Die Kindergartenleiterinnen Silke Kugler (schwarze Jacke) und Sigrun Mosebach (grüne Jacke) sind viel mit den Kindern draußen und lassen sie ihre Umgebung erkunden. Foto: A. Becher
Von Lorena Greppo
Aspach. Die Kinder im evangelischen Kindergarten in Großaspach sind bestens ausgerüstet: Sie alle haben Matschhosen und Regenjacken und – vermutlich der wichtigste Aspekt – Lust darauf, die Natur zu erkunden. An diesem Tag geht es raus in den Wald, denn das Motto des jüngsten Projekts lautet „Wo wir zu Hause sind“. Die beiden Kindergartenleiterinnen Silke Kugler und Sigrun Mosebach haben sich gemeinsam mit ihrem Team verschiedene Aktivitäten überlegt, bei denen die Kinder den Wert ihrer Umgebung kennenlernen. „Was Kinder kennen- und lieben lernen, das schützen sie auch“, erklärt Kugler. So sprechen die Kleinen auch direkt von „ihrem“ Wald und „ihrem“ Bach. Das fördere von klein auf den Nachhaltigkeitsgedanken. Und weil sich der evangelische Kindergarten darum in den vergangenen zwei Jahren besonders bemüht hat, ist er im Rahmen des landesweiten Nachhaltigkeitswettbewerbs 2020/21 „Kleine HeldeN“ mit dem zweiten Platz in der Kategorie „Wasser“ belohnt worden.
Mit Experimenten sind die Kinder dem Wasser auf die Spur gekommen
„Im Wettbewerb ging es darum, den Kindern den Wert von Wasser zu vermitteln und das mit allen Sinnen zu erleben“, erklärt Kugler. Weil im Kindergarten in Großaspach großer Wert auf Selbstwirksamkeit gelegt wird, wurden die Inhalte mit den älteren unter den 39 Kindern zusammen erarbeitet. „Wir haben in der Runde mit den Kindern überlegt, was uns zum Thema Wasser alles einfällt“, berichtet Mosebach. Dabei kam so einiges zur Sprache. „Wir trinken, wenn wir Durst haben“ und „Regentropfen kommen aus den Wolken“ sind nur zwei Beispiele der Überlegungen, die die Kleinen einbrachten. Aus diesen Ideen hat das Betreuerteam wiederum verschiedene Aktivitäten ersonnen – schließlich sollten die Inhalte nicht nur in Worten vermittelt, sondern vor allem auch erlebt werden.
So haben beispielsweise alle zusammen eine Wanderung am Klöpferbach gemacht – für viele sei es das erste Erlebnis dieser Art gewesen, sie waren noch nie für längere Zeit an einem Gewässer. Um zu sehen, was schwimmt und was sinkt, hat die Gruppe aus verschiedenen Materialien Boote gebaut und ins Wasser gesetzt. Um zu sehen, dass auch Pflanzen Wasser trinken, wurde deren Wasser mit Lebensmittelfarbe eingefärbt. In Kaffeefiltern mit verschiedenen Schichten an Steinen, Kieseln und mehr haben die Kinder eine Minikläranlage gebaut, durch die sie verschmutztes Wasser laufen ließen. „Die Kinder haben das Projekt zu ihrem gemacht“, berichtet Mosebach. Das blau eingefärbte Wasser beispielsweise habe sofort die Bezeichnung „Schlumpfwasser“ verpasst bekommen.
Wichtig sei auch gewesen, den Kindern den Wert der Ressource Wasser zu vermitteln. Mit dem Märchen „Das Wasser gehört allen“ haben die Erzieherinnen aufgezeigt, dass Wasser nicht endlos ist. Welche Auswirkungen die neuen Informationen für die Kinder hatten, zeigte sich den beiden Leiterinnen des Kindergartens rasch: „Beim Händewaschen haben sie das Wasser nicht mehr einfach laufen lassen“, haben sie beobachtet. Und als die Toilettenspülung nicht mehr ganz stoppte, wurde sofort den Erwachsenen Bescheid gegeben.
Dass der evangelische Kindergarten in Großaspach ein solches Engagement an den Tag legt, sei nicht selbstverständlich. „Das ist ein großer Aufwand und ist nur deshalb möglich, weil wir die Kapazitäten haben“, macht Sigrun Mosebach klar. Ihr Team sei sehr motiviert und habe Lust auf solche Projekte. Auch beim Haus der kleinen Forscher sei man daher dabei. Wenn in einer Einrichtung Personalmangel vorherrsche, gehe das oftmals nicht. Dass die Arbeit aber auch nachhaltig sei, zeige sich deutlich. „Draußen zu sein und Dinge erproben zu können, das ist auch Bildung“, so Mosebach. Es müsse nicht immer nur der Schwerpunkt auf Zählen, Schreiben und Rechnen gelegt werden – gerade im Kindergarten. Ihnen aufzuzeigen, dass sie auch im kleinen Rahmen etwas Gutes bewirken können, sei für die Kinder sehr lehrreich – und eben auch nachhaltig. „Wir sind sehr dankbar, dass auch die Eltern unserer Kinder entspannt sind und die Kleinen experimentieren lassen“, fügt Kugler an.
Die Ideen gehen den Kindergartenleiterinnen nicht so schnell aus: Mit einer Wurmkiste wollen sie selbst Kompost herstellen, außerdem werden Insektenhotels gebaut und Blühwiesen angelegt. Und auch die 500 Euro, die mit dem zweiten Platz beim Wettbewerb „Kleine HeldeN“ einhergehen, werden für die Kinder investiert: „Damit wollen wir einen neuen Bollerwagen anschaffen.“
Die Idee Mit dem Wettbewerb „Kleine HeldeN“ werden nachhaltige Aktivitäten in den Kindergärten und Kindertagesstätten gefördert. „Die Aktionen der Einrichtungen sollen Inspiration geben und Menschen zeigen, dass schon die Kleinsten ein Vorbild sein können. Immer mit dem Ziel vor Augen, das komplexe Thema so alltagstauglich und lebensnah wie möglich zu gestalten“, heißt es auf der Webseite der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg.
Der Wettbewerb 2020/21 ging es im Ideenwettbewerb um die Themen „Wasser“ und „Wald“. Insgesamt reichten 27 Kindergärten und Kindertagesstätten aus ganz Baden-Württemberg Beiträge für den Wettbewerb ein. Folgende Kriterien dienten der Ermittlung der besten Beiträge: Teamarbeit (Beteiligung der Kinder, Eltern, Großeltern...), Innovationscharakter, Übertragbarkeit (auch für andere leicht umsetzbar), Dauerhaftigkeit, Außenkommunikation, Kreativität sowie Integration/Interkulturalität.
Die Auszeichnung In der Kategorie „Wasser“ hat der evangelische Kindergarten Schubertstraße aus Großaspach den mit 500 Euro dotierten zweiten Platz gemacht. Umweltministerin Thekla Walker – die übrigens ausgebildete Naturpädagogin ist – kam zur Preisübergabe nach Aspach, die anderen preisgekrönten Einrichtung wurden online zugeschaltet. Vor der Preisübergabe hielt Professor Armin Lude einen kindgerechten Vortrag zum Thema „Unser Klima – und was wir tun können“.
Der Sonderpreis Für das Engagement im Rahmen der Nachhaltigkeitstage 2021 hat unter anderem auch der Petruskindergarten Sachsenweiler aus Backnang einen Sonderpreis erhalten.