder bei, das Fest sei „imagebildend“. Er erinnerte auch daran, dass die Murr-Metropole auch im Wettbewerb mit anderen Städten stehe. Und Gerhard Ketterer (CDU) gab zu bedenken, dass es auch Geldrückflüsse gebe, insofern sei das Fest auch eine Art Stadtmarketing. Zuvor hatte Ute Ulfert (CDU) gemahnt, „wir müssen auf die Kosten achten“. Sie zeigte auf der einen Seite Verständnis für die Vereine und wollte von der Verwaltung wissen, ob es notfalls auch ohne Vereine gehen könnte. Da das nächste Spektakel erst 2020 stattfinden soll, sagte Ulfert, „das ist ja auch noch eine Weile hin, da können wir uns noch einige Gedanken machen“. Dass künftig auf den Sonntag als Veranstaltungstag verzichtet werden soll, irritierte Ingrid Beerkircher (CDU): „Der Sonntag ist bei anderen Veranstaltungen ein starker Tag.“ Sie plädierte dafür, den Tag zumindest tagsüber zu nutzen. Dann könnten die Vereine am Abend immer noch abbauen.