Bürgermeisterin Patrizia Rall heißt die Gäste bei der Eröffnung des Waldkindergartens in Allmersbach in Tal willkommen. Foto: Alexander Becher
Von Ingrid Knack
Allmersbach im Tal. Gleich neben der Freizeitanlage „Hörnle“ in Allmersbach im Tal steht seit wenigen Tagen ein nigelnagelneuer Schäferwagen. Das Gelände neben dem Wagen ist zum Teil mit einer Benjeshecke vom Grillplatz abgrenzt. Der Schäferwagen ist das Schlechtwetter-Domizil des neuen Kindergartens, der mit Blick auf seine besondere Ausrichtung und den Standort treffender nicht heißen könnte: Waldkindergarten Waldhörnchen.
Bürgermeisterin Patrizia Rall erinnerte in ihrer Einweihungsrede gestern Nachmittag daran, dass der Gemeinderat im Juli vergangenen Jahres die Entscheidung getroffen hatte, einen Waldkindergarten in der Kommune einzurichten. „Dann galt es, sich auf die Suche nach einem geeigneten Standort zu machen. Und ich muss zugeben, wir alle haben uns diesen Schritt einfacher vorgestellt, als er tatsächlich war. Zahlreiche Male sind wir mit Gummistiefeln in unterschiedlichen Personengruppen im Wald von Allmersbach im Tal rumgestapft“, erklärte die Rathauschefin. Von Anfang an seien alle Genehmigungsstellen wie der Kommunalverband für Jugend und Soziales, die Bereiche Forst und Naturschutz sowie das Baurechtsamt mit einbezogen worden. Im März dieses Jahres war dann ein genehmigungsfähiger Standort für den Waldkindergarten gefunden – auf dem Allmersbacher „Hörnle“.
Die Frage nach dem Träger war schnell beantwortet
Nun stellte sich noch die Frage nach dem Träger. Doch diese war rasch beantwortet. Patrizia Rall: „Hier mussten wir nicht lange suchen.“ Ziemlich schnell sei klar gewesen, dass die Wahl auf die Paulinenpflege Winnenden fallen würde. Sonja Boiger, die bei der Paulinenpflege für dieses Thema zuständige Abteilungsleiterin Jugendhilfeverbund, habe bereits selbst in einem Waldkindergarten gearbeitet. „Und sie brennt förmlich für das Thema Waldkindergarten und Waldpädagogik“, versicherte Rall. Die Paulinenpflege ist noch Träger von Kitas in Backnang und Winnenden.
Ralf Nentwich, Landtagsabgeordneter Bündnis 90/Die Grünen, zeigte sich begeistert von der neuen Allmersbacher Einrichtung. Als grüner Abgeordneter lasse der Waldkindergarten sein naturpädagogisches Herz höher schlagen. „Vor allem, wenn hier auch noch ein so toller Wagen steht, der von einer heimischen Firma mit Naturmaterialien aus dem Schwäbischen Wald umgesetzt wurde.“ Die Firma kommt übrigens wie Nentwich auf Murrhardt. Er könne allen Eltern ans Herz legen, ihre Kinder in den Waldkindergarten zu schicken, sagte der Politiker. Auch seine zwei Kinder hätten einen Waldkindergarten besucht. Noch viele Jahre nach dieser Zeit sei er davon überzeugt, dass dies die richtige Wahl gewesen sei. Mit einem Augenzwinkern gab er Einblick in den Alltag von Familien mit Waldkindergartenkindern: „Sie werden merken, wenn es ein bisschen regnet und Sie die Kinder morgens ganz sauber abgegeben haben und dann mittags wieder abholen, fragen Sie sich schon mal: Welches von den vielen Matschkugeln, die da stehen, ist jetzt mein Kind? Und Sie werden sich fragen, ob Sie ein anderes Auto brauchen, das dreckig werden darf. Oder Sie hören einfach irgendwann einmal auf, zu putzen. Aber gleichzeitig merken Sie, die Kinder lieben es, in den Wald zu gehen und mit Matsch zu spielen. Und wenn man im Gras spielt, findet man immer Spielzeug. Man braucht gar nicht viel, um glücklich zu sein. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg und viele glückliche Kinder, die ganz viele Naturerlebnisse sammeln, die ein Leben lang nachwirken werden, die das Leben der Kinder prägen werden.“ Leider habe es keine Landesförderung gegeben, „die gepasst hätte“. Andererseits meinte Nentwich: „Eigentlich sollte jede Kommune nur noch Waldkindergärten haben.“ Die Kinder machten wertvolle Erfahrungen für ihr ganzes Leben, obendrein seien die Waldkindergärten ein wenig günstiger als die normalen Kindergärten. Vor allem die Investitionskosten sind weitaus geringer, allerdings sei ein höherer Personalschlüssel gefordert, ergänzte Patrizia Rall.
Die Einrichtung wurde in Rekordzeit realisiert
Sonja Boiger drückte ihre Freude darüber aus, dass das Projekt Waldkindergarten in einer Rekordzeit auf die Beine gestellt worden sei. „Das ging nur, weil wir alle mit einander eine große Idee hatten. Nämlich, dass heute dieser Tag sein wird.“ Erst kurz vor knapp seien die Genehmigungen zum Start des Waldkindergartens gekommen, ließ Patrizia Rall wissen.
Das Einweihungsprogramm für Kinder und Eltern hatten die Erzieherinnen Annika Kreutle und Jana Langer sowie die Zusatzkraft Gabi Blessing vorbereitet. Dazu gehörte eine Snackbar, und auch eine kleine Geschichte wurde erzählt.
Für die Mitarbeiterinnen der Paulinenpflege und auch für Hauptamtsleiterin Anna Seitz gab es Blumensträuße, die Patrizia Rall überreichte. Überdies würdigte Rall das Engagement der Bauhofmitarbeiter. Beispielsweise sei es nicht einfach gewesen, den Bauwagen über die Serpentinen hoch zum „Hörnle“ zu bekommen. „Das war wirklich Millimeterarbeit.“
Am Dienstag startet der Waldkindergarten nun zunächst mit vier Kindern. Weitere Kinder kommen im November und im Februar nächsten Jahres hinzu. Aktuell frei sind bei einer Höchstzahl von zwanzig Plätzen noch neun Plätze. Wer sich über den Waldkindergarten informieren will, kann sich über folgende E-Mail-Adresse melden: waldhoernchen@paulinenpflege.de