In der Backnanger Straße 12 in Allmersbach im Tal wird künftig die Jugendarbeit der Gemeinde ihren Sitz haben. Foto: J. Fiedler
Von Bernhard Romanowski
Allmersbach im Tal. Das Gebäude in der Backnanger Straße 12 in Allmersbach im Tal wird künftig in Teilen für die Jugendarbeit genutzt. Damit ist die Übergangslösung, die Jugendarbeit im Ochsen in der Heutensbacher Ortsmitte anzusiedeln, nunmehr Vergangenheit. Der Gemeinderat hat diesem Vorhaben bereits zugestimmt. Das Gebäude befindet sich im Eigentum der Gemeinde Allmersbach im Tal und wird nun renoviert. Die Personal- und Materialkosten für die Renovierungsmaßnahmen, die den Bauhof betreffen, liegen bei rund 3000 Euro. Die Kosten für die Instandhaltung und Installation auch der Sanitäranlagen können erst nach Begutachtung durch eine Fachfirma beziffert werden, so die Gemeindeverwaltung. Was Arbeiten wie etwa Anstreichen betrifft, so wollen auch die Fachkräfte der Jugendarbeit in Allmersbach, Lena Parentin, Simon Scheurle und Mirko Eichentopf, dabei mithelfen.
Wie die künftige Nutzung aussehen soll, wurde in der Sitzung des Gemeinderats erörtert. Das Erdgeschoss des Gebäudes soll für einen Fitnessbereich, einen Konsolenraum und einen Abstellraum genutzt werden. „2018 haben wir bereits in den Räumen in Heutensbach einen Fitnessbereich unter anderem mit Laufband, Hantelbank und Boxsack installiert. Wir wollen den Kindern und Jugendlichen weiterhin ermöglichen, diesen Bereich für sich zu nutzen, da Fitnessstudios in der Regel erst ab 16 Jahren besucht werden können“, führten die Sozialarbeiter aus.
Die jungen Nutzer werden demnach bei ihrem Work-out begleitet. Der Fitnessbereich wurde bisher für die offene Jugendarbeit, für sozialpädagogische Gruppenarbeit, aber auch für Einzelfallhilfen genutzt. „Während dem Trainieren entsteht ein niedrigschwelliger Zugang für Gespräche. Kinder und Jugendliche fangen an zu reden, ohne sich in einem Beratungskontext zu fühlen“, erklärten die Fachkräfte. Da Fitness und Bewegung heute einen hohen Stellenwert bei Kindern und Jugendlichen haben und darüber Werte wie Verantwortungsbewusstsein, Teamgeist, Disziplin und Fairness transportiert werden, gehöre das Angebot eines Fitnessraums zu den Arbeitsprinzipien der Lebensweltorientierung. Zudem spiele die körperliche Selbsterfahrung und Auslastung hier eine große Rolle.
Ein Konsolenraum wird ebenfalls eingerichtet. Auch eine Konsole, also eine Gerät für Computerspiele, gehöre heutzutage zu der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen, betonten die Sozialarbeiter. „Wir haben eine Playstation 4 mit vier Controllern. Somit können vier Kinder in Interaktion gegeneinander ein Spiel spielen. Bei den Spielen achten wir stets auf die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) und die pädagogische Eignung.“ Die Jugendarbeiter wollen nicht, dass im Jugendhaus nur das „Zocken“ im Fokus steht, daher gibt es eine zeitliche Begrenzung für das Konsolenspielen. Auch hier bestehe die Möglichkeit, einen niedrigschwelligen Zugang für Gespräche zu schaffen.
Während der Gruppenarbeit entstehen Lernprozesse in sozialer Interaktion und zur Frustrationstoleranz (Gewinnen versus Verlieren und Fairness). In der offenen Jugendarbeit könne man also auch Inhalte der Medienpädagogik an Kinder und Jugendliche heranbringen.
