Radwegekoordinatorin Karen Fischer hat jetzt im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags ihren ersten Bericht zum Stand der Radwegeplanung vorgelegt. Der Entwurf, bei dem auch der ADFC mitgewirkt hat, soll nun mit den Gemeinden und den Nachbarlandkreisen abgestimmt werden. Und: Es gibt gute Nachrichten für Kirchberg.
Entwurf für das Radwegekonzept (Ausschnitt): Der Plan soll jetzt noch mit den Kommunen im Kreis abgestimmt werden. Karte: Landratsamt
Von Armin Fechter
WAIBLINGEN. Für den schon lange geplanten Radweg bei Kirchberg an der Murr in Richtung Steinheim an der Murr gibt es jetzt eine Lösung: Die fehlende Verbindung kann im Zusammenhang mit einer Böschungssicherung an der K1834, die entlang der Murr verläuft, hergestellt werden. Was geschehen soll, erläuterte Stefan Hein vom Straßenbauamt:
Die Kreisstraße verläuft auf zwei Teilabschnitten ziemlich nah am Fluss. Die Murr hat sich dort im Lauf der Zeit immer näher an den Straßenkörper herangearbeitet. Laut einem Baugrundgutachten aus dem Jahr 2018 hat die Murr inzwischen die Böschungen so stark angegriffen, dass der gesamte Straßenkörper irgendwann abrutschen könnte. Um diese Gefahr zu bannen, muss eine Sicherung her: Die bestehende Böschung soll durch eine naturnah gestaltete Blocksteinwand ersetzt werden. Weil diese Wand fast lotrecht aufsteigt und damit sehr viel steiler ist als die schräge Böschung, wird einerseits am Ufer der Murr Fläche für eine sogenannte Wasserwechselzone gewonnen. Dieses Gelände unterliegt dann das Jahr über einem ständigen Wechsel zwischen Trockenphasen und Überflutung und bildet dann einen wertvollen Lebensraum für bestimmte Pflanzen und Tiere. Andererseits wird auch entlang der Straße so viel Fläche gewonnen, dass ein straßenbegleitender Radweg angelegt werden kann. Der Bau der Stützmauer ist für dieses Jahr im Spätsommer vorgesehen, wenn die Murr Niedrigwasser führt; der Radwegbau soll im kommenden Jahr folgen.
„Da steckt viel, viel Arbeit drin“, sagte Landrat Richard Sigel mit Blick auf Straßenbauchef Hein und fügte an: „Und Geschick bei Verhandlungen.“
Die Kirchberger Kreisrätin Gudrun Wilhelm (FDP/FW) zeigte sich hoch erfreut über die neueste Entwicklung: „Das ist für Kirchberg eine richtig gute Nachricht“, lobte sie und sprach von der „Heimtücke der Murr“, die sich hier offenbart habe. Kreistagskollege Willy Härtner (Grüne) reagierte auf die dramatische Wortwahl mit Ironie: Am besten solle man jemanden finden, um den Wassergnom aus der Murr zu fischen. Er gab zu bedenken, dass bei der anvisierten Wasserwechselzone auch die Gefahr des Versandens bestehen könnte. Einstimmig brachte der Ausschuss dann das Vorhaben, die Böschung mit einer Blocksteinwand zu sichern, auf den Weg. Zwei Abschnitte von 50 und 100 Metern Länge sollen dabei für rund 380000 Euro saniert werden. Der Landkreis arbeitet dabei mit dem Landesbetrieb Gewässer zusammen, dem die Unterhaltungspflicht für die Murr obliegt. Das Land gibt einen Zuschuss von 200000 Euro.
Der Lückenschluss bei Kirchberg ist nur eine von vielen Maßnahmen, die zum Aufbau eines kreisweiten Radwegenetzes nötig ist. Wie Radwegekoordinatorin Karen Fischer erläuterte, soll ein attraktives und zusammenhängendes Netz entstehen. Die ausgewiesenen Strecken sollen nicht nur dem Freizeitverkehr dienen, sondern auch dem Alltagsbetrieb mit Berufspendlern und Schülern. Hintergrund sind Prognosen, wonach das Verkehrsaufkommen in der Region in den kommenden Jahren noch weiter steigen soll – und damit verbunden auch der Ausstoß an Schadstoffen. Das Fahrrad stellt dagegen ein klimaneutrales Verkehrsmittel dar. Das Land setzt deshalb verstärkt auf die Förderung des Radverkehrs.
Auf Kreisebene sollen die Städte und Gemeinden miteinander verbunden und Anschlüsse an den Nahverkehr und in die Nachbarlandkreise geschaffen werden. Zudem wird ein einheitlicher Qualitätsstandard auf dem gesamten Netz angestrebt, ebenso eine durchgängige, einheitliche und leicht verständliche Beschilderung. Grundlagen der Planungen sind neben dem Radnetz des Landes und der Region Stuttgart die bestehenden Radwege in den Städten und Gemeinden, die Netze in den Nachbarlandkreisen und die vorhandenen touristischen Routen. In den jetzt vorliegenden Entwurf für das Radwegekonzept des Rems-Murr-Kreises sind auch Informationen und Hinweise des ADFC eingeflossen. Der Entwurf soll jetzt mit den Städten und Gemeinden sowie den Nachbarlandkreisen abgestimmt und bis Ende 2019 abgeschlossen werden, ehe es an die Umsetzung geht. – Das Engagement des Landkreises für den Radverkehr wird anerkannt: Das Projekt Fahrrad2Go – Fahrradmitnahme in Linienbussen – ist als eines von neun Programmen für den Deutschen Fahrradpreis nominiert.
Die Bürger können sich bis September mit eigenen Hinweisen am Konzept beteiligen. Dafür wurde ein interaktives Online-Portal eingerichtet: radwege.rems-murr-kreis.de.
„Ziel ist die Vernetzung zwischen den Städten und Gemeinden und mit den Nachbarlandkreisen.“
Karen Fischer
Radwegekoordinatorin