Umgestürzte Bäume wie hier in der Etzwiesenstraße sorgten für die meisten Einsätze.
Von Kai Wieland
Rems-Murr. Gegen 17.15 Uhr war Schluss mit der Ruhe in Backnang: Nachdem sich der Himmel im Laufe des Nachmittags immer weiter verdunkelt hatte, entlud sich schließlich ein heftiges Gewitter samt Starkregen und Hagel über der Stadt. Bereits nach kurzer Zeit waren dann auch schon die ersten Siren zu hören. Seitens der Feuerwehrzentrale war von mehreren Sturm- und Wassereinsätzen die Rede. Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt, Pressesprecher Daniel Roth rechnet damit, dass innerhalb der nächsten Stunde alle Einsätze beendet werden. Insgesamt habe man rund 20 Einsätze zu verzeichnen, überwiegend aufgrund umgestürzter Bäume.
In Althütte-Sechselberg suchte die Polizei zwischenzeitlich mit einem Hubschrauber nach einem verletzten 78-Jährigen. Dieser war mit seinem Hund spazieren gewesen und wurde unter einem umgestürzten Baum eingeklemmt. Er verständigte daraufhin selbstständig mit seinem Handy den Notruf. Der Hubschrauber drehte schließlich ab, nachdem der Mann mittels Handyortung gefunden werden konnte. Er war schwer verletzt, aber ansprechbar. Die Rettung gestaltete sich jedoch schwierig, da der Unfallort aufgrund unzähliger umgestürzter Bäume nur zu Fuß erreichbar war, sodass eine Höhenrettung mittels Hubschrauber und Winde eingeleitet wurde. Weil zwischenzeitlich die nächste Unwetterfront drohte, wurde der Mann jedoch mit einer Trage und einem Privat-Pkw zum nächsten Rettungswagen gebracht und gegen 22 Uhr schließlich in ein Krankenhaus gefahren.
Auch in den umliegenden Gemeinden tobt das Unwetter
In Backnang wurden umherfliegende Gegenstände, Müll und Äste auf der Straße, beschädigte Bäume und Überschwemmungen im Innenstadtbereich offenkundig, nachdem die erste Unwetterfront über die Stadt hinweg gezogen war. In den sozialen Netzwerken berichten Leserinnen und Leser aus umliegenden Gemeinden von Unwettern unterschiedlichen Ausmaßes. In Murrhardt musste die Freiwillige Feuerwehr zu rund 15 Einsätzen ausrücken, vorwiegend im südlichen Gemarkungsgebiet, etwa bei Vorderwestermurr, Hinterwestermurr und Köchersberg, berichtete der Murrhardter Bürgermeister Armin Mößner. „Es handelt sich vor allem um umgestürzte Bäume, Wassereinbrüche hatten wir so gut wie keine.“ In Hinterwestermurr habe ein umgestürzter Baum zudem die Stromleitung lahmgelegt.
Vor dem Rathaus in Backnang mussten derweil Gez und Luis Zirkelbach ihren Auftritt im Rahmen der Backnanger Straßenmusiktage beim Soundcheck abbrechen. „Die Steckdosen und alles war nass, da musste man vorsichtshalber natürlich den Strom wegnehmen, das war auch besser so“, sagte ein durchnässter Gez Zirkelbach. Auch der angrenzende Getränkestand vor der Gaststätte Löwen war dem Gewitter zum Opfer gefallen.
S-Bahn-Verkehr steht still
Auch der S-Bahn-Verkehr ist betroffen, offenbar sowohl in Richtung Waiblingen als auch in Richtung Marbach. Einer Durchsage zufolge sind Oberleitungen beschädigt, der VVS spricht von umgestürzten Bäumen im Gleisbett. Ab 19 Uhr sollte demnach ein Schienenersatzverkehr eingerichtet werden, bislang sei davon aber wenig zu sehen, sagt eine Pendlerin vor Ort.
Vorsicht geboten ist außerdem auf der neuen Brücke über die B14, die derzeit saniert wird: Hier ist offenbar in einer Richtung die Ampelschaltung ausgefallen.
In Teilen von Affalterbach, Marbach am Neckar, Kirchberg an der Murr, Leutenbach, Winnenden und Weiler zum Stein sowie in kleinen Teilen von Erbstetten-Burgstetten und Erdmannhausen kam es gegen 17.25 Uhr außerdem zu einer Unterbrechung in der Stromversorgung. Wie die Syna GmbH in einer Pressemeldung mitteilt, fiel ein Baum in eine Freileitung und verursachte so einen Stromausfall. Durch Netzumschaltungen konnte der Großteil der Betroffenen bis auf wenige Haushalte nach rund 60 Minuten wieder mit Strom versorgt werden, um 20.10 Uhr erhielten alle Haushalte wieder Strom.