Pilotprojekt mit Kompost läuft gut an

AWRM verkauft ihren Kompost von Neuschöntal jetzt auch sackweise – Aufsichtsratssitzung der Abfallwirtschaft Rems-Murr

Seit Jahrzehnten schlägt sich der Landkreis mit der Frage herum: Wohin mit dem Müll? Erinnert sei nur an die einst geplante Verbrennungsanlage im Korber Dornhau, die nie realisiert wurde. Nun verkauft der Kreis seinen Bürgern den Biokompost sackweise als Dünger. Eine perfekte Kreislaufwirtschaft.

Von Martin Winterling

BACKNANG/WAIBLINGEN.Der Biomüll landet wieder dort, wo er herkommt: bei den Haushalten. Rund 37000 Tonnen Bioabfall werfen die Bürger Jahr für Jahr in die braunen Tonnen. Der wird in der Biovergärungsanlage Backnang-Neuschöntal zu 10700 Megawatt Strom, fast 22000 Tonnen Flüssigdünger für die Landwirtschaft – und rund 4500 Tonnen Biokompost verarbeitet.

Die Massen an Biokompost machen in Neuschöntal neuerdings Probleme. Die neue Düngeverordnung verlangt von Landwirten, eine „Nährstoffbilanzierung“ vorzulegen: Habe ich genug Ackerfläche, um die von mir georderte Düngermenge ordnungsgemäß zu verteilen? Also griffen die Bauern nur noch zögerlich zu, obwohl die Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM) den Biokompost verschenkt. Die Folgen waren über den Winter riesige, mit Folien abgedeckte Halden in Neuschöntal.

Seit dem Frühjahr bietet die AWRM Landwirten sowie Landschafts- und Hobbygärtnern nicht nur an, sich kostenlos in Neuschöntal am Biokompost zu bedienen. Der Kompost wird bei einem Pilotprojekt nun auch in 40-Liter-Säcke verpackt und für 3,50 Euro auf den vier Deponien in Backnang-Steinbach, Kaisersbach, Schorndorf und Winnenden sowie auf den 18 Häckselplätzen der AWRM verkauft.

Bei einer Aufsichtsratssitzung zog AWRM-Geschäftsführer Gerald Balthasar nach fünf Wochen eine erfolgreiche Zwischenbilanz des Projekts: Von den 3600 testweise abgepackten Säcken sei bereits ein Drittel verkauft. Der AWRM-Kompost ist mit dem RAL-Gütezeichen Kompost des Güteausschusses der Bundesgütegemeinschaft Kompost ausgezeichnet. Dies garantiere eine ständige Güteüberwachung. „Die Auszeichnung steht für eine Kompostqualität auf sehr hohem Niveau“, so die AWRM: „Die zertifizierten Produkte werden ausschließlich aus geeigneten und unbedenklichen Ausgangsstoffen hergestellt.“

Natürlicher Kreislauf

schließt sich

Mit dem Einsatz des Komposts im Rems-Murr-Kreis schließe sich dann auch ein natürlicher Kreislauf. Die gesammelten Bioabfälle aus den einzelnen Städten und Gemeinden werden in Neuschöntal verarbeitet und können als hochwertiger Bodendünger ihren Weg zurück in die Gärten finden. „Bitte verwenden Sie den Kompost tatsächlich nur als Dünger. Der Nährstoffgehalt des hochwertigen Komposts ist so hoch, dass bei direkter Einpflanzung eine Überdüngung erfolgen würde“, erläutert die AWRM. Flyer mit entsprechenden Anwendungsempfehlungen sind bei der AWRM erhältlich.

Stattliche Erlöse mit

der Biomüllverwertung

AWRM-Aufsichtsrat Jürgen Kiesl regte bei der Sitzung an, nicht nur 40-Liter-Säcke zu verkaufen, sondern auch kleinere Gebinde. Kleingärtner bräuchten nicht unbedingt 40 Liter Dünger, meinte der Leutenbacher Bürgermeister und räumte ein: „Der Preis ist super.“

Im Mittelpunkt der Aufsichtsratssitzung stand der Geschäftsbericht 2017 der Abfallwirtschaft, die zum 1. Januar aus steuerlichen Gründen von einer GmbH in eine Anstalt des öffentlichen Rechts umgewandelt worden war. Im Jahr 2017 wurden im Rems-Murr-Kreis rund 54000 Tonnen Haus- und Sperrmüll (Vorjahr 53000 Tonnen) sowie 36300 Tonnen Biomüll eingesammelt. Darüber hinaus wurden 53600 Tonnen Wertstoffe wie Papier, Altholz, Kunststoff, Glas oder Altmetalle verwertet.

Der Biomüll brachte Stromerlöse in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro; mit dem Altpapier wurde besonders gut verdient, dank kräftig gestiegener Preise auf dem Markt rund 2,6 Millionen Euro mehr als geplant. Die Erlöse aus den Wertstoffen tragen dazu bei, die Abfallgebühren zu stabilisieren.

Trotz höherer Erlöse bewältigt die AWRM ihre Arbeit mit demselben Personal (65 Beschäftigte), merkte Wirtschaftsprüfer Daniel Deutsch positiv zum Geschäftsbericht 2017 an. Das Jahr schloss mit einem Überschuss von 300000 Euro ab. 2,4 Millionen Euro wurden für die kommenden Jahre zurückgestellt, um den befürchteten Gebührenanstieg zu dämpfen.