Der Kletterwald eignet sich bestens, um die Balance und die Geschicke des Körpers herauszufordern. Fotos: Alexander Becher
Von Anja La Roche
Weissach im Tal. Es könnte kein besseres Wetter geben, um das Großprojekt Auenpark der Gemeinde Weissach im Tal zu eröffnen: Der naturnahe Spielplatz am Kammerhofweg in Oberweissach kann nun von den Kindern und Familien der Umgebung ausgekundschaftet und beklettert werden. Abgeschlossen ist der Bau zwar schon seit rund zwei Monaten, doch die Gemeindeverwaltung und das beauftragte Planungsbüro wollten noch warten, bis auch die Wiese auf dem Gelände in sattem Grün steht.
Orientiert haben sich der Landschaftsplaner Jochen Roos und sein Team bei der Gestaltung der Spielgeräte am natürlichen Habitat der Libelle: Die Holzpfeiler erinnern an Rohrkolben, eine Pumpe liefert Wasser, und der natürliche Fraßfeind, die Spinne, sind ebenfalls – inklusive Spinnennetz – vertreten. Genau genommen haben sie sich bei der Gestaltung an der gebänderten Prachtlibelle (siehe Infotext) orientiert, fügt Jochen Roos augenzwinkernd hinzu. „Aber das brauchen Sie sich nicht zu merken, Libelle reicht.“
Der Ort wird dadurch attraktiver
Der Bürgermeister Daniel Bogner ist sichtlich glücklich mit dem Ergebnis: Rutschen, Wasser, ein Sandspielplatz, ein Kletterwald, der Bolzplatz sowie ein Grillplatz, wo die Besucher gemeinsam Würstchen und Stockbrot genießen können – der Auenpark steigere die Attraktivität für Oberweissach, und zwar nicht touristisch, sondern ganz naturnah. Hinzu komme der leicht begehbare Rundweg um die Fläche.
Bogner spricht von einem kommunalen Vorzeigeprojekt, „auf das wir als eher kleine Gemeinde Weissach doch auch ein wenig stolz sein dürfen.“ Das Projekt verbinde Angebote für Kinder und Familien mit Umweltbildung, Naturerfahrung und ökologischer Aufwertung. „Das ist wirklich ein vorbildhaftes Projekt“, findet auch der Landtagsabgeordnete Ralf Nentwich. Ihm sagt nicht nur der ökologische Aspekt zu, sondern auch, dass die Kindergemeinderäte und -rätinnen die Chance hatten, bei der Planung mitzuwirken.
Der nächste Teil soll 2024 fertig sein
Bogner dankt im Zuge der Eröffnung auch den Geldgebern, insbesondere dem Verband Region Stuttgart, ohne den die Gemeinde den Spielplatz nicht hätte realisieren können. 470000 Euro hat der Auenpark bislang gekostet, davon kommen 263000 Euro aus Zuschüssen und Fördertöpfen. Beendet ist das Projekt allerdings noch nicht. Bis nächsten Sommer soll auch der zweite Bauabschnitt fertig gestellt werden, bei dem es darum geht, die unterhalb angrenzende Fläche und den Däfernbach, der einst begradigt wurde, zu renaturieren.
Nachdem die Kindergemeinderäte und -rätinnen gemeinsam mit Bogner, Roos und Alexander Lahl vom Verband Region Stuttgart die Klettergerüste von den roten Schleifen befreit haben, erobern die anwesenden Kinder bei der Eröffnungsrunde die Spielanlagen. Der Landschaftsplaner Roos erzählt Wissenswertes, wie dass das verwendete Rubinienholz besonders haltbar sei, und hat noch eine Spielidee in petto: Auf dem Kletterwald lasse sich wunderbar „Mensch auf Erden“ spielen, sagt er. Dabei handelt es sich um ein Fangspiel, bei dem die Mitspieler, außer dem Fänger, möglichst nicht den Boden berühren sollten.
Die Schulleiterin der nahe gelegenen Ganztagsgrundschule Oberweissach, Deniz Weiß, ist hellauf begeistert vom neuen Spielplatz. Die Schüler der zertifizierten Naturparkschule könnten den Auenpark bestens nutzen, sowohl in der Pause zum Spielen als auch, um über die Natur zu lernen. „Die Kinder machen sich schon ihre Gedanken zur Libelle und Spinne“, sagt die Schulleiterin.
Die Kinderräte haben Ideen eingebracht
Die neunjährige Marie ist eine der Schülerinnen der Grundschule Oberweissach und kann das nur bestätigen. „Ich bin voll zufrieden, weil man hier so viel klettern kann“, sagt sie, um gleich darauf wieder auf den hölzernen Konstrukten herum zu turnen. Sie gehört auch dem Weissacher Kindergemeinderat an und hatte die Möglichkeit eigene Vorschläge für den Entwurf des Auenparks einzubringen.
Maries Eltern sehen das als einen der vielen positiven Aspekte an, die das Projekt für sie mit sich bringt. „Wir finden es toll, dass man die Kinder miteinbezieht und sie ernst nimmt“, sagt Melanie Besserer. Außerdem gefallen der Mutter die vielen Klettergeräte und der Bezug zur Natur. Vorher, erinnert sie sich, hätten sich auf dem Gelände ein paar in die Jahre gekommene Spielgeräte befunden, eine zubetonierte Fläche und Treppen, die den Zugang mit Kindern und beispielsweise Cityrollern eher ungemütlich gestaltet hatten. „Jetzt ist es viel besser“, findet Besserer.
Auenpark Dass der Spielplatz sich am Lebensraum der Libelle orientiert, verleiht ihm nicht nur einen kinderfreundlichen Anstrich, sondern greift sogleich einen Aspekt des Projekts auf: den Besuchern soll die schützenswerte Natur näher gebracht werden.
Prachtlibelle Eine männliche gebänderte Prachtlibelle hat einen metallisch blau-grünen Körper und blau schimmernde Flügel, deren Spitzen transparent sind. Die Flügel der Weibchen sind weitgehend transparent und ihre Körper unauffälliger. Prachtlibellen sind vor allem Bewohner von langsam fließenden Flüssen und Bächen.