„Prima Klima“ bringt Kochbuch heraus

Ein Jahr lang konnten Kochbegeisterte Rezepte zu je einem regional und saisonal wachsenden Obst oder Gemüse des Monats bei dem Weissacher Klimaschutzverbundprojekt „Prima Klima“ einreichen. Daraus entstanden ist ein Buch mit mehr als 50 leckeren Kochanleitungen.

„Prima Klima“ bringt Kochbuch heraus

Silke Müller-Zimmermann hat schon viele Rezepte aus dem Kochbuch ausprobiert. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

Weissach im Tal. Vom Apfeltiramisu bis zum Zwetschgenlikör: Schon beim bloßen Lesen der Rezeptüberschriften des neuen Kochbuchs von „Prima Klima“ läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Ein Jahr lang haben Silke Müller-Zimmermann aus Weissach im Tal und ihre Mitstreiterinnen – Ann-Sophie Schaal und Claudia Fischer vom Verein Kubus und Michaela Loth von der Gemeinde Weissach im Tal – Rezepte von Kochbegeisterten aus dem Weissacher Tal gesammelt. Im Weissacher Amtsblatt veröffentlichten sie jeden Monat Infos zu je einem regional und saisonal wachsenden Obst oder Gemüse, dazu den Aufruf: Wer möchte, könne ein passendes Rezept mit Foto einschicken.

Die Fotos, das gibt Silke Müller-Zimmermann an diesem Nachmittag in ihrem Geschäft, dem „Weissacher Teekesselchen“ in Unterweissach, offen zu, seien oft ausgeblieben. Deshalb sind die meisten Rezepte neben einem Symbolfoto abgedruckt. Und auch welches Rezept von wem stammt, das habe sich nach den vielen Monaten häufig nicht mehr so ganz rekonstruieren lassen, erzählt sie. Alles nicht so wichtig. Das Buch ist erschienen und „es ist wirklich schön geworden“, findet Silke Müller-Zimmermann.

In einem Kalender kann man nachlesen, welches Obst und Gemüse Saison hat

Gedruckt wurde das Kochbuch mit mehr als 50 Rezepten auf 128 Seiten. Und auch die Texte aus dem Amtsblatt sind enthalten – mit interessanten und zum Teil kuriosen Fakten wie zum Beispiel, dass Kürbisse in Ausnahmefällen mehr als 680 Kilogramm wiegen können. Und das als Beere – denn darum handelt es sich botanisch gesehen beim Kürbis, wie man nachlesen kann. Ein Saisonkalender klärt darüber auf, welches Obst und Gemüse man in welchem Monat ohne schlechtes Gewissen kaufen kann. Empfohlen sind außerdem regionale und nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten. Das Ziel hinter dem Buch lautet, mehr Wertschätzung für Lebensmittel – insbesondere aus der Region – zu schaffen. Das Konzept hat Helin Brenner (Kubus) vorbereitet.

Für das Vorwort des Kochbuchs konnte Silke Müller-Zimmermann den Grünen-Landtagsabgeordneten Ralf Nentwich gewinnen. Sie habe gesehen, wie Nentwich auf Instagram einen Vortrag über Lebensmittelverschwendung gehalten habe. „Da hatte ich die Idee, ihn zu fragen, ob er nicht Lust darauf hätte“, berichtet sie. Die hatte der Grünen-Sprecher für Ernährung, der selbst schon stolze 24 Exemplare des Kochbuchs erworben hat. „Es ist auch ein sehr schönes Geschenk“, kommentiert Silke Müller-Zimmermann. Das Klimakochbuch sei ein „tolles Gemeinschaftsprojekt der Bürger und Bürgerinnen des Weissacher Tals“, lobt Ralf Nentwich. Es inspiriere „mit tollen und leckeren Rezepten, die nicht nur super schmecken, sondern auch unserem Planeten etwas Gutes tun“. Und auch die Rathauschefs des Weissacher Tals, Kai-Uwe Ernst (Auenwald), Patrizia Rall (Allmersbach im Tal) und Ian Schölzel (Weissach im Tal) kommen zu Wort und erklären, was für sie persönlich Regionalität bedeutet.

Auch überraschende Rezepte können überzeugen.

Insgesamt 150 Exemplare haben die „Prima Klima“-Organisatorinnen von der Backnanger Online-Druckerei „Wir machen Druck“ anfertigen lassen. „Uns war es sehr wichtig, auch das regional zu machen“, sagt Silke Müller-Zimmermann. Und bei Bedarf könne jederzeit nachgedruckt werden. Die Nachfrage sei „sehr, sehr gut“, berichtet die Umweltaktivistin. Dass es vorerst nur so wenige Exemplare sind, erklärt sie damit, dass sie keine überzähligen drucken lassen wollten. „Trotzdem ist es schön, wenn man auch etwas in der Hand hat“, findet sie. Die Kosten für den Druck und die Arbeit der Grafikerin, die das Buch gestaltet hat, konnten durch Fördermittel der Postcode-Lotterie bezahlt werden.

Viele Rezepte hat Silke Müller-Zimmermann schon selbst ausprobiert – und ist von den Ideen der Hobbyköchinnen und -köche oft überrascht gewesen. Eines ihrer Lieblingsrezepte ist die Marmelade aus Wassermelonenschale. „Genial“, findet sie, „so hat man überhaupt keinen Abfall mehr!“ Auch der Nachtisch „Schwarzwälder Kirsch im Glas“ hat es ihr angetan. „Es sind im Großen und Ganzen wirklich einfache Rezepte, die auch noch alltagstauglich sind“, sagt sie. Viele davon habe sie in ihr Standardkochrepertoire aufgenommen. Manchmal habe sie auch mit ihrer Tochter, die in Heidelberg studiert, gleichzeitig gekocht, verbunden übers Internet. Und auch sie selbst hat ein paar Rezept beigesteuert, darunter das „Weiße Schokomousse mit Himbeerspiegel“, eine vegane Kochanleitung. Rein vegan oder vegetarisch sind die Rezepte im Kochbuch aber nicht. Es sei auch mal Fleisch dabei, sagt Silke Müller-Zimmermann, die sich selbst als „Rote-Wurst-abhängig“ bezeichnet. Das Kochen ohne tierische Zutaten hat ihr aber so gut geschmeckt und so viel Spaß gemacht, dass sie schon ein neues Vorhaben im Kopf hat: Als Nächstes würde sie gerne einen Abreißkalender nur mit veganen Rezepten herausbringen. Mit dem Sammeln hat sie schon einmal angefangen.