Noch einiges zu tun bis zur Klimaneutralität

Der Rems-Murr-Kreis will seine Liegenschaften wie die Kliniken und Schulen bis zum Jahr 2030 CO2-neutral machen.

Noch einiges zu tun bis zur Klimaneutralität

Der Fokus der Klimabilanz lag zunächst auf der Landkreisverwaltung (im Bild das Landratsamt Waiblingen), den Verwaltungsgebäuden der Kreisbaugruppe und der Abfallwirtschaft. Archivfoto: A. becher

Von Bernhard Romanowski

Rems-Murr. Es ist ein durchaus hehrer Anspruch, der im Kreishaus und im Schulterschluss mit den Kreisräten gehegt wird. Aber nicht umsonst hat der Rems-Murr-Kreis ja bereits einige Bundespreise in dem Themenbereich vorzuweisen: Das Ziel ist, bis 2030 mit den kreiseigenen Liegenschaften CO2-neutral zu werden. Um das greifbar zu machen, hat die Kreisverwaltung gemeinsam mit der Hochschule Esslingen eine CO2- und Energiebilanz aufgestellt. Im Ausschuss für Umwelt und Verkehr des Kreises, der am Montag in Schorndorf tagte, stand Ralf Wörner als Leiter des Esslinger Instituts für Nachhaltige Energietechnik und Mobilität den Kreispolitikern Rede und Antwort zu der Bilanzerstellung.

Die bisherige Erhebung der Hochschule Esslingen belegt, dass die Anstrengungen des Landkreises in Sachen Klimaschutz Wirkung zeigen: Besonders die Investitionen in die regenerative Energieerzeugung bei der Abfallwirtschaft Rems-Murr – etwa Fotovoltaikanlagen und Biovergärung – zahlen sich demzufolge aus. Trotzdem wird das Ziel der Klimaneutralität für die Liegenschaften der Landkreisverwaltung, seiner kreiseigenen Schulen und seiner Tochterunternehmen wie etwa der Kreisbaugesellschaft derzeit noch nicht erfüllt, so das Ergebnis der Bilanz. So werden durch diese in Summe aktuell noch 5719 Tonnen CO2-Äquivalente emittiert. CO2-Äquivalente sind eine Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase, wie eben auch Kohlendioxid eines ist. Die Rems-Murr-Kliniken haben hier als Liegenschaften den größten Anteil, gefolgt von den Schulen des Kreises.

Mit über 50 Millionen Euro schlägt die angestrebte Klimaneutralität zu Buche

Um die Klimaneutralität des gesamten Gebäudebestands zu erreichen, hat die Hochschule Esslingen zusätzliche CO2- und Energieeinsparpotenziale identifiziert und in Abstimmung mit der Kreisverwaltung einen Plan entwickelt, was nun bis zum Jahr 2030 zu tun sei. Wichtigste Maßnahme zur Bilanzverbesserung ist und bleibt hier die Minderung des Energiebedarfs, so Wörner. Dazu gehören beispielsweise die Umstellung der Beleuchtung auf LED-Technik, die Optimierung der Lüftungsanlagen, die Sanierung von Fenstern und Türen sowie der Austausch von stromintensiven Geräten. Zweitwichtigste Maßnahme ist die Umstellung auf eine effizientere Erzeugung der Energie, indem man etwa die Heizungs- und Kälteanlagen durch moderne Gerätschaften austauscht. Erst an dritter Stelle – und vermutlich anders, als viele annehmen würden – kommt als Maßnahme die Wahl von Energieträgern mit geringerer CO2Intensität infrage, also zum Beispiel die Installation von Fotovoltaikanlagen. Mit über 50 Millionen Euro werden die Kosten für die Maßnahmen beziffert, die nötig sind, um einen klimaneutralen Gebäudebetrieb zu erreichen. Kein Pappenstiel, aber eben nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich angeraten angesichts stetig steigender Energiekosten, so die Rechnung im Kreishaus. Der Umwelt- und Verkehrsausschuss hat diesen Maßnahmenplan am Montag beschlossen.

„Wir haben schon einiges erreicht. Aber es gibt beim Klimaschutz weiterhin viel Handlungsbedarf. Mit der CO2-Bilanz und dem konkreten Maßnahmenplan sind wir sehr strukturiert unterwegs. Wenn wir die Maßnahmen wie geplant umsetzen, können wir die CO2-Neutralität bis 2030 erreichen, ohne auf Zertifikatkäufe oder Kompensationen zurückgreifen zu müssen“, so Landrat Richard Sigel. Um seiner Vorbildrolle gerecht zu werden, hat sich der Rems-Murr-Kreis schon 2019 das Ziel gesetzt, eine Klimabilanz für die kreiseigenen Liegenschaften zu erstellen und diese bis 2030 klimaneutral zu betreiben. Der Fokus lag zunächst auf der Landkreisverwaltung, den Verwaltungsgebäuden der Kreisbaugruppe und der Abfallwirtschaft. „Denn hier hat der Landkreis unmittelbare Einflussmöglichkeiten“, so Kreischef Sigel.

Um die Zielerreichung im Jahr 2030 messbar zu machen, wurde das Institut für Nachhaltige Energietechnik und Mobilität der Hochschule Esslingen beauftragt, eine CO2- und Energiebilanz aufzustellen, was im Rahmen eines Studienprojekts geschah. In einem ersten Schritt wurden nur die Kreisverwaltung, die Abfallwirtschaft Rems-Murr sowie die Kreisbaugruppe berücksichtigt. Die Esslinger Hochschule erhielt dann den Auftrag, die Bilanz auf die Rems-Murr-Kliniken, die Berufs- und Sonderschulen sowie die Straßenmeistereien auszuweiten und im gleichen Stil fortzuschreiben. Die dienstliche Mobilität sowie Sonderflächen auf den Deponien der Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM) werden in einem weiteren Schritt betrachtet.