Saunieren im Sommer

Auch im Sommer besuchen viele Menschen gerne die Saunalandschaft des Wonnemars in Backnang. Trotz oder gerade wegen der Hitze steigert das Schwitzen bei bis zu 95 Grad Celsius für viele Saunaliebhaber ihr Wohlbefinden. Damit der Besuch reibungslos klappt, gibt es jedoch einige Punkte zu beachten.

Saunieren im Sommer

Saunameister Holger Heidemann (links) und sein Kollege Sascha Simon bereiten früh am Morgen die Aufgusssauna vor. Ab 10 Uhr kommen bereits die ersten Gäste. Foto: Tobias Sellmaier

Von Carolin Aichholz

Backnang. Obwohl die Außentemperatur in diesem Sommer oft über eine angenehme Wärme hinausgeht, suchen sich zahlreiche Saunafans ein Plätzchen in der bis zu 95 Grad heißen Schwitzhütte. Der deutschsprachige Song „36 Grad“ passt hierzulande wohl selten so gut wie zu den Gegebenheiten in der Saunalandschaft des Backnanger Wonnemar, denn hier wird es noch mal deutlich heißer. Für Menschen, die solche Orte nur im Winter gelegentlich mal besuchen, mag das paradox klingen, doch Saunameister Holger Heidemann kennt seine Pappenheimer ganz genau. „Unsere Stammgäste haben ihre festen Saunatage in jeder Woche und besuchen uns sommers wie winters bei jedem Wetter.“

Und es ist für sie auch ein Gemeinschaftserlebnis; im Lauf der Zeit haben sich richtige Cliquen gebildet, die ihre gemeinsame Zeit miteinander zelebrieren, sagt der 55-Jährige. Für ihn ist außerdem klar: „Sauna macht süchtig.“ Und scheint auch eine Frage des Trainings zu sein, das man natürlich zu jeder Jahreszeit absolvieren muss, sagt der Berufs- und Hobbysaunist. „Denn wer alle gesundheitlichen Vorteile wie ein gestärktes Immunsystem und einen verbesserten Kreislauf langfristig erhalten will, muss auch dranbleiben.“

Backnanger Saunalandschaft ist in der Gegend sehr beliebt

Über zu wenige Besucher kann Heidemann sich darum nicht beklagen und Geschäftsführer Alexander Happold bestätigt die gute Auslastung der Saunen: „Im letzten Jahr hatten wir rund 61000 Besucher, damit sind wir sehr zufrieden. Unsere Gästezahlen sind seit fünf Jahren ziemlich konstant, obwohl wir keine großen Ausbaumaßnahmen starten konnten.“ Happold führt den Erfolg darum auch maßgeblich auf das erstklassige Personal zurück, das immer einen familiären Umgang mit den Gästen pflegt.

Die Gelegenheitssaunisten kommen lieber im Winter, wenn das kalte Schmuddelwetter zu einem Wellnesstag einlädt, an dem man die angenehme Hitze der Sauna mit dem wohltuenden Dampfbad und der Infrarotkabine voll auskosten kann.

An Wochenenden und in den Ferien ist die Saunalandschaft auch in diesem Sommer kein verwaister Ort, sondern gut besucht bis fast ausgebucht. „Wir haben immer wieder Besucher, die bis zu 100 Kilometer fahren, um einen schönen Urlaubstag bei uns verbringen zu können.“

Vielen älteren Gästen ist im Freibad zu viel los und sie suchen eher Entspannung als Action. Diese Besucher kommen dann gerne in den Wellnessbereich, um so richtig abzuschalten. „Hier ist einfach eine ganz andere Stimmung, alles ist viel ruhiger und Saunisten sind tolerant“, sagt Heidemann. Jeder könne sich wohlfühlen. Auch mit Belästigungen oder Ähnlichem gebe es hier keine Probleme, obwohl Nacktheit an der Tagesordnung steht.

Auch in seiner Freizeit besucht er selbst gerne die Sauna und das zu jeder Jahreszeit. Er nimmt dafür allerdings gerne auch mal weitere Wege in Kauf und besucht andere Wellnesstempel. „Ich will mich ja auch mal richtig erholen,“ sagt er lachend. Und das gelinge ihm besser in der „Anonymität“.

