Warum werden die Althütter „Rechespitzer“ genannt? Und wer sind die Rietenauer „Schnitzhäfe“? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt der neue Kalender des Backnanger Albvereins. Dieser wurde nun im Kochwerk der Öffentlichkeit vorgestellt.
Abgerundet wurde die Kalendervorstellung mit einem Auftritt von Rolf Butsch (Jakob) und Bärbel Hesser (Marie) vom Theater Rietenau. Foto: A. Becher
Von Wolfgang Gleich
BACKNANG. Eigentlich, räumte Albert Dietz, der Vorsitzende der Backnanger Ortsgruppe des Albvereins im Tischgespräch ein, sei man mehr oder weniger in das Projekt „hereingerutscht“. Die Mundartpflege sei eine Herzensangelegenheit des Vereins, sowohl im Rahmen seiner Kleinkunstveranstaltungen in der „Ölmühle“ wie auch bei den Mundartstammtischen, die zusammen mit dem Verein Schwäbische Mundart in Backnang, Großaspach und Unterweissach abgehalten werden. Als der Albverein dann seinen 125. Geburtstag beging, wollte man etwas von Dauer auf den Weg bringen, „etwas das bleibt“. Das Ergebnis war Wolfgang Wulz’ Buch „Lohkästräppler, Henderwäldler ond Schnitzhäfe. Schwäbische Neckereien rund um Backnang“. Und da sei es nicht weit gewesen zu der Idee, einen „Kalender 2020 mit schwäbischen Neckereien rund um Backnang“ aufzulegen.
Allerdings, so Irmtraud Knöpfle, habe sich die Verwirklichung dann nicht ganz so einfach gestaltet wie zunächst angenommen. Den Verein Schwäbische Mundart und das Theater Rietenau habe man problemlos mit ins Boot geholt. Als es dann aber darum ging, Partner aus der Wirtschaft als Sponsoren zu gewinnen und ihnen den Kalender als Möglichkeit zu präsentieren, sich einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, da sei schon einiges an Aufwand notwendig gewesen. Schließlich konnte man ein Kalenderblatt jeweils nur einem Interessenten anbieten und musste stets auf dessen Antwort warten. War die dann positiv, umso besser, aber erst nach einer Absage konnte man sich auf die Suche nach einem neuen Interessenten machen. „Und“, blickte Knöpfle zurück, „begeistern Sie beispielsweise einmal einen italienischen Wirt dafür und erklären Sie ihm, was es mit Necknamen wie Burgstaller Kirbsehurgler und Erbstettener Gansger auf sich hat.“
Umso mehr Anlass zum Feiern gab es nun bei der Vorstellung des Kalenders. Garniert war der Event mit einem gleichermaßen bodenständigen wie raffinierten Vier-Gänge-Menü (Kartoffelkuchen, Schwarzbiersuppe, Schweinebraten mit Kartoffelknödel in Dunkelbiersoße und Wirsing, Savarin mit Vanilleeis), das der Schwäbisch Haller Biersommelier Peter Göhler gemeinsam mit dem Kochwerk-Team komponiert hatte.
Abgerundet wurde es mit einem Auftritt von Rolf Butsch (Jakob) und Bärbel Hesser (Marie) vom Theater Rietenau, die Tiefsinniges von Sebastian Blau und Thaddäus Troll zum schwäbischen Seelen- und Gefühlsleben vortrugen. Neugier weckte die Vorstellung von Videoclips zum Thema Necknamen, die über den Kalender per QR-Code bei YouTube abgerufen werden können. Mit 30 Gästen habe man gerechnet, erzählte Albert Dietz, über 90 seien es dann letztendlich geworden, darunter auch Wolfgang Wulz, Autor und Vorsitzender des 1997 von der Rommelshauser Germanistin und Märchenforscherin Sigrid Früh gegründeten Vereins Schwäbische Mundart. Ziel des Vereins und seiner Aktivitäten sei der Erhalt, die Pflege und Wertschätzung der Mundart, erklärte Wulz. „Wir wollen unsere Jugend gewinnen, damit unsere heimische Sprache nicht verloren geht. Denn nur wer seine eigene Kultur und Mundart ehrt, der kann auch sein Herz weiten für die Kultur und Mundart anderer und diese schätzen.“
Der „Kalender 2020 mit schwäbischen Neckereien rund um Backnang“ besteht aus insgesamt 14 DIN-A5-Blättern in stabiler Drahtbindung. Er enthält zwölf Erklärungen auf Schwäbisch über die Bedeutung von Necknamen aus der Feder von Wolfgang Wulz mit den dazugehörigen kolorierten Cartoons von Karlheinz Haff sowie insgesamt 14 Gutscheine regionaler Unternehmer. Herausgeber ist die Ortsgruppe Backnang des Schwäbischen Albvereins, Gestaltung, Satz, Druck und Bindearbeiten übernahm die Firma Knöpfle Druck aus Backnang. Dort, in der Winnender Straße 20, kann er auch zum Preis von 7,50 Euro erworben werden.