Die Baugenehmigung des Regierungspräsidiums zur Renovierung der Backnanger Stiftskirche sei eingetroffen, gab Dekan Wilfried Braun beim Neujahrsempfang des evangelischen Kirchenbezirks Backnang bekannt. Die Kosten dafür seien aber gestiegen. Neben der Verkündung der Neuigkeiten, wurde der Abend vor allem als eine Möglichkeit zur Begegnung wahrgenommen.
Dekan Wilfried Braun (Mitte) war fast pausenlos entlang der Tischreihen unterwegs, um die Gäste zu begrüßen.Foto: A. Becher
Von Hans-Christoph Werner
BACKNANG. Der Beginn mit einem Gottesdienst ist ihm wichtig. Dekan Wilfried Braun hat das im Vorfeld mehrmals betont. Und dann ist es im Bürgerhaus auch der Tischkanon, den zu singen er höchstpersönlich anleitet. Alle Verköstigung sei, so sagt er, in „gut evangelischer Manier gratis.“ Die etwa 250 Gäste aus der Kirche, von der Stadt Backnang, aus Wirtschaft und Gesellschaft haben Appetit mitgebracht und lassen nichts übrig. Der Chef des Kirchenbezirks ist fast pausenlos entlang der Tischreihen unterwegs, um Anwesende zu begrüßen und das eine oder andere Gespräch zu führen. Dankbar teilt er zu Beginn seiner Ansprache mit, dass beim vorausgegangenen Abendmahlsgottesdienst 1300 Euro für eine 19-jährige syrische Frau zusammengekommen sind. So ist es möglich, der an einer selten Blutkrankheit Leidenden die Fahrt in ein irakisches Krankenhaus zu ermöglichen. Dort soll die Frau genau untersucht und gegebenenfalls mit einer Therapie begonnen werden. Der Fall war durch die Flüchtlingsarbeit der Stiftskirchengemeinde an die Verantwortlichen herangetragen worden.
Bei seiner Ansprache geht Dekan Braun besonders auf die Kirchenwahlen im Dezember diesen Jahres ein. Sowohl die Kirchengemeinderäte wie auch die Landessynode werden neu gewählt. Wilfried Braun ermutigt, für das Amt zu kandidieren. Wie schon bei der Wahl vor sechs Jahren setzt der Kirchenbezirk wieder drei Preise aus für die höchste Jugendwahlbeteiligung. Auch mit der Renovierung der Stiftskirche soll es 2019 ernst werden. Ein Wermutstropfen allerdings, dass die voraussichtlichen Renovierungskosten mittlerweile auf vier Millionen Euro geschätzt werden. Die Baugenehmigung des Regierungspräsidiums sei eingetroffen. Am 24. Februar wird der letzte Gottesdienst in der Stiftskirche gefeiert. Im April werden durch den Bauausschuss die notwendigen Renovierungsarbeiten vergeben.
Oberbürgermeister Frank Nopper erwähnt, dass auf den Tag genau vor 500 Jahren der Vorgängerturm des heutigen Stadtturms eingestürzt ist. Die Backnanger gaben nicht klein bei und bauten den Turm wieder auf, höher als zuvor. Dem OB ist dieses Beispiel wichtig, soll doch das beim Neujahrsempfang gesprochene Grußwort ein Mutmachgrußwort sein. Auch er rechnet mit der Renovierung des Wahrzeichens der Stadt, legt er doch Emphase auf das drittletzte Wort seines Eingangssatzes: „Mit der Renovierung der Stiftskirche soll tatsächlich begonnen werden.“
Freude über die Fusion der Gemeinden Sulzbach/Spiegelberg
Aber es sind nicht nur die Kirchenwahlen oder die Renovierung der Stiftskirche, die die Gäste des Neujahrsempfangs bewegen. An einem Tisch sitzen die Vertreter des Evangelischen Jugendwerk zusammen. Daniel Kern, der leitende Jugendreferent und die Vorsitzende des Jugendwerks Ann-Kathrin Mosebach. Der Ehemann Letzterer, Jan-Thomas Mosebach, Pfarrerssohn aus Sulzbach, meint: „Die Ehrenamtlichen würden durch den Abend Wertschätzung erfahren.“ Das Jugendwerk, so legt Jugendreferent Kern dazu, ist Dienstleister für alle Kirchengemeinden. Deshalb sei es wichtig, bei solchen „Vernetzungstreffen“ vor allem mit Kirchengemeinderäten der einzelnen Ortsgemeinden ins Gespräch zu kommen.
Zwei Kirchengemeinderätinnen, aus der seit 1. Januar fusionierten Gemeinde Sulzbach/Spiegelberg, bewegt vor allem die Sache der neuen Personal-Gemeinde „Akzente“. Auch diese Neuerung hatte Dekan Braun in seiner Ansprache erwähnt. Nach jahrelangem Hin und Her zwischen der Kirchengemeinde Sulzbach und der sich aus ihr heraus entwickelnden Akzente-Gemeinde, so erzählen die Frauen, ist der Status derselben seit dem 1. Januar geklärt. Die neue Gemeinde untersteht dem Kirchenbezirk beziehungsweise dem Dekan. Die vollzogene Entscheidung, so hoffen die Frauen, die namentlich nicht genannt werden wollen, setze neue Energien, die zuvor durch den schwierigen Gesprächsprozess gebunden waren, frei.
Silvia Jost hat ihren Mann Eckart Jost, Geschäftsführer der Stiftung Altenheime Backnang und Wildberg (Staigacker), begleitet. Sie erlebt den Neujahrsempfang zum ersten Mal. Ihr hat besonders der vorausgehende Abendmahlsgottesdienst gefallen. Bernd Hehr, Malermeister aus Auenwald, ist in Begleitung seiner Ehefrau Gabi, die als Prädikantin im Kirchenbezirk unterwegs ist, gekommen. Für ihn ist der Abend ein gelungenes Fest. Insbesondere lobt er die Ansprachen von Dekan Braun und Oberbürgermeister Nopper.
Auch die Vertreter anderer Kirchen und Gemeinden sind auf dem Neujahrsempfang vertreten. Theodora Sokolis, Öffentlichkeitsbeauftragte, sowie Agathoula Kambaki, Kirchenbeauftragte der griechisch-orthodoxen Gemeinde in Backnang haben es mit Freude vernommen, dass ein intensiverer Austausch mit ihrer Gemeinde wieder aufgenommen werden soll. Michaela Berroth aus Kirchberg, Kirchenpflegerin und Pfarramtssekretärin in Burgstall fasst sich ganz kurz. „Es war ein schöner Abend“, sagt sie.
Gegen 22 Uhr setzt Dekan Wilfried Braun den offiziellen Schlusspunkt. Er ermutigt zwar noch zum Bleiben. Aber nur einzelne folgen seinem Vorschlag. Zu essen gibt es nichts mehr. Und wegen der Getränke muss man eigens vom Walter-Baumgärtner-Saal immer ins Foyer marschieren. Da ist der Kühlschrank zuhause näher.