dpa/lsw Stuttgart. Dass die Zahl der Arbeitslosen im September abnimmt, ist nicht ungewöhnlich. Allerdings wirkt sich der Abwärtstrend in der Wirtschaft schon deutlich aus.
Zwei Personen stehen vor dem Logo der Agentur für Arbeit. Foto: Carsten Rehder/Archiv
Die schwächelnde Konjunktur bremst die im Herbst übliche Belebung des Arbeitsmarktes spürbar aus. Zwar sank die über den Sommer zwischenzeitlich gestiegene Zahl der Arbeitslosen im September wieder, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Montag in Stuttgart mitteilte. Der Rückgang fiel nach Einschätzung der Experten in diesem Jahr aber deutlich schwächer aus. Saisonbereinigt, also ohne Berücksichtigung der im Sommer üblichen Schwankungen, verzeichne Baden-Württemberg einen Anstieg der Arbeitslosigkeit um ein Prozent, rechnete Martina Musati aus der Geschäftsführung der Arbeitsagentur vor.
202 775 Menschen waren Ende des Monats im Südwesten ohne Job. Das waren laut Statistik gut 6800 oder 3,3 Prozent weniger als im August, aber gut 9100 oder 4,7 Prozent mehr als im September 2018. Die Quote lag bei 3,2 Prozent, nach 3,3 Prozent im August und 3,1 Prozent vor einem Jahr.
Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit ist genauso üblich wie der folgende Rückgang im September, unter anderem weil das die Zeit ist, in der viele junge Leute Schule oder Ausbildung beenden und sich dann für eine Übergangszeit arbeitslos melden.
Allerdings mache sich die konjunkturelle Abkühlung bemerkbar, sagte Musati. Es meldeten sich mehr Menschen arbeitslos, die bislang einen Job hatten. „Auch werden den Agenturen für Arbeit in Baden-Württemberg weniger Stellen gemeldet“, betonte sie. „Besonders betroffen ist die Zeitarbeit und - in geringerem Umfang - auch das Verarbeitende Gewerbe. Beide Entwicklungen deuten auf eine schwieriger werdende Lage hin.“ Gleichwohl böten sich immer noch Chancen, einen Job zu finden.
„Ich appelliere an den Bund, die Rahmenbedingungen für Wachstum und Beschäftigung durch weitere Entlastungen der Unternehmen und einen zügigen Bürokratieabbau zu verbessern“, sagte Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). Zugleich rief sie die Unternehmen dazu auf, weiter junge Leute einzustellen und ihnen damit den Start ins Berufsleben zu ermöglichen.
„Die internationalen Handelsauseinandersetzungen sowie die Unsicherheit rund um den Brexit belasten die exportorientierte Wirtschaft im Südwesten stark“, bilanzierte auch Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger und forderte mehr Flexibilität bei den Arbeitszeitregeln. Das lehnen die Gewerkschaften hingegen strikt ab. „Die Schutzrechte der Beschäftigten gelten - unabhängig davon, wie sich die Konjunktur entwickelt“, sagte DGB-Chef Martin Kunzmann. „Das Arbeitszeitgesetz ist kein Gummiband, das man je nach Wirtschaftslage beliebig ausdehnen kann.“