Worauf Saunagänger im Sommer besonders achten müssen

Er selbst sauniert ebenfalls lieber im Sommer als im Winter. „Man kann sich nach dem Saunagang gründlich abkühlen und danach draußen einfach in die warme Sonne legen.“ Das habe einen großen Einfluss auf das eigene Hitzeempfinden. „Wer regelmäßig sauniert, wird resistenter gegen hohe Temperaturen. Manchmal fahre ich abends mit der angeschalteten Sitzheizung nach Hause, weil mir einfach schneller kalt wird.“ Darum schwitze man nicht so schnell und schlafe am Ende des Tages besser.

Seine Arbeit stellt ihn an sehr heißen Tagen vor ganz besondere Herausforderungen: „Ich trinke bis zu zehn Liter am Tag, muss dann aber darauf achten, wiederum genügend Salze und Elektrolyte wieder aufzunehmen, die sonst aus dem Körper geschwemmt werden.“ Seine Erfahrung aus mittlerweile 30 Dienstjahren hat ihn bisher immer gut durch jeden noch so heißen Sommer gebracht.

Holger Heidemann und seine Kollegen bieten im Sommer auch andere Aufgüsse als im Winter an. „Obwohl die Temperatur gleich ist, fühlen sich fruchtige Aromen nicht so heiß an wie schwere, holzige Duftrichtungen“, erklärt der Saunameister.

Zitrone oder Orange ist derzeit hoch im Kurs, Zedernholz und Latschenkiefer werden in die kalte Jahreszeit verbannt. Und zwischendurch sorgen Eiswürfel in der Sauna für Erfrischungen und eine Regendusche zwischen zwei Aufgüssen verschafft ebenfalls Linderung.

Viel trinken und leichtes Essen

Das alles macht die Hitze für die Besuchern angenehmer, es gibt jedoch auch noch andere wichtige Dinge zu beachten: Ausreichend zu trinken ist natürlich laut Heidemann das erste Gebot. „Wenn der Körper sich mit den ersten Anzeichen meldet, ist es meistens schon zu spät.“ Immer mal wieder vorsorglich Flüssigkeit aufzunehmen ist immens wichtig. Jedoch: „Wer viel trinkt, hat wenig Hunger“, erklärt der 55-Jährige, viele Nährstoffe und Mineralien können aber nur über Nahrung aufgenommen werden. Die Auswahl sei ebenfalls entscheidend. Darum ergänzt er: „An so einem Tag lieber keinen Schweinebraten, sondern leichtes Essen wie Obst oder Salate.“

Der Saunabesuch bietet außerdem einen Peelingeffekt für die Haut, der sie zwar zum Strahlen bringt, jedoch auch empfindlicher macht. Die abgestorbenen oberen Hautschuppen werden durch das Schwitzen und Duschen abgewaschen und fehlen dann der „neuen und jungen“ Haut als kleiner natürlicher UV-Schutz.

Ausruhen im Schatten

„Unsere Stammgäste wissen das schon, alle anderen weise ich natürlich darauf hin, dass sie sich auf unserer Liegewiese eher in den Schatten legen oder eben gut mit Sonnenschutzmittel eincremen sollten.“ So kann ein Sonnenbrand vermieden werden.

Das richtige Abkühlen ist ebenfalls wichtig, zu schnelle Wechsel von heiß auf kalt sind für den Körper belastend, darum sollte man zunächst die Hände und Füße ans kalte Wasser gewöhnen und dann nach und nach den ganzen Körper.

Geeignet ist die Sauna für fast alle Menschen. Vor allem bei akuten Infektionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Bluthochdruck solle man aber lieber darauf verzichten. Wer sich nicht sicher ist, ob ein Saunabesuch der Gesundheit förderlich ist oder nicht, klärt das am besten mit seinem Hausarzt ab.

„Wir haben hier auch regelmäßig Hochschwangere in der Sauna. Und praktischerweise unterstützt uns momentan auch aushilfsweise eine Kollegin, die ausgebildete Hebamme ist“, schmunzelt Holger Heidemann. Es kann also nichts schiefgehen.

„Und den Zweiflern, die über Saunisten im Sommer immer noch den Kopf schütteln, sage ich: Einfach mal ausprobieren.“