Der souveräne Umgang Kinder und Jugendlicher mit digitalen Spielwelten lässt sich in den Grunddimensionen Wissen, Reflexion und Handeln zusammenfassen“, so die drei Fachkräfte in ihrem Bericht. Hinter dem Haus in der Backnanger Straße 12 befindet sich ein Garten mit einer überdachten Gartenlaube. „Hier wollen wir für und mit den Kindern und Jugendlichen einen attraktiven Außenbereich gestalten, sodass man bei gutem Wetter auch Angebote an der frischen Luft anbieten kann“, so Parentin, Scheurle und Eichentopf. Es sollen eine Grillstelle, Sitzgelegenheiten sowie ein Kräuterbeet entstehen.
Der Außenbereich biete zudem Raum für Spiele, Gespräche unter vier Augen, Gruppenarbeiten und diverse Aktionen. Im ersten Obergeschoss befindet sich angrenzend an die Küche und das Esszimmer ein Büro, wo auch regelmäßig eine interne Teambesprechung stattfindet und für das auch eine EDV-Ausstattung nötig wird. In einem abschließbaren Schrank werden Wertsachen und personenbezogene Daten aufbewahrt. Des Weiteren wird das Büro auch intensiv für vertrauliche Einzelfallgespräche genutzt. Die größeren Spielgeräte wie Tischkicker, Billard und Airhockey befinden sich in dem großen Raum rechts davon. Die Küche, die für gemeinsames Kochen und Backen genutzt wird, könnte durch einen Thekenbereich erweitert werden, schlagen die Sozialarbeiter vor. Im Esszimmer stehen Tische und Stühle zur Verfügung, die für das gemeinsame Essen und Gesellschaftsspiele genutzt werden können.
„Besonders wichtig ist uns, dass nicht irgendwo im Haus gegessen wird, sondern sich jeder an den Tisch setzt. Außerdem legen wir sehr viel Wert auf gewisse Manieren beim Essen: Das Handy bleibt in der Tasche, man fängt gemeinsam an zu essen und hört auch gemeinsam wieder auf“, betonen die Sozialarbeiter.
Übergangslösung Zu Beginn der Pandemie und des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr mussten die Verantwortlichen der Jugendarbeit auch in Allmersbach im Tal auf persönliche Kontakte komplett verzichten. „Deshalb haben wir ab diesem Zeitpunkt für einige Zeit ausschließlich digital Kontakt zu den Jugendlichen gehalten. Ab Mai 2020 durften wir im Rahmen der Fürsorgepflicht das Streetwork wiederaufnehmen“, berichten sie. Ab Juni 2020 kam dann erschwerend zu Corona hinzu, dass keine Räume zur Verfügung gestellt werden konnten. „Anfang Oktober wurde uns der Ochsen in der Allmersbacher Ortsmitte als Übergangslösung zu Verfügung gestellt“, so die Sozialarbeiter weiter. Leider konnte die geplante Neueröffnung der Räume nicht stattfinden, da aufgrund erhöhter Inzidenzwerte im Rems-Murr-Kreis ein erneuter Lockdown beschlossen wurde. Bis Mitte Juni waren dort nur Einzelfallhilfeberatungen möglich. „Seit Beginn der Pandemie bieten wir feste Beratungszeiten über soziale Medien wie Facebook, Instagram und Whatsapp sowie Telefonate an, jedoch kommt Jugendarbeit digital an ihre Grenzen“, erklären Lena Parentin, Simon Scheurle und Mirko Eichentopf in ihrem Jahresbericht.
Digitalkontakt Ein persönliches direktes Gespräch lasse sich nur bedingt ersetzen. Probleme und Themen werden von den Jugendlichen oft auch ungeplant und situativ angesprochen, wenn es einen direkten persönlichen Kontakt gibt. Daher sei persönlicher Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen unverzichtbar. Für Grundschüler konnten demnach seit März 2020 keine Angebote stattfinden. Da diese entweder kein Smartphone oder keinen Zugang zu sozialen Medien und Messenger-Apps haben, konnten die Sozialarbeiter keinen Kontakt zu dieser Altersgruppe halten. Lediglich bei Streetworkgängen trafen sie vereinzelt einige Grundschüler an. Die Aufrechterhaltung des Kontakts gestaltete sich bei der Gruppe der Kinder und Jugendlichen leichter, da diese zum einen stark in sozialen Medien vernetzt sind und zum anderen regelmäßig an ihren Treffpunkten angetroffen werden konnten.