Nur das Freibädle ist Luxus

Burgstetten hat heuer viele Pflichtaufgaben zu bewältigen. Ein zusätzlicher Kredit in Höhe von 330000 Euro ist notwendig. Einstimmig beschließt der Gemeinderat den Haushalt 2021.

Nur das Freibädle ist Luxus

Von Renate Schweizer

BURGSTETTEN. In der jüngsten Gemeinderatssitzung in Burgstetten war der Haushalt 2021 zu verabschieden – das ist auch in einer kleinen Gemeinde ein gewaltiges Zahlenwerk, das die Gemeindevertreter durchzuackern haben, die ja nicht alle per se Haushaltsexperten sind. Plus Nahverkehrsplan (470 Seiten) in derselben Sitzung, das will gestemmt sein.

Deshalb verlor Bürgermeisterin Irmtraud Wiedersatz in ihrer Haushaltsrede auch kaum ein Wort über die politische Großwetterlage. Ein einziger Satz übers „kleinere Brötchen backen“ musste genügen und dann ging es schon zum Investitionshaushalt. Kleinere Brötchen zu backen ist nämlich für eine Gemeinde nicht einfach, die Aufgaben bleiben ja und nicht vieles lässt sich aufschieben. Breitbandanschluss für die Grundschule, digitales Funknetz für die Feuerwehr, ein neuer Radlader für den Bauhof, Klimaschutz als wichtiges Anliegen, ein neuer Server im Rathaus, Weiterführung der längst begonnenen Dorfsanierung, Abwasserbeseitigung und dazu teilweise Kanalauswechslung, Grundstückserwerb fürs neue Baugebiet Brühl – nichts davon ist Luxus und im Grunde hat die Gemeinde in all diesen Fragen gar keine Wahl (mehr). Das Geld dafür muss ausgegeben werden, ob man es nun hat oder nicht. Trotz angespannter Finanzlage hatte der Rat in gleicher Sitzung einstimmig beschlossen, im Januar und Februar auf die Erhebung von Kinderbetreuungsgebühren zu verzichten, was ein zusätzliches Minus von fast 50000 Euro für die Gemeindekasse bedeutet. Man könne ja nicht Gebühren kassieren für eine Dienstleistung, die man gar nicht erbringen durfte. Der einzige Luxus, den die idyllische Kommune sich gönnt, ist das Freibädle, und da springt der Förderverein in die Bresche „und wir alle“, wie die Bürgermeisterin betonte, „die ganze Gemeinde hängt sich Tag und Nacht rein dafür und das werden wir auch weiterhin tun“. So kommt es, dass die Gemeinde in diesem Jahr überplanmäßig 330000 Euro zusätzlichen Kredit aufnehmen muss. Ob man sich nicht mal in Klausur zusammensetzen könnte und gemeinsam überlegen, wie man die Einnahmen der Gemeinde erhöhen könne, wollte Carl Krauch (Freie Wählervereinigung) wissen, als Unternehmer denke er oft über diese Frage nach. Hans-Joachim Elzmann (Bürgervereinigung) hielt dagegen: Eine Gemeinde sei nun mal kein Unternehmen und könne die Einnahmen nicht ohne Weiteres erhöhen – höchstens kann sie Ausgaben streichen. Auch das sei schwierig bei gleichbleibenden Aufgaben. Kämmerin Manuela Klabunde hatte Trost bereit: Man lebe ja immerhin im Zeitalter des Null- oder sogar Minuszinssatzes. Auch einen günstigen Kredit müsse man zurückzahlen, das sei klar, aber sie hoffe auf einen Kredit zu Minuszinsen – das bedeutet, dass die Gemeinde von der Bank Zinszahlungen dafür bekommt, bei ihr Geld aufzunehmen.