Im Juli vergangenen Jahres hatte die Gemeinde Oppenweiler alle Einwohner im Alter von 55 und mehr Jahren mit der Bitte kontaktiert, einen Fragebogen zum Thema Pflege und betreutes Wohnen auszufüllen. Nun liegen die Ergebnisse der Umfrage vor. In manchen der angesprochenen Punkten ist die Verwaltung schon aktiv geworden.
In einer Umfrage hat die Gemeindeverwaltung Oppenweiler die Wünsche der Einwohner im Alter von 55 und mehr Jahren bei den Themen Pflege und betreutes Wohnen abgefragt. Unter anderem ging es auch um den Bedarf an seniorengerechten Wohnungen. Foto: Imago
Von Lorena Greppo
OPPENWEILER. Mit der Rücklaufquote von etwas mehr als 40 Prozent ist Bürgermeister Bernhard Bühler sehr zufrieden. 609 der 1516 Adressaten haben den vierseitigen Frageboden ausgefüllt und an die Gemeindeverwaltung übermittelt, diese hat nun die wesentlichen Ergebnisse der Umfrage zusammengefasst. So wohnen noch 85,4 Prozent der Befragten in den eigenen vier Wänden – drei Viertel leben mit Partner, knapp 20 Prozent allein, einige leben bei ihren Kindern. Die große Mehrheit der Antwortenden, knapp 91 Prozent, finden ihre derzeitige Unterkunft in Ordnung.
Ein bisschen überrascht sei er darüber gewesen, so Bühler, wie wenige Menschen angaben, in naher Zukunft Pflege zu brauchen. Das Durchschnittsalter der Antwortenden sei mit 70,5 Jahren relativ hoch, dennoch hatte knapp die Hälfte der Umfragteilnehmer angegeben, derzeit keine pflegerische Betreuung zu benötigen. Der Bürgermeister erklärt sich das so, dass einige der Antwortenden noch in ihren 60ern sind und daher „noch relativ weit weg vom Thema Pflege“. Das sei für ihn eine wertvolle Erkenntnis, gab Bühler an. 45 Prozent gehen demnach davon aus, dass die pflegerische Betreuung bei Bedarf von Familienangehörigen erbracht werden könne. Knapp 62 Prozent der Teilnehmer gaben an, Unterstützung in Form von Hilfeleistungen zu erhalten, die bei gut 91 Prozent von ihnen aber ebenfalls von der eigenen Familie übernommen werden. Die Angebote von institutionellen Hilfsdiensten sowie Beratungsangebote seien gut 58 Prozent der Antwortenden bekannt, aber nur sehr wenige gaben an, diese Angebote zu nutzen (insgesamt 34 Antwortende), mehr als 90 Prozent der Umfragteilnehmer kommt ohne diese Leistungen aus. „Mein Eindruck ist, dass sich nur wenige Pflegebedürftige an der Umfrage beteiligt haben“, erklärt Bühler.
Obwohl die meisten Umfrageteilnehmer angegeben hatten, mit ihrer derzeitigen Wohnsituation zufrieden zu sein, wurde auch eine Erwartungshaltung für die künftige Unterbringung abgefragt. Zwar gab die Mehrheit (64,4 Prozent) an, jetzt oder in naher Zukunft keinen Bedarf für einen Pflegeplatz oder eine betreute Seniorenwohnung zu haben, allerdings würden 297 Personen einen Umzug in eine barrierefreie, betreute Wohnung zu einem späteren Zeitpunkt durchaus in Betracht ziehen. 67 Antwortende können sich gar vorstellen, sofort umzuziehen.
Dass so viele Befragte sich einen Umzug vorstellen können, findet Bühler bemerkenswert. Er weiß aber auch: „Entsprechenden Wohnraum zu schaffen, ist problematisch.“ Von Bauträgern erhalte er im Gespräch diesbezüglich viel Zustimmung, diese schlage sich dann aber nicht in Wohnbauprojekten wieder. Durch die Ergebnisse der Umfrage habe er nun immerhin wertvolle Argumente zur Hand, freut sich der Bürgermeister. „Ich kann den Bauträgern jetzt guten Gewissens sagen: In Oppenweiler müsste die Nachfrage da sein, bietet das doch auch an!“ Eine Win-win-Situation ergebe sich dadurch auch für Familien. Denn oft wohnen Senioren allein oder zu zweit in einem großen Haus, sagt Bühler. Gebe es für sie die Möglichkeit, in eine seniorengerechte Wohnung umzuziehen, werde auch ohne zusätzliche Neubauten Wohnraum für Familien frei.
Barrierefreies Ärztehaus wird gewünscht
Zum Abschluss bot der Fragebogen den Teilnehmern noch die Möglichkeit, sonstige Wünsche, Anregungen und Vorschläge offen zu äußern. Dabei sei vor allem klar geworden, so Bühler, dass die Antwortenden auch im Alter ein selbstbestimmtes Leben weiterführen möchten. Häufig wurde genannt, dass der Wohnort zwar ruhig, aber nicht abgelegen sein sollte. „Mit anderen in Kontakt treten und an der Gemeinschaft teilhaben zu können, ist wichtig“, weiß Bühler. Zwar hatten in der Umfrage mehr als 80 Prozent angegeben, im Besitz eines Wagens zu sein, dennoch sei im Gespräch, einen Fahrdienst für Senioren ins Leben zu rufen, sagte der Bürgermeister. Viel gewünscht – nicht nur von den älteren Einwohnern Oppenweilers – ist auch ein barrierefreies Ärztehaus. Man habe schon mit Ärzten und Apothekern gesprochen, ein Interesse bestehe auch von deren Seite. Der ansässige Arzt Dr. Steinat habe sogar dringenden Bedarf diesbezüglich geäußert. Da ein Ärztehaus in Oppenweiler schon länger im Gespräch war, kann Bühler auch schon erste Erfolge bei der Planung vorweisen. „Wir hätten ein Areal, wo man es bauen könnte“, sagt er. Dieses liege nahe der B-14-Unterführung und gehöre der Gemeinde. Allerdings will diese nach Möglichkeit nicht selbst als Bauherr auftreten. Insofern gilt es nun, sich nach geeigneten Investoren umzuschauen. Insofern könne es noch eine ganze Weile dauern, bis aus der groben Planung Nägel mit Köpfen werden, räumte Bühler ein. Die Ergebnisse der Umfrage wurden dem Gemeinderat in der jüngsten Sitzung übergeben und werden im Gremium noch besprochen.