Hofnahe Schlachtung mittels mobiler Vorrichtungen ist auch im Rems-Murr-Kreis ein Thema. Hier lässt sich Richard Sigel (links) das Geflügelschlachtmobil des Maschinenringes zeigen. Archivfoto: Benjamin Büttner
Von Lorena Greppo
Rems-Murr. Nur etwa acht Prozent des Fleischs, welches im Rems-Murr-Kreis konsumiert beziehungsweise verkauft wird, stammen auch aus regionaler Schlachtung. Dadurch, dass die Backnanger Metzgerei Kühnle aufgrund von heimlich gefertigten Videoaufnahmen der Soko Tierschutz ihren Schlachthof vorläufig geschlossen hat (wir berichteten), sank der Selbstversorgungsgrad des Kreises beim Fleisch gar auf zwei Prozent, wie ein Antrag der FDP-FW-Fraktion im Kreistag aufzeigt. Die Fraktion sieht dies als Anstoß für eine neue Strategie, die auf mehr Regionalität und somit auch auf mehr Tierwohl abzielt. Die negativen Schlagzeilen im Rahmen der Schlachthofschließung bei Kühnle seien „deswegen bedauerlich, weil zu einer Verknüpfung von Tierwohl und Regionalität auch gehört, dass die Tiere im Kreis geschlachtet werden können. Denn es ist unbestritten, dass je länger die Transporte sind, je abträglicher dies für die Tiere ist“, heißt es im Antrag, der nun im Umwelt- und Verkehrsausschuss besprochen wurde. Die Forderung lautet: Es muss gegengesteuert werden. Neue Methoden der Schlachtung wie etwa die Schlachtung auf der Weide oder auf dem Bauernhof müssten genutzt werden.
Dieses Ansinnen verfolgt auch die Bio-Musterregion Rems-Murr-Ostalb, welche vor gut einem Jahr geschaffen wurde. Im Mai hatte es geheißen, dass schon ein Treffen mit dem Schwerpunkt „Hofnahe Schlachtung“ stattgefunden habe und dass man dabei sei, interessierte Metzgereien einzubeziehen – etwa was die Nutzung von Schlachtanhängern angeht, welche die Bauernhöfe anfahren. Landrat Richard Sigel hatte sich auch schon das Geflügelschlachtmobil des Maschinenrings zeigen lassen. Nur, bemängelte die FDP-FW-Fraktion, habe es auf der Internetseite der Bio-Musterregion nur wenige Berichte über deren Aktivitäten und keine über entscheidende Fortschritte bei der Vermarktung regionaler Fleischprodukte gegeben. Teil des Antrags war daher die Bitte um einen Bericht der Kreisverwaltung über erste Ergebnisse sowie über die Verwendung von mehr Biolebensmitteln in Schulmensen, Kantinen und der Gastronomie sowie über die aktuelle Lage der Tier- und Fleischwirtschaft im Rems-Murr-Kreis und deren Zukunftsperspektiven. Des weiteren regte die Fraktion eine Veranstaltung unter dem Titel „Tierwohl und Regionalität“ an.
In der Kreisverwaltung stieß der Antrag auf offene Ohren, sie empfahl die Zustimmung, welche dann auch erfolgte. Eine Veranstaltung, welche über die bestehenden Angebote aus regionaler Fleischerzeugung informiert und Möglichkeiten der hofnahen Schlachtung beleuchtet, solle im ersten Quartal des kommenden Jahres stattfinden. Für externe Referenten, einen Moderator sowie eine geeignete Lokalität für die Veranstaltung „Tierwohl und Regionalität“ würden Kosten von 5000 Euro angesetzt.
Eine erhebliche Steigerung der Fleischvermarktung wird nicht erwartet
Bezüglich der Anforderung einer Berichterstattung schlug die Verwaltung vor, diesen Punkt in den Ausschuss zu verweisen, wo dann in der Sitzung am 22. Mai detailliert dazu Stellung bezogen werden könne. So viel aber teilte der Kreis vorab mit: „Die Etablierung von neuen Schlachtstätten im Landkreis scheint unrealistisch.“ Stattdessen sollten die aktuell noch 26 selbstschlachtenden Kleinmetzger und der derzeit ruhende Schlachthof Kühnle sowie größere Zerlege- und Verarbeitungsbetriebe im Rems-Murr-Kreis auch in der regionalen Vermarktung unterstützt und ausgebaut werden. Ziel der Landkreisverwaltung sei es, das tierschutzkonforme Schlachten und die regionale Verarbeitung in den handwerklichen Kleinbetrieben und im Schlachthof sicher zu stellen.
„Die Bio-Musterregion Rems-Murr-Ostalb, das Landwirtschaftsamt sowie das Veterinäramt und die Lebensmittelüberwachung entwickeln derzeit Konzepte zur Steigerung der Wertschöpfungsketten sowie zur hofnahen Rinder- und Geflügelschlachtung“, hieß es weiter. Aktuell gebe es Pilotprojekte, bei denen der Tierschutz und die Lebensmittelsicherheit bei der hofnahen Schlachtung geprüft und weiterentwickelt würden. Die hofnahe, teilmobile Schlachtung von Rindern aus Biobetrieben sei eine sinnvolle Ergänzung des Schlachtangebotes, werde aber voraussichtlich zu keiner erheblichen Steigerung der Fleischvermarktung führen. Die mobile Schlachtung und regionale Vermarktung von Bio-Geflügelfleisch sei gemeinsam mit dem Maschinenring in Planung und Umsetzung.
Bio-Musterregion Die Bio-Musterregion Rems-Murr-Ostalb ist eine von insgesamt 14 dieser Regionaleinheiten in Baden-Württemberg. Diese sollen dazu beitragen, die ökologische Landwirtschaft auszubauen.
Link Weitere Informationen zur Bio-Musterregion Rems-Murr-Ostalb finden sich unter https://t1p.de/Biomusterregion.