Das höchste christliche Fest steht für Hoffnung. Die hat es gegenwärtig allerdings nicht leicht.
Von Eidos Import
Hinter uns liegt der Karfreitag. Nach christlichem Verständnis ein Tag der Trauer und des Fastens. Seinen Namen hat der Karfreitag vom althochdeutschen „Kar“ für Klage. Sie erhob sich anlässlich der Kreuzigung eines gewissen Jesus von Nazareth vor mehr als 2000 Jahren. Schauplatz des Geschehens war Golgatha, ein Hügel bei Jerusalem.
Bald darauf, am dritten Tag, verwandelte sich die Klage bei seinen Anhängern erst in Ungläubigkeit, dann in Freude: Das Grab, so erzählt es die Bibel, war leer, der Gekreuzigte, der die Sünden der Welt auf sich genommen hatte, war auferstanden. Der Karfreitag ist demnach aufs Engste mit dem darauffolgenden Osterfest verknüpft.
Es wäre schön, wir könnten heute sagen: Nicht nur der Karfreitag des Jahres 2025 liegt hinter uns, sondern auch die Zeit der allgemeinen Verunsicherung und der Betrübnis, und wir sehen rosigen Zeiten entgegen. Dem ist leider nicht so.
Verunsicherung und Zukunftsängste prägen die Gegenwart über den Karfreitag hinaus. Die Zahl der Kriegsschauplätze und Krisenherde nimmt nicht ab. Im Gegenteil, es kommen immer neue hinzu. Manche rücken erst jetzt ins Blickfeld der westlichen Welt – wie das Schlachtfeld Sudan. Andere begleiten uns nun schon seit Jahren: Ukraine, Gaza, Israel. Dazu die wachsende Bedrohung durch den Klimawandel. Ein Gewöhnungseffekt setzt nicht ein. Höchstens so etwas Hilfloses wie Verdrängung.
Ostern, das Fest der Auferstehung und des Aufrichtens, ändert an der Situation der Dauerkrise vordergründig erstmal nichts. Autoritär regierende Herrscher entwickeln vielmehr selbst Auferstehungsgedanken. Welche Hybris! Ihnen geht es um das Wiederherstellen von Macht. Ihre bröckelnden Reiche sollen sich aus der Asche erheben. Russlands Präsident Wladimir Putin geht mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine dabei über Leichen – unter dem Segen orthodoxer Kirchenmänner.
Auch der religiös verbrämte „Make-America-great-again“-Wahn des amerikanischen Präsidenten Donald Trump enthält eine Art Auferstehungsfantasie. Die unter den Demokraten degenerierte Weltmacht USA – so seine Lesart – soll nicht nur zu alter Größe zurückkehren, sondern mächtiger werden denn je.
Und China? Begegnet diesen von Großmanns- und Geltungssucht beherrschten Bestrebungen seinerseits mit rigoroser Expansion.
Das Gefühl der Ohnmacht angesichts dieser Entwicklungen sitzt tief. Was tun? Helfen könnte ein Blick auf Menschen in Gegenwart und Geschichte, die durch ihre Haltung Hoffnung machen – auch in ausweglos erscheinenden Situationen. Zu ihnen zählt der evangelische Theologe und Nazi-Gegner Dietrich Bonhoeffer, den Hitler kurz vor Kriegsende am 9. April vor 80 Jahren zusammen mit anderen Widerständlern ermorden ließ. Ein Bonhoeffer-Satz lautet: „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“ Mehr Hoffnung geht eigentlich nicht. Man muss nicht religiös empfänglich sein, um zu erkennen, welche Stärke in einer klaren Überzeugung liegt. Vor allem, wenn sie den Menschen zugewandt ist.
Im Hinsehen, Aufrichten und der Zugewandtheit besteht denn auch ein wirksames Gegengift in dieser vielfach toxischen Zeit. Das Osterfest ermutigt dazu. Und glücklicherweise ist diese Haltung noch immer anzutreffen.
Viele Menschen engagieren sich: Für die Demokratie. Für das Gemeinwesen. Und ganz unmittelbar für den Nächsten oder die Nächste, bei der es sich um eine gebeugt gehende Frau handeln kann, die es nicht alleine über die Straße schafft. Oder um einen zurückgezogenen Nachbarn, der nie erwarten würde, dass jemand „Frohe Ostern!“ sagt.